Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
stand Sheeana mit halb geschlossenen Augen da. Die Bevölkerung an Bord der Ithaka war gewachsen und hatte sich im Laufe der Jahre über das Nicht-Schiff ausgebreitet. Selbst sie wusste nicht mehr genau, wie viele Kinder es gab, obwohl sie es ohne Schwierigkeiten hätte in Erfahrung bringen können. Zumindest ging sie davon aus.
»Also, Serena Butler«, sprach sie murmelnd ihre Weitergehenden Erinnerungen an. »War dein Mörder oder deine Mörderin in diesem Raum? Wenn es keine von ihnen war, wer dann?«
Serenas Stimme erklang voller Traurigkeit. Ein Lügner kann sich hinter Barrikaden verstecken, aber irgendwann wird jede Barrikade fallen. Dir stehen noch andere Möglichkeiten offen, den Mörder zu finden. Es wird mit Sicherheit weitere Sabotageakte geben.
* * *
Zuerst überprüften sich die Wahrsagerinnen gegenseitig.
Achtundzwanzig qualifizierte Ehrwürdige Mütter wurden aus Garimis Anhängerinnen und aus der allgemeinen Bevölkerung der Schwestern ausgewählt. Die Frauen beteuerten weder ihre Unschuld noch beklagten sie sich über das Misstrauen, das ihnen entgegengebracht wurde. Stattdessen akzeptierten sie die gegenseitigen Verhöre.
Sheeana beobachtete mit kühler Distanz, wie die Frauen Dreiergruppen bildeten. Jeweils zwei übernahmen die Befragung der dritten. Sobald ein Individuum den strengen Test bestanden hatte, wurden die Rollen getauscht, bis alle überprüft worden waren. Eine nach der anderen bildeten die Wahrsagerinnen ein immer größer werdendes Netz aus zuverlässigen Ermittlerinnen. Alle bestanden den Test.
Nachdem sich die Wahrsagerinnen gegenseitig bestätigt hatten, erlaubte Sheeana ihnen, sie selbst zu befragen. Auch Garimi und ihre Dissidentinnen stellten sich der Probe und bewiesen ihre Unschuld, genauso wie Sheeanas treueste Anhängerinnen. Alle.
Als Nächstes stand Sheeana mit einer Wahrsagerin namens Calissa vor Duncan Idaho. Die bloße Vorstellung, dass Duncan ein Mörder und Saboteur war, kam ihr völlig absurd vor. Sheeana konnte es sich bei niemandem an Bord des Nicht-Schiffes vorstellen, aber es war nun einmal eine Tatsache, dass drei Axolotl-Tanks und drei Ghola-Kinder brutal abgeschlachtet worden waren.
Aber Duncan ... Als sie ihm so nahe war, seinen Schweiß roch und spürte, wie er den Raum mit seiner Präsenz ausfüllte, wurden gefährliche Erinnerungen in ihr geweckt. Sie hatte ihre sexuellen Bindungstechniken benutzt, um ihn aus Murbellas Bann zu befreien. Trotz ihrer Vergangenheit wussten sie beide, dass bei dieser Begegnung mehr geschehen war als nur die Erfüllung einer notwendigen Aufgabe. Seitdem hatte sich Duncan in ihrer Nähe unbehaglich gefühlt und Angst vor dem gehabt, wozu er sich vielleicht hinreißen lassen würde.
Doch in dieser Situation waren weder romantische noch sexuelle Empfindungen im Spiel. Es ging nur um Anschuldigungen. »Duncan Idaho, weißt du, wie man die Bilder der Überwachungskameras in der medizinischen Abteilung ausschaltet?«
Er blickte an ihr vorbei, ohne zu blinzeln. »Das liegt im Rahmen meiner Fähigkeiten.«
»Hast du diese schreckliche Tat begangen und die Spuren verwischt?«
Jetzt sah er ihr in die Augen. »Nein.«
»Hast du irgendeinen Grund, die Geburt von Gurney Halleck, Serena Butler oder Xavier Harkonnen zu verhindern?«
»Nein.«
In dieser Situation hätte Sheeana ihm Fragen über ihr persönliches Verhältnis stellen können, um seine Reaktion zu beobachten. Er wäre nicht in der Lage gewesen, sie anzulügen oder ausweichend zu antworten. Aber sie fürchtete sich vor seinen Antworten. Sie wagte es nicht, Fragen zu diesem Thema zu stellen.
»Er spricht die Wahrheit«, sagte Calissa. »Er ist nicht der Saboteur, den wir suchen.«
Duncan blieb im Raum, als Bashar Miles Teg zur Befragung kam. Calissa ließ Bilder der schrecklichen Szenen aus der Geburtskammer projizieren. »Bist du in irgendeiner Weise für dies verantwortlich, Miles Teg?«
Der Bashar starrte auf die Bilder, blickte zu ihr und wandte sich dann zu Duncan um. »Ja.«
Sheeana war so überrascht, dass sie Mühe hatte, sich die nächste Frage zu überlegen.
»Wie kann das sein?«, wollte Duncan von ihm wissen.
»Ich bin für die Sicherheit an Bord des Nicht-Schiffes verantwortlich. Offenkundig habe ich bei der Erfüllung meiner Pflichten versagt. Wenn ich bessere Arbeit geleistet hätte, wäre es nie zu dieser Gräueltat gekommen.« Er blickte zur besorgten Calissa. »Da Sie mich in Gegenwart einer Wahrsagerin gefragt haben, konnte ich
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