Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Sicherheit des Thopters zurückzuziehen, aber zwei Fremen hatten ihn gepackt und zogen ihn heraus. Ein blauweißes Crysmesser blitzte auf, das sich tiefrot färbte – dann war der Pilot tot. Die Leiche wurde von geweihten Wassermännern fortgeschafft, damit seine Körperflüssigkeit nicht verloren ging. Kynes wusste, dass sich keine Familie an diesem Opfer bereichern würde, sondern dass sämtliches Wasser und die als Dünger verwertbaren Anteile dem Projekt Gipsbecken zugute kamen.
»Aber was kann es hier oben so Wichtiges geben?«, fragte Frieth. »Was tust du hier, mein Mann?«
Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Du wirst sehen. Ich wollte, dass du unser erster Besucher bist.«
Frieth eilte zu der Stelle zurück, wo sie ihr Kind versteckt hatte. Sie holte das Baby hervor und untersuchte es auf Verletzungen. Doch der kleine Liet hatte noch nicht einmal geschrien. »Er ist ein wahrer Fremen«, sagte sie stolz und hob ihn hoch, damit Kynes ihn bewundern konnte.
Weiter unten machten sich gut organisierte Arbeitergruppen daran, den zerstörten Thopter auseinander zu nehmen, die Metallteile, die Maschinen und die Vorräte voneinander zu trennen. Jüngere Fremen kletterte den gefährlichen Hang hinauf, um die Lasgun zu bergen.
Kynes führte seine Frau an den Überresten des Kulons vorbei. Er seufzte traurig. »Wenigstens haben wir jetzt Fleisch zu essen – eine Seltenheit. Und ich glaube, wir haben allen Grund zum Feiern, wenn wir die Höhle erreicht haben.«
Die Fremen arbeiteten hektisch, um sämtliche Spuren des Absturzes rasch zu beseitigen, zerrten die schweren Komponenten in verborgene Tunnel, behoben die Narben im Fels und glätteten sogar den Sand des Wüstenbodens. Obwohl Kynes schon seit einiger Zeit unter diesen Menschen lebte, war er immer aufs Neue über ihre Tüchtigkeit erstaunt.
Er ging wieder voraus, als er Frieth kurz nach Mittag in die niedrige, abgeschirmte Öffnung führte. Die Sonne brannte steil vom Himmel; das gelbe Feuer ließ den zerklüfteten Grat des Berges noch krasser hervortreten. Der Geruch der kühlen, steinfeuchten Luft, die aus der Höhle wehte, war wie ein erfrischender Atemzug.
Kynes zog seine Filterstopfen aus der Nase und atmete tief ein, während er seiner Frau bedeutete, dasselbe zu tun. Doch sie schien plötzlich zu zögern, ihre Wüsteninstinkte abzuschütteln. Dann grinste sie überrascht, als sie tiefer in den Schatten blickte. »Ich rieche Wasser, Umma!«
Er nahm sie am Arm. »Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen.«
Als sie um einen spitzen Winkel im Gang bogen, der die Höhle vor Licht und Verdunstung schützte, deutete Kynes mit großartiger Geste auf den Garten Eden, den er im Gipsbecken angelegt hatte.
Gelbe Leuchtgloben schwebten an der Decke. Die Luft war mit Feuchtigkeit und den Düften nach Blumen, Sträuchern und Bäumen angereichert. Das liebliche Geräusch fließenden Wassers klang perlend durch die Grotte. In sorgfältig arrangiertem Zufallsmuster erstrahlten Blumenbeete in Rot und Orange.
Das Bewässerungssystem speiste tropfenweise die mit Algen gefüllten Tanks, während Fächer die Luft bewegten, um für konstante Feuchtigkeit zu sorgen. In der Höhle herrschte ein farbenfrohes Gewimmel aus Schmetterlingen, Nachtfaltern und Bienen, die sich am überall verfügbaren Pollen und Nektar berauschten.
Frieth schnappte nach Luft, und für einen kurzen Moment konnte Kynes durch die Porzellanmaske ihres Gesichts blicken – und er sah darin viel mehr, als er jemals zuvor bemerkt hatte. »Das ist das Paradies, meine Liebe!«
Ein Kolibri blieb mit schwirrenden Flügeln genau vor ihrem Gesicht stehen, dann sauste er wieder davon. Die Fremen-Gärtner, die sich überall um die Pflanzen kümmerten, wirkten genauso euphorisch.
»Eines Tages werden überall auf Dune solche Gärten blühen, draußen im Freien. Das hier ist ein Schaufenster mit Nutzpflanzen, offenem Wasser, Obstbäumen, Zierblumen und grünem Gras. Es ist ein Symbol für alle Fremen, damit sie meine Vision mit eigenen Augen sehen können. Dann werden sie verstehen, was sie vollbringen können.«
Wasser rann an den Wänden der Höhle herab, über ausgetrockneten Fels, der seit unzähligen Äonen nicht mehr mit Feuchtigkeit in Berührung gekommen war. »Selbst ich habe es nicht richtig verstanden«, sagte Frieth, »... bis jetzt.«
»Erkennst du jetzt, warum es sich lohnt, dafür zu kämpfen. Und sogar zu sterben?«
Kynes ging durch den Garten, atmete den Duft der Blätter und das
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