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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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schlampig. Die Kleider lagen dort herum, wo man sie hatte hinfallen lassen; Salbenkrüge waren offen, die Betten ungemacht, Essensreste vergammelten auf den Tellern, die auf dem Boden standen. Ich fragte sie, warum sie diese Unordnung nicht beseitigt hätte. Sie sagte, das sei nicht ihre Arbeit. Diejenige, die dort aufräumte, durfte das Quartier erst nach Einbruch der Nacht betreten.«
    Innen pfui!
    Wer so war, würde wahrscheinlich auch geistig in so einer Umgebung leben.
    Odrades Augen öffneten sich plötzlich. Sie konzentrierte sich auf das Van Gogh-Gemälde. Meine Wahl. Es verlieh der langen Spanne menschlicher Geschichte einen Zug, den ihre uralten Erinnerungen nicht hatten. Du hast mir eine Nachricht geschickt, Vincent. Und weil du es bist, werde ich mir das Ohr nicht abschneiden – oder sinnlose Liebesbriefe an diejenigen schicken, die sich eh nicht darum scheren. Das ist das mindeste, was ich tun kann, um dich zu ehren.
    Die Schlafzelle wies einen vertrauten Duft auf, die pfefferige Schärfe der Gartennelke. Odrades Lieblings-Blumenparfüm. Die Bediensteten versprühten es hier als olfaktorischen Hintergrund.
    Sie schloß die Augen erneut, und ihre Gedanken kehrten zur Spinnenkönigin zurück. Odrade hatte das Gefühl, als verleihe diese Übung der gesichtslosen Frau eine zusätzliche Dimension.
    Murbella hatte gesagt, eine Kommandierende Geehrte Mater brauche bloß einen Befehl zu geben, dann brächte man ihr alles, was sie wolle.
    »Alles?«
    Murbella beschrieb bekannte Beispiele: äußerst bizarre Sexualpartner, widerliche Süßigkeiten, emotionale Orgien, in Gang gesetzt durch Vorführungen außergewöhnlicher Grausamkeit.
    »Sie sind stets auf der Suche nach Extremen.«
    Die Berichte der Spitzel und Agenten hatten Murbellas halb-bewundernde Aussagen bestätigt.
    »Jeder sagt, daß sie ein Recht zum Herrschen haben.«
    Diese Frauen sind aus einer autokratischen Bürokratie hervorgegangen.
    Viele Anhaltspunkte bestätigten dies. Murbella hatte von Geschichtsunterweisungen berichtet, die besagten, daß die Geehrten Matres die Forschungsarbeiten zur Erringung sexueller Dominanz über ihr Volk aufgenommen hatten, ›als die Besteuerung für die Herrschenden zu bedrohlich wurde‹.
    Ein Recht zum Herrschen?
    Odrade hatte nicht den Eindruck, daß diese Frauen auf einem solchen Recht beharrten. Nein. Sie gingen davon aus, daß man ihr Recht in dieser Hinsicht gar nicht in Frage stellen durfte. Niemals! Es gab keine falschen Entscheidungen. Konsequenzen? Ach, was! Sie kamen einfach nicht vor.
    Odrade setzte sich aufrecht auf ihre Koje. Sie wußte, daß sie den Einblick, nach dem sie gesucht hatte, gefunden hatte.
    Irrtümer finden nicht statt.
    Dies würde einen riesigen Behälter erforderlich machen, in dem man das Unbewußte ablud. Das Bewußtsein, das winzig kleine, lugte dann in ein Universum hinaus, das sie selbst erschaffen hatten!
    Ohhhh, herrlich!
    Odrade rief nach ihrer Nachtzofe, einer Akoluthe im Ersten Stadium, und bat um einen Melangetee, der ein gefährliches Stimulans enthielt – etwas, das ihr helfen würde, ihr körperliches Schlafverlangen hinauszuschieben. Aber zu einem Preis ...
    Die Akoluthe zögerte, bevor sie gehorchte. Kurz darauf war sie mit dem auf einem kleinen Tablett dampfenden Becher wieder zurück.
    Odrade war schon vor langer Zeit zu dem Schluß gekommen, daß der mit dem kalten Ordensburgwasser aufgesetzte Tee einen Geschmack aufwies, der sich tief in ihre Psyche hineinarbeitete. Das bittere Stimulans beraubte sie dieses erfrischenden Geschmacks und nagte an ihrem Gewissen. Die Wachen würden reden. Sorgen, Sorgen, Sorgen. Würden die Prokuratorinnen erneut abstimmen?
    Sie nippte langsam, gab dem Stimulans Zeit, seine Arbeit aufzunehmen. Die Verurteilte lehnt ihre Henkersmahlzeit ab. Schlürft Tee.
    Plötzlich schob sie den leeren Becher beiseite und verlangte nach warmer Kleidung. »Ich gehe noch draußen in den Gärten spazieren.« Die Nachtzofe enthielt sich jeglichen Kommentars. Jeder hier wußte, daß Odrade oft dort draußen herumspazierte, sogar bei Nacht.
    Innerhalb weniger Minuten befand sie sich auf dem schmalen, umzäunten Pfad, der zu ihrem Lieblingsgarten führte. Die Beleuchtung lieferte ein Miniglobus, der an einer kurzen Kordel an ihrer rechten Schulter befestigt war. Eine kleine Herde schwarzer Rinder, die von der Schwesternschaft gehalten wurden, kam an den Zaun. Die Tiere musterten Odrade, als sie daran vorbeiging. Sie schaute auf die feuchten Nüstern und

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