Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
Gesandten standen an einer steinernen Wand, um zu beobachten und aufzuzeichnen. Ihre Gesichter waren blass bis auf gerötete Stellen aus rohem Fleisch, in dem Schläuche und Implantate steckten. Die Maschinen gurgelten und zischten. Die Beobachter waren schon seit Jahren hier, und jeden Tag rechnete Khrone damit, dass einer von ihnen zusammenbrach und auseinanderfiel, aber diese geflickten Menschen blieben unverändert, sahen zu und warteten.
Heute würde er ihnen einen Erfolg vorführen.
Drei Assistenten geleiteten den hochmütigen jungen Ghola herein. In der Rolle der Wächter hatten sich die Gestaltwandler für das Aussehen von muskelbepackten Schlägern entschieden, die jemandem mit zwei Fingern das Genick brechen konnten. Wladimirs Haar war zerrauft, als hätte man ihn aus unruhigem Schlaf gerissen. Mit gelangweiltem Ausdruck blickte er sich in der Kammer um. »Ich habe Hunger.«
»Es wäre besser, wenn du nichts isst. Das verringert die Gefahr des Erbrechens«, sagte Khrone. »Andererseits wird eine körperliche Absonderung mehr oder weniger keinen Unterschied machen, wenn dieser Tag zu Ende gegangen ist.«
Wladimir schüttelte die bulligen Wächter mit einem Achselzucken ab. Sein Blick huschte hin und her, misstrauisch, kampflustig. Als er die Ketten, den Tisch und die Folterinstrumente sah, lächelte der Ghola voller Vorfreude. Khrone deutete auf die Ausrüstung. »Das ist für dich.«
Wladimirs Augen leuchteten. »Soll ich heute Häutungstechniken lernen? Oder etwas, das weniger blutig ist?«
»Du wirst das Opfer sein.«
Bevor der Junge reagieren konnte, hatten die Wachen ihn gepackt und zerrten ihn zum Tisch hinüber. Khrone erwartete, dass sich das runde Gesicht zu einer Miene des Entsetzens verzog. Doch statt zu fluchen, zu heulen oder sich zu wehren, rief der Junge nur: »Wie kann ich darauf vertrauen, dass du weißt, was du tust? Oder dass du es nicht vermasselst?«
Khrone zeigte ein sanftes, väterliches Lächeln. »Ich lerne sehr schnell.«
Die Gesandten wechselten Blicke miteinander, dann widmeten sie sich wieder der Beobachtung Wladimirs und nahmen stumm jedes Detail in sich auf. Khrone wollte für ihre fernen Meister eine gute Show inszenieren. Die kräftigen Wächter schnallten die Arme des jungen Mannes fest, dann fesselten sie seine Fußgelenke.
»Nicht so straff, dass er gar nicht mehr um sich schlagen kann«, wies Khrone sie an. »Das könnte ein wichtiger Teil des Vorgangs sein.«
Wladimir hob den Kopf und wandte sich dem lächelnden Khrone zu. »Sagst du mir, was du vorhast? Oder gehört es zum Spiel, dass ich es nicht genau weiß?«
»Die Gestaltwandler haben entschieden, dass die Zeit gekommen ist, deine Erinnerungen zu wecken.«
»Gut. Ich bin schon ganz ungeduldig.« Dieser Ghola hatte die unheimliche Neigung, unerwartete Dinge zu sagen, um jeden zu desorientieren, der versuchte, über ihn die Oberhand zu gewinnen. Seine Bereitschaft mochte sich als Hindernis erweisen, wenn es darum ging, ihn in eine Krise zu stürzen, um den Vorgang auszulösen.
»Auch meine Meister fordern es«, fuhr Khrone fort, um die Gesandten zufrieden zu stellen, die immer noch an der Wand standen. »Wir haben dich nur zu einem einzigen Zweck erschaffen. Du brauchst deine Erinnerungen, du musst wieder zu Baron Wladimir Harkonnen werden, bevor du deine Aufgabe erfüllen kannst.«
Wladimir gluckste. »Warum sollte mich das interessieren?«
»Es ist eine Aufgabe, für die du hervorragend geeignet bist.«
»Woher weißt du dann, dass ich sie auch erfüllen will? «
»Wir werden dafür sorgen, dass du das willst. Hab keine Sorge.«
Wladimir lachte erneut, als man ihm einen festen Riemen über den Brustkorb legte. Lange Nadeln stachen in seine Haut, um den Schmerz zu verstärken, und Khrone zog den Gurt straff.
»Ich hab keine Angst«, sagte Wladimir.
»Das lässt sich ändern.« Khrone gab ein Zeichen, und seine Assistenten brachten eine Agoniebox herein.
Er wusste von den alten Tleilaxu, dass Schmerz ein notwendiger Bestandteil bei der Erweckung der Erinnerungen eines Gholas war. Als Gestaltwandler mit exakten Kenntnissen des menschlichen Nervensystems und der Schmerzzentren fühlte sich Khrone dieser Aufgabe gewachsen.
»Tu dein Schlimmstes!« Der Junge stieß ein kehliges Lachen aus.
»Im Gegenteil. Ich werde mein Bestes tun.«
Die Box war ein uraltes Instrument, das die Bene Gesserit zur Provokation und zum Testen benutzten. Die Seitenflächen waren mit unverständlichen Symbolen, gezackten
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