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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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inhalierte den satten Alfalfageruch, den der Dunst ihres Atems verbreitete. Sie hielt an. Die Kühe schnupperten und witterten die Pheromone, die ihnen klar machten, wer sie war. Dann kehrten sie zu dem Futterstapel zurück, den die Hüter der Herde in der Nähe des Zauns errichtet hatten.
    Odrade wandte den Rindern den Rücken zu und blickte vom Rand der Weide aus auf die blattlosen Bäume. Ihr Miniglobus verbreitete einen Kreis gelben Lichts, der die winterliche Ödnis nur noch mehr betonte.
    Nur wenige verstanden, warum dieser Ort sie anzog. Es war nicht damit getan, zu sagen, daß besorgte Gedanken hier Beruhigung fanden. Sogar im Winter, wenn der Frost einem unter den Füßen knirschte. Dieser Garten war eine hart erkämpfte Ruhe zwischen den Stürmen. Odrade schaltete den Miniglobus ab und ließ ihre Beine einem vertrauten Weg in die Dunkelheit hinein folgen. Dann und wann schaute sie zum Sternenlicht hinauf, von dem sich blattlose Zweige abhoben. Stürme. Sie spürte, daß ein Sturm auf sie zukam, den kein Meteorologe erwarten konnte. Stürme erzeugen Stürme. Wut erzeugt Wut. Rache erzeugt Rache. Krieg erzeugt Krieg.
    Der alte Bashar war ein Meister im Durchbrechen von Kreisläufen gewesen. Ob sein Ghola dieses Talent immer noch aufwies?
    Welch ein gefährliches Spiel.
    Odrade schaute auf die Rinder zurück, eine dunkle Zusammenballung unter sternbeleuchtetem Dunst. Sie drängten sich wegen der Wärme aneinander, und sie hörte ein vertrautes Mahlen, als sie ihr Futter verzehrten.
    Ich muß nach Süden gehen, in die Wüste. Sheeana von Angesicht gegenüberstehen. Die Sandforellen wachsen. Warum gibt es keine Sandwürmer?
    Zu den sich am Zaun zusammendrängenden Rindern sagte sie vernehmlich: »Freßt euer Gras! Das ist es, was man von euch erwartet.«
    Sollte eine zuhörende Wachhündin diese Worte auffangen, wußte Odrade, würde sie allerhand zu tun haben, eine Erklärung dafür zu finden.
    Aber ich habe die Herzen unserer Feinde durchschaut, und sie tun mir leid.

20
     
Um ein Ding zu erfassen, muß man seine Grenzen kennen. Nur wenn man es über seine Widerstandsfähigkeit hinaus prüft, wird seine wahre Natur sichtbar.
Die Amtal-Regel
     
Verlaß dich nicht auf die Theorien, wenn dein Leben auf dem Spiel steht!
Bene Gesserit-Kommentar
     
     
    Duncan Idaho stand ungefähr in der Mitte des Nicht-Schiff-Übungsraums; drei Schritte von ihm entfernt befand sich das Ghola-Kind. Ausgeklügelte Ausbildungsgerätschaften umgaben sie in nächster Nähe. Manche erschöpften einen nur, andere waren gefährlich.
    Das Kind sah an diesem Morgen bewundernd und vertrauensvoll in die Welt.
    Verstehe ich ihn besser, weil ich auch ein Ghola bin? Eine fragwürdige Annahme. Man hat ihn auf eine gänzlich andere Weise herangezogen, als man mich gestaltet hat. – Gestaltet! Das trifft den Sachverhalt voll.
    Die Schwesternschaft hatte soviel wie möglich von Tegs Originalkindheit kopiert. Selbst einen bewundernden zu ihm aufschauenden jüngeren Gefährten, der für seinen längst vergangenen Bruder stand. Und Odrade verpaßte ihm eine Vollausbildung! So wie es Tegs richtige Mutter getan hatte.
    Idaho erinnerte sich an den alten Bashar, aus dessen Zellen man dieses Kind produziert hatte. Ein besonnener Mann, dessen Analysen man Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte. Es fiel Idaho leicht, sich auf das Verhalten und die Worte des Mannes zurückzubesinnen:
    »Der echte Krieger versteht seinen Gegner oftmals besser als seine Freunde. Eine gefährliche Fallgrube, wenn man aus Verständnis Sympathie werden läßt, wie es natürlich vorkommt, wenn man ohne Führung ist.«
    Es war nicht leicht, sich vorzustellen, daß der hinter diesen Worten steckende Geist irgendwo latent in diesem Kind vorhanden war. Der Bashar war so besonnen gewesen; er hatte ihn in jenen längst vergangenen Tagen in der Gammu-Festung Sympathie gelehrt.
    »Sympathie für den Feind – gleichermaßen die schwache Seite von Polizei und Armee. Am gefährlichsten sind die unbewußten Sympathien, die einen dazu führen, den Feind unversehrt zu lassen, weil er die Rechtfertigung für deine Existenz ist.«
    »Herr?«
    Wie sollte diese Piepsstimme je den Kommandoton des alten Bashar hervorbringen?
    »Was ist denn?«
    »Warum stehen Sie nur da rum und schauen mich an?«
    »Man hat den Bashar ›Väterchen Verläßlich‹ genannt. Hast du das gewußt?«
    »Ja, Herr. Ich habe seine Lebensgeschichte studiert.«
    Ging es nun um ›Söhnchen Verläßlich‹? Warum wollte

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