Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
schweißgetränkte Kleidung und das trotzige Grinsen auf dem geröteten Gesicht betrachtete, erkannte der Gestaltwandler ein anderes mögliches Problem. Die Folter mochte aus einem ganz einfachen Grund unwirksam sein – weil dieser Ghola tatsächlich Vergnügen daran empfand.
ACHTER TEIL
Neunzehn Jahre nach der Flucht von Ordensburg
65
Jene, die glauben, dass sie am klarsten sehen, sind oft blinder als alle anderen.
Aphorismus der Bene Gesserit
Sheeana tanzte erneut zwischen den Würmern, wie sie es als Kind auf Rakis getan hatte. Im riesigen Frachtraum der Ithaka erhoben sich die sieben Geschöpfe um sie herum und wanden sich schwankend wie flexible Metronome. Sie bildeten Sheeanas bizarres Publikum, als sie mit den bloßen Füßen stampfte, die Arme hob und sich auf dem Dünenkamm drehte.
Von den Menschen auf Rakis war der heilige Tanz als Siaynoq bezeichnet worden. Mit ihren wilden Bewegungen wirbelte sie Sand auf und hatte sich völlig vergessen. Der Siaynoq verbrannte ihre Emotionen und ihre überschüssige Energie. Er war so intensiv, dass die Zweifel aus ihrem Geist und die Not aus ihrem Herzen vertrieben wurden.
Die Würmer reagierten auf ihren Tanz und reckten sich hoch empor. Sheeana gönnte sich keine Atempause. Schweißtropfen flogen ihr von der Stirn und tränkten ihr Haar. Sie musste ihre Gedanken reinigen, um Furcht und Zweifel aus ihrem Bewusstsein zu brennen.
Als sie vor drei Jahren den toten Seuchenplaneten der Geehrten Matres hinter dem versagenden Nicht-Schild zurückgelassen hatten, hatte Sheeana das unheilvolle Gespenst der Besorgnis in ihrem Geist gespürt. Eine Welt voller toter Frauen, zusammen mit ihren Anhängern und Sklaven – ausgelöscht von etwas, das sie nicht verstanden, das sie völlig unvorbereitet getroffen hatte.
Sheeana wusste, dass die verhassten Geehrten Matres jede grausame Strafe verdient hatten, die sie selbst zu verantworten hatten. Aber hätte sie wirklich sämtliche Menschen auf dem Planeten dahinraffen müssen? Zweifellos hatten es nicht alle verdient, auf so schreckliche Weise zu sterben.
Und wie viele andere Welten mochten ebenfalls durch Seuchen des Feindes heimgesucht worden sein? Wie viele Billionen Menschen waren an einer Krankheit mit einer Sterblichkeitsrate von einhundert Prozent umgekommen? Und wie viele würde der Feind noch töten, nachdem die Huren jetzt wie ein Rudel wilder Hunde ins ungeschützte Alte Imperium geflohen waren – damit der Feind ihrer Fährte folgen konnte?
Sheeana stolperte während ihres Tanzes im weichen Sand. Sie konnte das Gleichgewicht wahren, indem sie einen Salto rückwärts vollführte, dann setzte sie die Drehungen fort. Trotz der Anstrengung fand sie nicht den inneren Frieden, nach dem sie sich so verzweifelt sehnte. Der endlose Tanz machte ihre besorgten Vorstellungen nur umso klarer. Der melangegeschwängerte Atem der Sandwürmer umwehte sie wie der Nebel eines anrückenden Sturms.
Kurz vor der völligen Erschöpfung brach Sheeana auf dem Sand zusammen. Zuerst ließ sie ihre Knie einknicken, dann fiel sie auf die Seite, während sie schwer atmete. Sie drehte sich auf den Rücken und blickte zur hohen Decke des Frachtraums hinauf. Ihre Muskeln schmerzten, ihre Glieder zitterten. Mit geschlossenen Augen spürte sie, wie ihr Herz im Rhythmus imaginärer Kriegstrommeln schlug. Sie würde eine große Dosis Melange zu sich nehmen müssen, um sich wieder aufzupäppeln.
Unter ihr bebte der Sand, als eins der Geschöpfe näher kam. Sie setzte sich auf, während das Monstrum vorbeiglitt, einen Sandwall aufwarf und dann anhielt. Sheeana fand einen letzten Energierest, zog sich hoch und lehnte sich gegen ein hartes, gewölbtes Segment des Wurms. Es war mit Staub überkrustet, und sie spürte die Festigkeit und die Kraft, die sich darunter verbarg.
Sie hob den Arm und legte ihn auf den Körper des Tieres. Sie wünschte sich, sie könnte auf das Segment klettern und mit ihm zum Horizont reiten. Aber hier im Nicht-Schiff war der Horizont – die Wand des Frachtraums – nicht weit entfernt. »Alter Shaitan, ich wünschte, ich hätte dein Wissen.«
Als sie zusammen mit dem säuselnden Tleilaxu-Meister Waff und der Ehrwürdigen Mutter Odrade in die Wüste von Rakis hinausgeritten waren, hatte der Sandwurm sie gezielt zu den leeren Ruinen des Sietch Tabr gebracht. Drinnen hatte Odrade eine versteckte Botschaft von Leto II. gefunden. Mit seinen unvorstellbaren Fähigkeiten hatte der Gottkaiser
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