Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
die Stelle zu, an der sich das Nicht-Schiff befunden hatte – und prallten gegen die unsichtbare Hülle wie eine Schrotladung, die auf eine Wand traf.
Die Zusammenstöße erschütterten das gewaltige Schiff, und der Boden unter Duncans Füßen neigte sich. Obwohl überall auf den Kontrollkonsolen blinkende Lichter Schadensmeldungen anzeigten, sah er, das der Faltraumantrieb intakt und einsatzbereit war.
Die Holtzman-Triebwerke summten, und das Schiff begann mit der Bewegung durch und um das Gewebe des Universums herum. Allein auf der Navigationsbrücke beobachtete er die Aurora aus Farben und verzerrten Formen, die das große Schiff umgab.
Doch etwas störte – ein schimmerndes, vielfarbiges Gitter aus Energiefäden. Das Netz hatte sie wiedergefunden! Dank der Bändiger wusste der Feind nun genau, wo sie sich befanden.
Die Farben und Formen kehrten die Bewegung um, als sich der Raum wieder auffaltete. Nun konnte die nächste Welle der Verfolger auf die Verzerrung des Raums feuern und das Nicht-Schiff treffen, ohne dass sie es wirklich sehen mussten.
Duncan verfiel in den Mentatenmodus und suchte nach einer Lösung, bis schließlich in seinem Geist sich ein neuer Kurs kristallisierte, ein zufällig ausgewählter Weg, auf dem sie der Einschließung durch die Stränge entgehen konnten. Er schlug auf die Kontrollen und gab die Werte für eine neue Faltraum-Gleichung ein.
Diesmal umhüllte das Gewebe des Raums die Ithaka wie eine zärtliche Umarmung und zog sie in die Leere – fort vom Planeten, fort von den Bändigern und fort vom Feind.
88
Ganz gleich, wie komplex sich die menschliche Zivilisation entwickelt, es gibt immer wieder Zwischenphasen, in denen der Weg der Menschheit von den Aktionen eines einzigen Individuums abhängt.
Aus dem Tleilaxu Godbuk
Während der erbitterten Kämpfe zwischen Walküren und Geehrten Matres im Laborkomplex, inmitten der Explosionen und Brände und tieffliegenden Angriffsschiffe bemerkte niemand einen kleinwüchsigen Jugendlichen, der durch ein Loch flüchtete, das in die Wand eines Laborgebäudes gesprengt worden war, und durch den Rauch davonrannte.
Der einzige überlebende Waff-Ghola suchte Deckung und fragte sich, was er jetzt tun sollte. Die schwarz uniformierten Frauen von der Neuen Schwesternschaft marschierten in der Stadt umher und räumten auf. Bandalong war längst gefallen. Die Mater Superior war tot.
Trotz erheblicher Lücken in seinem Gedächtnis konnte sich Waff gut an die Schwierigkeiten erinnern, die die Bene Gesserit seinen Vorläufern gemacht hatten. Nachdem er gesehen hatte, wie seine sieben Brüder von den Geehrten Matres abgeschlachtet worden waren, hatte er nicht das Bedürfnis, sich von der einen oder anderen Frauenfraktion gefangen nehmen zu lassen. Dazu war das Wissen, das sich, wenn auch nur bruchstückhaft, in seinem Kopf befand, viel zu wertvoll. Sowohl die Hexen als auch die Huren waren Powindah, Außenstehende und Lügner.
Er eilte verstohlen durch die gefährlichen Straßen. Angesichts seiner Erinnerungen als Meister war Waff zutiefst betroffen, als er sah, wie diese heilige Stadt ins Chaos stürzte. Einst war Bandalong voller heiliger Stätten gewesen, unbefleckt von allen Fremdem. Das war vorbei. Er bezweifelte, dass Tleilax je wieder zu dem werden konnte, was es einmal gewesen war.
Doch im Augenblick war das gar nicht Waffs Hauptsorge. Die Gilde wollte ihn haben. Daran bestand kein Zweifel. Der Navigator, der seine grausame Erweckung beobachtet hatte, wusste um die Bedeutung, einen authentischen Tleilaxu-Meister in seiner Gewalt zu haben. Dagegen war der verlorene Narr Uxtal ein Nichts. Er verstand nicht, warum die Navigatoren ihn nicht schon während der ersten Angriffswelle gerettet hatten. Vielleicht hatten sie es versucht. Es hatte ein großes Durcheinander geherrscht.
Während er sich versteckte, dachte Waff über den Ansatz einer verlockenden Idee nach. Der Heighliner musste immer noch über Tleilax stehen.
* * *
Nach Anbruch der Dunkelheit fand der Ghola ein kleines Orbitalshuttle in einer Reparaturwerft am Rand der brennenden Stadt. Die Abdeckung der Triebwerke stand offen, und Werkzeug lag auf dem Boden verstreut. Er sah niemanden, als er sich vorsichtig näherte.
In einem heruntergekommenen Schuppen glitt eine Tür auf, und ein Tleilaxu der unteren Kaste in einem verdreckten Overall trat heraus. »Was machst du hier, Junge? Hast du Hunger?« Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und steckte es in
Weitere Kostenlose Bücher