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Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten

Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten

Titel: Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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Auswendiglernen zurückkehrte. Sie hatte ihre Unschuld verloren – das hatte sogar der Rabbi begriffen.
    Der alte Mann war Rebeccas Lehrer und Mentor gewesen. Vor Lampadas hatte sie vielleicht mit ihm diskutiert, um ihren Verstand zu schärfen, aber sie hätte nie an ihm gezweifelt. Sheeana verspürte Mitgefühl für Rebeccas Verlust. Nun musste sie zwangsläufig die immensen Lücken sehen, die selbst im Wissen und Begreifen des Rabbis klafften. Herauszufinden, dass der eigene Lehrmeister nur wenig wusste, war entsetzlich. Die Weltsicht des alten Mannes umfasste bestenfalls die äußerste Spitze des Eisbergs. Einmal hatte Rebecca Sheeana gestanden, dass sie ihre frühere, unschuldige Beziehung zum alten Mann vermisste, doch eine Umkehr war nun nicht mehr möglich.
    Der Rabbi trug eine weiße Kappe auf dem sich lichtenden Haupthaar. Er ging mit schnellen, energischen Schritten neben Rebecca. Seine grau in grau gehaltene Bordkleidung hing lose an seinem schmalen Körper, aber er weigerte sich, sie anpassen oder sich gar etwas Neues anfertigen zu lassen. Sein grauer Bart war in den letzten Jahren heller geworden und stand in deutlichem Kontrast zu seiner ledrigen Haut, aber dennoch erfreute er sich bester Gesundheit.
    Obwohl der verbale Schlagabtausch Rebecca nicht zu stören schien, hatte Sheeana inzwischen gelernt, den Rabbi in philosophischen Debatten nicht über einen bestimmten Punkt hinauszutreiben. Jedes Mal, wenn er kurz davor stand, einen Streit zu verlieren, deklamierte der alte Mann laut aus der Thora, ganz unabhängig davon, ob er die zahlreichen Bedeutungsebenen des Zitierten begriff, und stolzierte anschließend in Siegerpose davon.
    Die drei bewegten sich von einem Deck zum nächsttieferen, bis sie schließlich den Arrestbereich des Nicht-Schiffes erreichten. Das gestohlene Schiff war in der Diaspora gebaut worden, und die Geehrten Matres hatten es, wahrscheinlich mithilfe der heuchlerischen Raumgilde, lange Zeit geflogen. Jedes größere Schiff – selbst die Segelschiffe auf den Meeren der nahezu vergessenen Erde – verfügte über Verwahrungszellen für Unruhestifter. Der Rabbi wirkte nervös, als er begriff, wohin Rebecca sie führte.
    Sheeana wusste ganz genau, was sich im Arrestbereich befand: die Futar. Wie oft suchte Rebecca diese Geschöpfe auf? Sie waren halbe Tiere. Sheeana fragte sich, ob die Huren diese Arrestzellen als Folterkammern benutzt hatten, wie in einer alten Festung. Oder hatte man an Bord dieses Schiffes gefährliche Gefangene gehalten?
    Gefährlich. Sie konnten kaum gefährlicher gewesen sein als die vier Futar – Tiermenschen, die in den Schatten der Diaspora erschaffen worden waren, muskulöse Hybriden, die Menschen nicht näher standen als Tieren. Es waren geborene Jäger mit drahtigem Haar, langen Fangzähnen und scharfen Klauen. Tiere, die man zum Aufspüren und Töten gezüchtet hatte.
    »Weshalb sind wir hier, Tochter? Was suchst du bei diesen ... diesen unmenschlichen Wesen?«
    »Ich suche immer nur Antworten, Rabbi.«
    »Ein ehrenhaftes Streben«, warf Sheeana aus dem Hintergrund ein.
    Er fuhr herum und gab scharf zurück: »Manche Antworten sollten im Dunkeln bleiben.«
    »Und manche Antworten schützen vor dem Unbekannten«, sagte Rebecca, aber ihrem Tonfall war zu entnehmen, dass sie nicht glaubte, ihn jemals überzeugen zu können.
    Rebecca und Sheeana traten vor die durchsichtige Wand einer Arrestzelle, während der Rabbi ein Stück hinter ihnen verharrte. Sheeana stellte immer wieder fest, dass die Futar sie gleichzeitig faszinierten und abstießen. Selbst eingesperrt bewahrten sie ihre kraftvolle Haltung, immer auf der Lauer. Die Halbtiere bewegten sich ziellos umher, durch Zellenwände voneinander getrennt. In immergleichen Kreisen wanderten sie von der Seitenwand zur Tür und zur Rückwand und prüften dabei regelmäßig die Grenzen ihres Gefängnisses.
    Raubtiere sind Optimisten, begriff Sheeana. Das müssen sie sein. Sie konnte die aufgestaute Energie und die primitiven Bedürfnisse der Futar geradezu sehen. Sie sehnten sich danach, in weiten Sprüngen durch den Wald zu hetzen, Beutetiere zur Strecke zu bringen und Zähne und Klauen in weiches Fleisch zu schlagen.
    Während einer Schlacht auf Gammu waren die jüdischen Flüchtlinge zu den Truppen der Bene Gesserit gekommen und hatten gemäß dem alten Abkommen Schutz verlangt. Zur gleichen Zeit waren vier entlaufene Futar am Schiff eingetroffen und baten darum, zu den »Bändigern« gebracht zu werden. Man

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