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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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möglicherweise nicht bis nach ganz oben schaffen, aber stets Schlüsselstellungen einnehmen, die ihrer Qualitäten bedurften.
    Warum habe ich mich neben sie gesetzt?
    Dann und wann wählte Odrade sich eine bestimmte Begleiterin aus, wenn sie den Speisesaal aufsuchte. Meist Akoluthen. Sie konnten einem so viel offenbaren. Sehr oft fanden Berichte ihren Weg ins Arbeitszimmer der Mutter Oberin: persönliche Beobachtungen der Prokuratorinnen über die eine oder andere Akoluthe. Aber manchmal suchte Odrade sich einen Platz aus, ohne sagen zu können, warum. Wie heute abend. Warum gerade hier?
    Zu einer Konversation kam es selten, es sei denn, die Mutter Oberin brachte eine in Gang. In der Regel nahm man sie freundlich auf und unterhielt sich ungezwungen über vertraulichere Dinge. Der Rest hörte dann interessiert zu.
    Odrade legte bei solchen Gelegenheiten des öfteren ein Verhalten von beinahe religiöser Gelassenheit an den Tag. Es besänftigte die Nervösen. Akoluthen waren ... nun, Akoluthen, aber die Mutter Oberin war ihre Oberhexe. Nervosität war etwas Natürliches.
    Hinter Odrade flüsterte jemand: »Heute abend hat sie Streggi auf dem Kieker.«
    Auf dem Kieker. Odrade kannte diesen Ausdruck. Schon die Schüler der Antike hatten ihn verwendet. Sie hieß also Streggi. Aber im Moment soll es unausgesprochen bleiben. Namen enthalten Magie.
    »Hat dir das Abendessen geschmeckt?« fragte Odrade.
    »Es war annehmbar, Mutter Oberin.« Man gab keine falsche Ansicht kund, aber der Themenwechsel hatte Streggi verwirrt.
    »Es war zerkocht«, sagte Odrade.
    »Es wird so vielen aufgetragen, Mutter Oberin, wie kann man es da jedem recht machen?«
    Sie ist ehrlich, und das ist gut.
    »Deine linke Hand zittert«, sagte Odrade.
    »Sie machen mich nervös, Mutter Oberin. Und ich bin gerade erst aus dem Übungsraum gekommen. Es war sehr ermüdend heute.«
    Odrade analysierte das Zittern.
    »Du hast heute den Hebelwurf geübt.«
    »Hat er zu Ihrer Zeit auch so weh getan, Mutter Oberin?« (Damals, in der Antike?)
    »Ebenso wie heute. Schmerz bildet, hat man mir erzählt.«
    Es weichte die Dinge etwas auf. Geteilte Erfahrungen; das Schulterklopfen der Prokuratorinnen.
    »Ich verstehe nichts von Pferden, Mutter Oberin.« Streggi schaute auf ihren Teller. »Dies kann doch kein Pferdefleisch sein. Ich bin sicher, ich ...«
    Odrade lachte laut auf und zog erstaunte Blicke auf sich. Sie legte eine Hand auf Streggis Arm und schmunzelte. »Danke, meine Liebe. Mich hat seit Jahren niemand mehr so zum Lachen gebracht. Ich hoffe, dies ist der Anfang einer langen und fröhlichen Verbindung.«
    »Vielen Dank, Mutter Oberin, aber ich ...«
    »Ich werde dir die Sache mit dem Pferd erklären. Es war witzig von mir gemeint und sollte dich nicht herabwürdigen. Ich möchte, daß du ein kleines Kind auf den Schultern trägst und es schneller bewegst, als seine kurzen Beine es tragen können.«
    »Wie Sie wünschen, Mutter Oberin.« Keine Einwände, keine weiteren Fragen. Natürlich hatte sie Fragen, aber die Antworten würden noch etwas auf sich warten lassen, und Streggi wußte es.
    Die Zeit der Magie.
    Als sie ihre Hand zurückzog, sagte Odrade: »Dein Name?«
    »Streggi, Mutter Oberin. Aloana Streggi.«
    »Nimm dir Zeit, Streggi! Ich werde mir die Obstgärten ansehen. Wir brauchen sie ebenso zur Aufrechterhaltung unserer Moral wie zu Nahrungszwecken. Du meldest dich heute noch bei der Einsatzleitung. Melde, daß ich dich morgen früh um sechs in meinem Arbeitszimmer sehen will.«
    »Ich werde dort sein, Mutter Oberin. Werde ich weiterhin an Ihrer Karte arbeiten?« Odrade stand auf, um zu gehen.
    »Im Moment ja, Streggi. Aber bitte die Einsatzleitung, daß eine andere deinen Posten einnehmen soll. Und weise sie ein. Du wirst bald zu beschäftigt sein, um noch an der Karte zu arbeiten.«
    »Vielen Dank, Mutter Oberin. Die Wüste wächst sehr schnell.«
    Streggis Worte verliehen Odrade eine gewisse Befriedigung und vertrieben die Betrübnis, die sie den größten Teil des Tages beherrschte.
    Der Zyklus bekam eine erneute Chance; er machte eine weitere Wendung, zu dem ihn jene heimlichen Kräfte namens ›Leben‹ und ›Liebe‹ und wie man sie unnötigerweise sonst noch bezeichnete, veranlaßte.
    Deshalb wendet er sich. Deshalb erneuert er sich. Magie. Welche Hexerei könnte die Aufmerksamkeit von diesem Wunder ablenken?
    In ihrem Arbeitszimmer gab sie einen Befehl an die Wetterkontrolle. Dann brachte sie die Werkzeuge ihres Büros zum Schweigen und

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