Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Greras Massage beendet war, hüllte die Maschine sie in ein warmes Karthan-Handtuch und legte ihr ein mit Eukalyptus und Wacholder getränktes Erfrischungstuch aufs Gesicht. Das Bett der Konkubine verwandelte sich in einen Sensiform-Stuhl, der sich perfekt ihrem Körper anpasste.
Eine mechanische Maniküre-Einheit senkte sich von der Decke, und Grera widmete sich flüsternd ihrer täglichen Meditation, während ihre Finger- und Fußnägel geschnitten, poliert und grasgrün bemalt wurden. Als die Maschine wieder in der Deckennische verschwand, stand Grera auf und ließ das Handtuch fallen. Ein elektrisches Feld strich über Gesicht, Arme und Beine, um kaum erkennbare, aber störende Härchen zu entfernen.
Perfekt. Auf jeden Fall perfekt für den Kaiser.
Von den derzeitigen Konkubinen war Grera als Einzige alt genug, um sich noch an Shando zu erinnern, ein Spielzeug, das aus den Diensten des Imperators ausgetreten war, um einen Kriegshelden zu heiraten und ein »normales Leben« zu führen. Elrood hatte Shando nicht viel Beachtung geschenkt, als sie noch zu seinen zahlreichen Frauen gehört hatte, doch nachdem sie fort war, hatte er seine Wut an den anderen ausgelassen und ihren Verlust beklagt. Die meisten seiner Lieblingskonkubinen, die er sich in den Folgejahren erwählte, hatten Shando recht ähnlich gesehen.
Als sie beobachtete, wie sich die anderen Konkubinen ähnlichen Körperpflegeprozeduren unterzogen, dachte Grera Cary daran, wie sehr sich die Dinge für den gesamten Kaiserlichen Harem verändert hatten. Noch vor weniger als einem Jahr hatten diese Frauen nur selten Kontakte untereinander gehabt, da Elrood ständig eine von ihnen beanspruchte und seine »Kaiserlichen Pflichten« erfüllte, wie er sich ausdrückte. Eine der Konkubinen, die von Elacca stammte, hatte dem alten Bock heimlich einen Spitznamen verpasst, der hängen geblieben war: »Fornicario«. Dieses Wort aus einer altterranischen Sprache spielte auf seine Manneskraft und sexuelle Unersättlichkeit an. Die Frauen benutzten diesen Namen nur, wenn sie unter sich waren.
»Hat jemand Fornicario gesehen?«, fragte eine der zwei jüngsten Konkubinen vom anderen Ende des Raums.
Grera warf ihr einen lächelnden Blick zu, worauf die Frauen wie Schulmädchen kicherten. »Ich fürchte, unsere Kaisereiche hat sich in eine Trauerweide verwandelt.«
Der alte Mann suchte nur noch selten den Harem auf. Auch wenn Elrood genauso viel Zeit im Bett verbrachte wie früher, hatte es doch einen ganz anderen Grund. Seine Gesundheit ließ rapide nach, und seine Libido war bereits abgestorben. Als Nächstes würde sich vermutlich sein Geist verflüchtigen.
Plötzlich verstummten die plappernden Frauen und wandten sich erschrocken dem Haupteingang zu. Ohne sein Erscheinen anzukündigen, war Kronprinz Shaddam eingetreten, zusammen mit seinem allgegenwärtigen Gefährten Hasimir Fenring, den sie wegen seines schmalen Gesichts und spitzen Kinns als »Frettchen« bezeichneten. Die Frauen verhüllten sich hastig und nahmen respektvolle Haltung an.
»Was ist hier so komisch, hmmm-äh?«, wollte Fenring wissen. »Ich habe euch kichern hören.«
»Die Mädchen haben sich nur über einen harmlosen Witz amüsiert«, sagte Grera in vorsichtigem Tonfall. Als Älteste sprach sie häufig für die anderen Konkubinen.
Es ging das Gerücht, dass dieser untersetzte Mann zwei seiner Liebhaber erstochen hatte, und angesichts seiner durchtriebenen Art glaubte Grera sogar daran. Im Laufe ihrer jahrelangen Erfahrung hatte sie gelernt, einen Mann zu erkennen, der zu extremen Grausamkeiten imstande war. Fenrings Genitalien waren angeblich deformiert und steril, obwohl sie normal funktionierten. Aber sie hatte noch nie mit ihm geschlafen und verspürte auch nicht den Wunsch, es zu tun.
Fenring musterte sie mit seinen übergroßen, seelenlosen Augen, dann wanderte sein Blick zu den zwei neuen Blondinen. Der Kronprinz blieb hinter ihm stehen, in der Nähe des Eingangs zum Solarium. Der schlanke, rothaarige Shaddam trug eine graue Sardaukar-Uniform mit silbernem und goldenem Besatz. Grera wusste, dass sich der kaiserliche Erbe gerne mit militärischen Spielen die Zeit vertrieb.
»Bitte lassen Sie uns an diesem kleinen Scherz teilhaben«, drängte Fenring. Er sprach eine kleine Blondine an, ein zierliches Mädchen, das kaum mehr als ein Teenager und sogar noch ein wenig kleiner als er war. Ihre Augen ähnelten denen von Shando. »Prinz Shaddam und ich lieben kleine Scherze.«
»Es war nur
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