Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Arbeitergruppen angewiesen, die Folterinstrumente des Barons und Khrones grauenhafte Laboratorien in den unterirdischen Geschossen abzubauen. Obwohl sie die ganze Zeit schwitzend und wütend an der Seite der Räumkommandos geschuftet hatte, während sie jeden Fleck weggeschrubbt hatte, jeden unangenehmen Geruch und jedes Zeichen beseitigt hatte, das auf die unrechtmäßigen Bewohner hingedeutet hatte, stank Burg Caladan weiterhin nach der jüngeren Vergangenheit. Wie konnte sie für einen Neuanfang sorgen, wenn sie von so vielen Erinnerungen an diese grausame Phase umgeben war?
Dr. Yueh rührte sich leise hinter ihr. »Alles in Ordnung, Mylady?«
Sie blickte sich zum Suk-Arzt um. Sein blasses Gesicht zeigte einen besorgten Ausdruck, und er verzog die dunklen Lippen, während er auf eine Antwort wartete.
»Wohin ich auch gehe, überall werde ich an den Baron erinnert.« Sie schaute stirnrunzelnd auf die Figur des Greifen in ihrer Hand. »Manche Gegenstände in dieser Burg sind authentisch, zum Beispiel der Schreibtisch hier mit dem Falkenwappen, aber die meisten Sachen sind nur schlechte Kopien.«
Jessica raffte sich auf und ging zu einem unterteilten Fenster am Ende des Korridors, um es zu öffnen und die stürmische Nachtluft hereinzulassen. Mit einer dramatischen Geste warf sie den Greif aufs tosende Meer hinaus. Die Wellen würden die Statuette zerbrechen und zu kleinen Stückchen zermahlen. Ein angemessenes Schicksal für dieses Harkonnen-Symbol.
Ein kühler, feuchter Wind drang flüsternd in den Gang und wehte vereinzelte Regentropfen herein. Draußen teilten sich die jagenden Wolken und enthüllten eine Mondsichel am Horizont, die kaltes gelbes Licht auf das Wasser warf.
Sie riss einen Wandteppich herunter, den sie noch nie gemocht hatte, und wollte ihn aus dem Fenster werfen, als sie im letzten Moment beschloss, damit nicht diesen wunderschönen Planeten zu verschandeln, sondern ihn am nächsten Morgen auf dem Müllplatz zu entsorgen. »Vielleicht sollte ich das ganze Gebäude abreißen lassen, Wellington. Können wir jemals alle Schmutzflecken beseitigen?«
Yueh reagierte schockiert auf den Vorschlag. »Mylady, dies ist das Stammhaus der Familie Atreides. Was würde Herzog Leto ...?«
»Das ist nur ein Nachbau voller Fehler.« Eine Böe wehte ihr das bronzefarbene Haar aus dem Gesicht.
»Vielleicht vergeuden wir zu viel Zeit darauf, Dinge zu rekonstruieren, die wir in unseren uralten Erinnerungen sehen, Mylady. Warum baut Ihr euch kein neues Heim ganz nach Euren eigenen Vorlieben?«
Sie blinzelte, als ihr kalter Regen ins Gesicht schlug und ihr jadegrünes Kleid und den Teppich durchnässte. »Ich dachte, es würde meinem Leto hier gefallen und ihn trösten, aber vielleicht habe ich es mehr für mich als für ihn getan.«
Ein zehnjähriger Junge mit pechschwarzem Haar kam durch den Korridor gelaufen. Er riss die rauchgrauen Augen vor Aufregung und Besorgnis auf, als er das offene Fenster sah. Seine Überraschung steigerte sich noch, als er bemerkte, dass weder Jessica noch Yueh auf den hereinwehenden Regen achteten, der die Läufer und Wandteppiche befeuchtete. »Was ist geschehen?«
»Ich überlege gerade, an einen anderen Ort umzuziehen, Leto. Würde es dir gefallen, wenn wir in einem normalen Haus im Dorf wohnen? Vielleicht wären wir dort glücklicher, fort von diesem verhätschelten Leben.«
»Aber mir gefällt diese Burg! Es ist die Burg eines Herzogs!«
Jessica fiel es schwer, in ihrem Leto das Kind zu sehen, das er war. Er trug Fischerlatzhosen und ein gestreiftes Hemd, genauso wie an jenem längst vergangenen Tag, als Jessica zum ersten Mal nach Caladan gekommen war, als Konkubine, die er von den Bene Gesserit erworben hatte. Damals hatte der junge Aristokrat ihr ein Messer an die Kehle gelegt, um sie zu bluffen ...
Yueh lächelte. »Ein Herzog ... solche Titel haben nun keine Bedeutung mehr, nachdem es das Alte Imperium nicht mehr gibt. Brauchen die Menschen von Caladan überhaupt noch einen Herzog?«
Jessica reagierte automatisch, wobei ihr bewusst wurde, dass sie ihre Ansichten gar nicht richtig durchdacht hatte. »Die Menschen brauchen immer noch Anführer, ganz gleich, welchen Titel wir dafür benutzen. Und wir können gute Anführer sein, wie es das Haus Atreides in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hat. Mein Leto wird ein guter Herzog sein.«
Die Augen des Jungen funkelten, während er gebannt zuhörte. Hinter seinen jugendlichen Zügen erkannte Jessica die keimenden
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