Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
wirkungsvolle Tötungsmethode.
Mit starren Fingern stieß Murbella in Kiras Brustkorb und brach ihr zwei Rippen, aber gleichzeitig spürte sie den Schmerz, als bei dem Schlag auch ihre Finger brachen. Statt sich, wie sie erwartet hatte, zurückzuziehen, knurrte Kiria vor Schmerz und Wut, packte Murbellas Hals und Schultern und schlug ihren Schädel auf den Boden.
In Murbellas Ohren rauschte es, und sie spürte, wie ihr Schädel platzte. Huschende schwarze Flecken der Bewusstlosigkeit umkreisten ihr Sichtfeld wie winzige Geier, die auf frisches Aas warteten. Sie musste wach bleiben, musste weiterkämpfen. Wenn sie jetzt in Ohnmacht fiel, würde Kiria sie töten. Und wenn sie hier und jetzt unterlag, würde nicht nur sie sterben, sondern auch die Schwesternschaft. Das Schicksal der gesamten Menschheit konnte sich in diesem Augenblick entscheiden.
Janess beobachtete ihre Mutter voller Sorge, aber Laera und die anderen Ehrwürdigen Mütter waren gut ausgebildet und würden sich nicht in den Kampf einmischen. Die Vereinigung mit den Geehrten Matres hatte gewisse Konzessionen von Seiten der Bene Gesserit erforderlich gemacht, einschließlich des Rechts jeder Schwester, die Führungsrolle der Mutter Befehlshaberin auf die Probe zu stellen.
Kiria würgte sie weiter, während Murbella verzweifelt nach Atem rang. Sie blendete den Schmerz in ihren gebrochenen Fingern aus und schlug die Handflächen gegen Kirias Ohren. Während ihre plötzlich taub gewordene Gegnerin unter dem Hieb wankte, stach Murbella ihr mit einem gekrümmten Zeigefinger das rechte Auge aus. Blut und der zerstörte Augapfel rannen ihr übers Gesicht.
Kiria zog sich zurück und versuchte, auf die Beine zu kommen, aber Murbella folgte ihr mit einer schnellen Serie von Handschlägen und Fußtritten. Trotzdem war ihre Gegnerin noch nicht besiegt. Kiria rammte ihre Ferse in Murbellas Brustbein und ließ einen Seitenhieb gegen ihren Unterleib folgen. Etwas zerriss in ihr. Murbella spürte die Verletzung, konnte aber nicht sagen, wie schlimm sie war. Sie zapfte ihre letzten Reserven an und stieß Kiria mit der Schulter beiseite.
Die Geehrte Mater hatte die Lippen gebleckt und zeigte ihr blutiges Zahnfleisch. Kiria sammelte all ihre Kraft für den nächsten Schlag, ohne auf ihr verstümmeltes Gesicht zu achten. Doch als sie in Stellung gehen wollte, rutschte sie mit dem Fuß in der Blutlache des Sitzhundes aus. Dadurch geriet sie für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht – doch das genügte, um Murbella den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Ohne zu zögern platzierte die Mutter Befehlshaberin einen Schlag, der so heftig war, dass ihr Handgelenk brach – und Kirias Genick. Ihre Gegnerin stürzte tot zu Boden.
Murbella schwankte, während Janess mit sorgenvoller Miene vortrat, um ihrer Mutter und ihrer Vorgesetzten zu helfen. Murbella hob einen Arm. Die gebrochene Hand hing schlaff herab, aber sie verbannte den Schmerz aus ihrem Gesicht. »Ich kann auf eigenen Beinen stehen.«
Einige der jüngeren Ehrwürdigen Mütter waren mit aufgerissenen Augen und erschrockenen Gesichtern bis an die Wände des Sitzungsraumes zurückgewichen.
Murbella wünschte sich, neben ihrem Opfer zu Boden zu gehen und sich der Erschöpfung und den Schmerzen hinzugeben. Aber das konnte sie sich nicht erlauben – nicht wenn sie von so vielen Ehrwürdigen Müttern beobachtet wurde. Sie durfte niemals auch nur die leiseste Schwäche zeigen, vor allem nicht jetzt.
Murbella beruhigte ihren Atem, kratzte die letzten Reste ihrer Energie zusammen und sprach mit gleichmäßiger Stimme. »Ich werde mich jetzt in mein Quartier zurückziehen und ein wenig erholen.« Etwas leiser fügte sie hinzu: »Janess, lass mir aus der Küche ein kräftigendes Getränk bringen.« Sie warf einen letzten Blick auf die tote Kiria und blickte dann zu Janess, Laera und den ehrfürchtig erstarrten Zuschauerinnen. »Oder möchte jemand von euch meinen Zustand ausnutzen und mich ebenfalls herausfordern?« Trotzig hob sie ihr gebrochenes Handgelenk. Niemand nahm ihr Angebot an.
Innerlich und äußerlich verletzt konnte sich Murbella anschließend nicht mehr genau erinnern, wie sie in ihr Quartier gekommen war. Sie bewegte sich langsam, aber sie wollte sich von niemandem helfen lassen. Die anderen Ehrwürdigen Mütter spürten ihre Entschlossenheit und hielten Abstand zu ihr.
In ihrem schwach erleuchteten Zimmer stand der Gewürztrank schon bereit. Wie lange habe ich gebraucht, um den Weg hierher
Weitere Kostenlose Bücher