Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Parfüm der Blumen ein. Er fand einen Baum, an dem runde orangefarbene Früchte hingen. Er pflückte eine, die groß und reif war. Keiner der Arbeiter würde ihm je das Recht auf diese frische Ernte streitig machen.
»Eine Portygul«, sagte er. »Davon habe ich dir vor einiger Zeit im Rotwall-Sietch erzählt.« Er schenkte sie Frieth, die sie ehrfürchtig in den gebräunten Händen hielt, als wäre es der kostbarste Schatz, der ihr jemals angeboten worden war.
Kynes umfasste mit einer Geste die ganze Grotte. »Präge es dir gut ein, Frau. Alle Fremen müssen das hier sehen. Unser Planet Dune kann in nur wenigen Jahrhunderten genauso aussehen.«
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Selbst Unschuldige haben an ihrer Schuld zu tragen. Niemand geht durchs Leben, ohne auf die eine oder andere Weise zu zahlen.
Lady Helena,
aus ihren persönlichen Tagebüchern
Unmittelbar nach der Ankündigung der ersten kaiserlichen Krönungszeremonie seit fast anderthalb Jahrhunderten begann das Haus Atreides mit den Vorbereitungen. Von der Morgendämmerung bis zum Anbruch der Dunkelheit eilten Diener zwischen Schränken und Lagerräumen hin und her und suchten Kleidung, Schmuck und Geschenke zusammen, die für die Reise zum Kaiserhof gebraucht wurden.
Unterdessen streifte Leto unruhig durch seine Zimmer, um an seinem Plan zu feilen und nach der besten Möglichkeit zu suchen, wie er Rhombur und Kailea zur Gerechtigkeit verhelfen konnte. Der neue Imperator Shaddam muss mein Gesuch anhören.
Seine Protokollberater hatten sich stundenlang um die angemessenen Farben von Umhängen, Armreifen und Hemden aus Merh-Seide gestritten ... ob der Schmuck auffällig oder dezent sein sollte, aus teuren, importierten Steinen von Ecaz oder etwas Schlichterem. In Erinnerung seines denkwürdigen Abenteuers mit Rhombur bestand Leto schließlich darauf, ein kleines Korallenjuwel in einer durchsichtigen, mit Wasser gefüllten Kugel zu tragen.
Kailea wollte sie unbedingt begleiten. Ein Besuch des Palasts auf Kaitain, wo ihre Mutter einst unter dem Imperator gedient hatte, war ihr lebenslanger Traum gewesen. Leto erkannte die glühende Sehnsucht in ihren grünen Augen und die Hoffnung in ihrem Gesicht, aber ihm blieb keine andere Wahl, als es ihr zu verbieten. Rhombur musste sich dem Gefolge anschließen, damit er im Namen seiner Familie sprechen konnte, aber wenn ihr Vorhaben scheiterte, könnte der Vernius-Erbe hingerichtet werden, weil er sein Asyl verlassen hatte. Kaileas Leben wäre dann ebenfalls verwirkt.
Doch wenn sie Erfolg hatten, versprach Leto, würde er Kailea persönlich zur Hauptwelt des Imperiums begleiten, um ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Nun, in der stillen Stunde der Abenddämmerung lief er unruhig in seinem Zimmer auf und ab und horchte auf das angenehm vertraute Knarren der alten Holzdielen. Wie oft waren andere Herzöge hier auf und ab gegangen, während sie über wichtige Staatsangelegenheiten nachgrübelten? Herzog Paulus hatte es zweifellos immer wieder getan, wenn es neue Unruhen in der Landbevölkerung des Südkontinents gab oder der Imperator ihn aufforderte, Rebellionen auf anderen Welten niederzuschlagen. In dieser Zeit hatte Paulus Atreides zum ersten Mal sein Schwert mit Blut benetzt und sich mit seinem Waffenbruder Dominic Vernius angefreundet.
Der alte Herzog hatte in all seinen Jahren mit Talent und Geschick geherrscht und genau gewusst, wann Härte und wann Nachsicht angebracht waren. Mit den Zutaten der Loyalität, der Ethik und der ökonomischen Stabilität hatte er dafür gesorgt, dass das Volk stolz auf das Haus Atreides und ihm treu ergeben war.
Wie konnte Leto jemals hoffen, dasselbe zu erreichen?
Seine Stimme tönte durch den Raum. »Vater, du hast mir sehr große Stiefel hinterlassen!« Er atmete tief durch und drängte verärgert sein Selbstmitleid zurück. Er konnte nicht mehr tun, als sein Bestes zu geben, für Caladan und das Angedenken des alten Herzogs.
An einem ruhigeren Morgen wären er und Rhombur vielleicht in den Hof hinuntergegangen, um mit Messer und Schild unter den wachsamen Augen Thufir Hawats zu trainieren. Heute hatte Leto gehofft, mehr Ruhe zu haben, doch diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt. Er hatte schlecht geschlafen, von den Entscheidungen verfolgt, unter deren Gewicht selbst die Steine der hohen Burg zu knirschen schienen. Tief unten nagte das Meer tosend an den Fundamenten – ein passendes Bild für Letos aufgewühlte Gedanken.
Er hüllte sich in ein Gewand, das mit teurem,
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