Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Kwisatz Haderach gewesen wie sein Vater.
Ein Schlüssel drehte sich in Sheeanas Geist und öffnete den Zugang zu anderen Gedanken. Vielleicht war der ernste zwölfjährige Leto für die Denkmaschinen ein blinder Fleck! Konnte er der finale Kwisatz Haderach sein, den sie suchten? Hatte Omnius überhaupt die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Maschinen den falschen geholt haben könnten? Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Prophezeiungen waren für Fehlinterpretationen berüchtigt. Vielleicht hatte Erasmus das Offensichtliche übersehen! Sie hörte die innere Stimme von Serena, wie sie über diese Möglichkeit lachte, und sie klammerte sich an dieses winzige Körnchen der Hoffnung.
»Dann wollen wir zum Frachtraum gehen.« Sheeana nahm den Jungen an der Hand, und sie eilten durch die Korridore und Schächte zu den unteren Decks.
Während sie sich den großen Türen näherten, hörte Sheeana lautes Donnern von der anderen Seite. Die aufgeregten Würmer hetzten von einem Ende des kilometerlangen Raums zum anderen und warfen sich gegen die Wände.
Als sie die Zugangstür erreicht hatten, wirkte der junge Leto, als könnte er jeden Augenblick zusammenbrechen. »Wir müssen hineingehen«, sagte er mit gerötetem Gesicht. »Die Würmer ... ich muss mit ihnen reden, sie beruhigen.«
Sheeana, die noch nie zuvor Angst vor den Sandwürmern gehabt hatte, zögerte nun. Sie machte sich Sorgen, dass sie in diesem wilden Zustand vielleicht eine Gefahr für sie oder Leto darstellten. Aber der Junge bediente bereits die Kontrollen, und die versiegelte Tür glitt zur Seite. Heiße, trockene Luft schlug ihnen ins Gesicht. Leto watete hinaus, bis zu den Knien im weichen Sand versunken, und Sheeana eilte ihm hinterher.
Als Leto die Arme hob und rief, stürmten alle sieben Würmer wie hungrig schnaufende Raubtiere auf ihn zu, angeführt vom größten Wurm, Monarch. Sheeana konnte die glühenden Wellen ihrer Wut spüren, ihr Bedürfnis nach Zerstörung ... aber etwas sagte ihr, dass dieser Zorn nicht gegen sie oder Leto gerichtet war. Die Geschöpfe erhoben sich aus dem Sand und ragten vor den zwei Menschen auf.
»Das Schiff ist von Denkmaschinen umgeben«, sagte Sheeana zu Leto. »Werden die Würmer ... werden sie für uns kämpfen?«
Der Junge wirkte verzweifelt. »Sie werden meinem Weg folgen, wenn ich es ihnen befehle, aber ich kann den Pfad selber noch nicht erkennen.«
Sie sah ihn an und fragte sich erneut, ob dieser Junge der endgültige Kwisatz Haderach sein konnte, das von Omnius übersehene Glied in der Kette. Was wäre, wenn Paul Atreides nicht mehr als eine Finte im finalen Duell zwischen Mensch und Maschine war?
Leto schüttelte sich und schien sich zur Entschlossenheit aufzuraffen. »Aber mein voriges Ich, der Gottkaiser, hatte enorme prophetische Gaben. Vielleicht hat er auch dies vorhergesehen und die Tiere darauf vorbereitet. Ich ... vertraue ihnen.«
Darauf senkten sich die Würmer gleichzeitig, als würden sie sich verbeugen. Leto schwankte, und sie ahmten die schwankenden Bewegungen nach. Für einen Augenblick schienen sich die Wände des Frachtraums zurückzuziehen und die Sanddünen bis in die Ewigkeit zu erstrecken. Die Decke verschwand in einem schwindelerregenden Schleier aus Staub. Dann rückte plötzlich alles wieder an seinen Platz.
Leto hielt den Atem an und rief: »Der Goldene Pfad kommt zu mir! Es ist an der Zeit, die Würmer freizulassen – hier und jetzt.«
Sheeana spürte, dass es richtig war, was er sagte, und wusste, was zu tun war. Die Systeme waren immer noch darauf programmiert, ihre Anweisungen zu befolgen. »Die Maschinen haben die Waffen und Triebwerke deaktiviert, aber ich kann immer noch die großen Türen des Frachtraums öffnen.«
Sie eilte mit Leto zu den Kontrollen im Vorraum, wo sie die Befehle eingab. Maschinen summten und arbeiteten. Dann öffnete sich unter hallendem Lärm eine Lücke in den seit langer Zeit versiegelten Wänden. Vom Korridor aus beobachteten Sheeana und der Junge, wie die riesigen Türen aufglitten, wie zusammengebissene Zähne, die auseinander gezwängt wurden.
Tonnenweise Sand strömte hinaus und riss die Sandwürmer mit sich auf die Straßen der Maschinenhauptstadt.
73
Prophezeiungen offenbaren keine absoluten Tatsachen, sondern nur Möglichkeiten. Der sicherste Weg, den genauen Ablauf der Zukunft zu erfahren, besteht darin, sie in Echtzeit mitzuerleben.
Aus »Gespräche mit Muad'dib«,
von Prinzessin Irulan
»Ein Duell wäre
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