Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
von den gesamten Irreführungen ihrer Vergangenheit je würde freimachen können. Warum sollte ich? Schon wieder eine Täuschung.
    »Du sollst verdammt sein, Odrade!«
    Erst als sie sie ausgesprochen hatte, bemerkte sie, daß sie diese Worte nicht nur gedacht hatte. Sie wollte sich mit der Hand über den Mund fahren, hielt jedoch mitten in der Berührung inne. Der Fiebertraum sagte: »Was soll's?«
    »Erziehungsbürokratien legen die kindliche Neugier lahm.« Odrade, erklärend. »Die Jungen müssen den Daumen von oben spüren. Sie dürfen niemals wissen, wie gut sie sein können. Dies bringt Veränderung. Man verbringt Stunden damit, in Komitee-Konferenzen darüber zu reden, wie man mit widerspenstigen Schülern fertig wird. Verschwende bloß keine Zeit damit, darüber zu reden, inwiefern sich der Durchschnittslehrer von den sich zeigenden Talenten bedroht fühlt, und wie er sie unterdrückt, weil er das tiefsitzende Verlangen verspürt, sich in einer unbedrohten Umgebung überlegen und sicher zu fühlen!«
    Sie sprach über die Geehrten Matres.
    Durchschnittslehrer?
    Da war es: Hinter der Fassade der Weisheit waren die Bene Gesserit unkonventionell. Oft dachten sie gar nicht übers Lehren nach; sie lehrten einfach.
    Ihr Götter! Ich möchte so sein wie sie!
    Der Gedanke schockierte sie. Sie sprang auf und stellte sich in Kampfposition.
    Die Einsicht biß tiefer als je zuvor. Sie wollte diese Lehrerinnen nicht enttäuschen. Offenheit und Ehrlichkeit. Jede Akoluthe wußte es. »Basiswerkzeuge des Lernens«, hatte Odrade gesagt.
    Abgelenkt durch ihre Gedanken, rutschte Murbella heftig aus. Sie erhob sich und strich sich über ihre abgeschürfte Schulter.
    Anfangs hatte sie angenommen, daß die Beteuerung der Bene Gesserit eine Lüge darstellte. Ich bin so offen zu euch, daß ich euch unbedingt von meiner unerschütterlichen Ehrlichkeit berichten muß.
    Aber ihr Tun bestätigte ihre Behauptung. Odrades Stimme durchdrang den Fiebertraum: »So urteilst du.«
    Sie hatten etwas in ihrem Geist, in ihren Erinnerungen, und eine dermaßen ausgeglichene Intelligenz, wie sie keine Geehrte Mater je aufgewiesen hatte. Beim Gedanken daran kam sie sich klein vor. Auftritt der Verkommenheit. Flecke überdeckten ihre fiebrigen Gedanken.
    Aber ich habe Talent! Es bedurfte Talent, um eine Geehrte Mater zu werden!
    Halte ich mich etwa immer noch für eine von ihnen?
    Die Bene Gesserit wußten, daß sie sich ihnen noch immer nicht völlig preisgegeben hatte. Welche Fähigkeiten zeichnen mich aus, auf die sie möglicherweise scharf sind? Doch gewiß nicht die der Täuschung.
    »Stimmen Handlungen und Worte überein? Miß deine Verläßlichkeit daran. Beschränke dich nicht auf die Worte!«
    Murbella bedeckte ihre Ohren mit beiden Händen. Halt den Mund, Odrade!
    »Wie unterscheidet ein Hellseher Aufrichtigkeit von einer fundamentaleren Beurteilung?«
    Murbella ließ beide Hände sinken. Vielleicht bin ich wirklich krank. Sie ließ ihren Blick durch den langgezogenen Raum schweifen. Es war niemand da, der diese Worte hätte äußern können. Jedenfalls gehörte die Stimme Odrade.
    »Wenn du dich selbst aufrichtig überzeugst, kannst du den größten Kappes reden (ein wundervolles altes Wort; schlag es mal nach); den absolut hirnrissigsten Quatsch, und man wird dir glauben. Aber keiner unserer Hellseher.«
    Murbellas Schultern sanken herab. Sie wanderte ziellos durch den Übungsraum. Gab es keinen Ort, an den sie fliehen konnte?
    »Achte auf die Konsequenzen, Murbella! So stöbert man Dinge auf, die funktionieren. Darum geht es in all unseren Wahrheiten.«
    Pragmatismus?
    Dann stöberte Idaho sie auf. Er reagierte mit einer Frage auf ihren wilden Blick: »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich glaube, ich bin krank. Wirklich krank. Zuerst dachte ich, es sei etwas, das Odrade mir zugefügt hat, aber ...«
    Er fing sie auf, als sie fiel.
    »Helft uns!«
    Zum ersten Mal war er froh über die Kom-Augen. In weniger als einer Minute war eine Suk-Ärztin bei ihnen. Sie beugte sich über Murbella, die Idaho auf dem Boden in den Armen wiegte.
    Die Untersuchung war kurz. Die Suk-Ärztin, eine grau werdende, ältere Ehrwürdige Mutter mit der traditionellen Diamant-Tätowierung auf der Stirn, richtete sich auf und sagte: »Zu viel Stress. Sie hat sich nicht an ihre Grenzen herangetastet, sondern ist über sie hinausgeschossen. Wir bringen sie in die Sensibilisierungsklasse zurück, bevor wir sie weitermachen lassen. Ich schicke die Prokuratorinnen.«
    An diesem

Weitere Kostenlose Bücher