Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
Schlüsselfiguren und großer Anführer zu verstärken«, fuhr Duncan fort. »Wir wissen wenig über den Feind, dem wir vielleicht gegenübertreten müssen, und es wäre dumm, einen möglichen Vorteil auszuschlagen.«
»Vorteil? Diese historischen Figuren sind ein wahres Schandpantheon für die Bene Gesserit«, warf Garimi ein. »Lady Jessica, Paul Muad'dib – und, am schlimmsten, der Tyrann Leto II.«
Garimis Stimme wurde schrill, und Stuka, eine ihrer Unterstützerinnen, fügte fest hinzu: »Haben Sie Ihr Bene-Gesserit-Training vergessen, Duncan Idaho? Ihre Argumentation ist nicht logisch. Alle Gholas, von denen hier die Rede ist, sind Relikte, Legendengestalten. Welche Bedeutung sollten sie für unsere gegenwärtige Krise haben?«
»Was ihnen an gegenwärtiger Bedeutung mangelt, machen sie durch die neuen Perspektiven wett, die sie uns eröffnen«, bemerkte Teg. »Allein schon die lebendige Geschichte in diesen Zellen würde jeden Religionsgelehrten und Wissenschaftler zu Begeisterungsstürmen veranlassen. Ganz sicher findet sich bei diesen Helden und Genies Wissen, das uns in jeder möglichen Lage von Vorteil sein kann. Allein die Tatsache, dass die Tleilaxu solchen Aufwand betrieben haben, um diese Zellproben an sich zu bringen und über Jahrhunderte hinweg zu bewahren, spricht für ihre Besonderheit.«
Die Ehrwürdige Mutter Calissa brachte berechtigte Bedenken zum Ausdruck – bislang hatte sie noch keinen Hinweis gegeben, für welche Seite sie stimmen würde. »Ich befürchte, dass die Gene in irgendeiner Art und Weise von den Tleilaxu manipuliert wurden – wie man es auch bei Duncan getan hat. Scytale rechnet auf unsere Ehrfurcht. Was ist, wenn er einen ganz anderen Plan verfolgt? Warum will er diese Gholas wirklich zurückholen?«
Duncan richtete den Blick auf die Sprecherin. »Der Tleilaxu-Meister befindet sich in einer sehr verwundbaren Position – deshalb muss er sichergehen, dass alle Gholas, die wir überprüfen werden, absolut fehlerfrei sind – sonst verliert er das, was er von uns will. Ich vertraue ihm nicht, aber ich vertraue seiner Verzweiflung. Scytale würde alles tun, um das zu bekommen, was er braucht. Er liegt im Sterben und braucht um jeden Preis einen eigenen Ghola – und das sollten wir zu unserem Vorteil nutzen. In Zeiten der Gefahr dürfen wir unser Vorgehen nicht von Angst leiten lassen.«
» Welches Vorgehen?«, schnaubte Garimi und warf einen Blick in die Runde. »Wir irren ziellos durchs All, auf der Flucht vor einer unsichtbaren Bedrohung, die nur Duncan sehen kann. Für die meisten von uns waren die Huren aus der Diaspora die eigentliche Gefahr. Sie haben unsere Schwesternschaft übernommen, und wir sind ins Exil gegangen, um die Bene Gesserit zu retten. Wir müssen einen Ort finden, an dem wir eine neue Ordensburg errichten, einen neuen Orden gründen und unsere Kräfte sammeln können. Deshalb haben wir begonnen, Kinder auszutragen, um unsere Zahl zu vergrößern.«
»Wodurch wir die begrenzten Ressourcen der Ithaka zusätzlich belasten«, sagte Sheeana.
Garimi und viele ihrer Parteigängerinnen gaben abfällige Laute von sich. »Dieses Nicht-Schiff hat genug Vorräte, um zehnmal so viele Menschen, wie derzeit an Bord sind, hundert Jahre lang zu versorgen. Wenn wir die Schwesternschaft retten wollen, müssen wir mehr werden und unseren Genpool erweitern. Wir müssen uns auf die Besiedelung eines neuen Planeten vorbereiten.«
Sheeana lächelte listig. »Ein Grund mehr, die Gholas ins Spiel zu bringen.«
Garimi rollte angewidert mit den Augen. Hinter ihr rief Stuka: »Diese Gholas wären unmenschliche Abscheulichkeiten.«
Sheeana hatte gewusst, dass jemand das sagen würde. »Ich finde es erstaunlich, wie abergläubisch einige unserer konservativen Schwestern sind. Wie analphabetische Bauern! Ich habe bisher kaum rationale Argumente von dieser Seite gehört.«
Garimi wandte sich zu ihrer ernst dreinschauenden Gefolgschaft um und schien daraus Kraft zu beziehen. »Rationale Argumente? Ich stelle mich diesem Vorschlag entgegen, weil er ganz offenkundig gefährlich ist. Wir kennen diese Gestalten aus unserer Geschichte. Wir kennen sie, und wir wissen, wozu sie fähig sind! Wollen wir etwa einen zweiten Kwisatz Haderach auf das Universum loslassen? Diesen Fehler haben wir bereits einmal gemacht. Inzwischen sollten wir es besser wissen.«
Duncan hatte nur seine Überzeugungen – ihm fehlten die Stimme der Bene Gesserit oder ihre Gabe für subtile Manipulationen.
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