Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
nicht überfordert.«
Die müden Augen seines Neffen erhellten sich, und seine vollen Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Erstaunlicherweise sagte er nichts, sondern wartete ab, dass der Baron weitersprach. Vielleicht wird er eines Tages doch etwas dazugelernt haben ...
»Wenn dieser Plan gelingt, Rabban, wird unser Vermögen eine dramatische Steigerung erleben. Und das Beste ist, wir können uns an der Genugtuung laben, nach all den Jahrhunderten der Fehde endlich das Haus Atreides vernichtet zu haben.«
Rabban rieb sich entzückt die Hände, doch die Augen des Barons wurden noch düsterer, als er fortfuhr. »Wenn du jedoch versagst, werde ich dafür sorgen, dass du nach Lankiveil zurückversetzt wirst, wo dein Vater deine weitere Ausbildung übernimmt – mit Gesang in fröhlicher Runde und Gedichtvorträgen über brüderliche Liebe.«
Rabban wurde ernst. »Ich werde nicht versagen, Onkel.«
Die Rohrbahn hielt bei einem Hochsicherheitslabor an, und sie entstiegen dem Gefährt. Der Baron hätte jetzt nie mehr den Rückweg zur Burg Harkonnen gefunden, selbst wenn es um Leben oder Tod gegangen wäre.
»Was ist das hier?«, fragte Rabban.
»Eine Forschungseinrichtung«, sagte der Baron und drängte ihn weiter. »In der wir eine böse Überraschung vorbereiten.«
Rabban setzte sich neugierig in Bewegung. Hier roch es nach Lötmitteln und Altöl, durchgebrannten Sicherungen und Schweiß. Piter de Vries kam ihnen aus dem Durcheinander entgegen und lächelte mit rotfleckigen Lippen. Seine trippelnden Schritte und die huschenden, ruckhaften Bewegungen erinnerten den Baron an eine Eidechse.
»Du hast dich wochenlang hier herumgetrieben, Piter. Ich hoffe, dass es etwas genützt hat. Ich habe dir gesagt, dass du meine kostbare Zeit nicht vergeuden sollst.«
»Keine Sorge, Baron«, erwiderte der Mentat und bedeutete ihnen, tiefer in die Haupthalle des Gebäudes vorzudringen. »Unser Lieblingsforscher Chobyn hat sich selbst übertroffen.«
»Und ich dachte immer, die Richesianer wären Experten der billigen Imitationen statt tatsächlicher Innovationen«, sagte Rabban.
»Ausnahmen bestätigen die Regel«, entgegnete der Baron. »Schauen wir mal, was Piter uns zu zeigen hat.«
Der größte Teil der Halle wurde von dem beansprucht, was de Vries dem Baron heimlich versprochen hatte: ein modifiziertes Harkonnen-Kriegsschiff von 140 Metern Durchmesser. Das schlanke und auf Hochglanz polierte Schiff hatte sich in konventionellen Schlachten für den heftigen Angriff mit schnellem Rückzug bewährt. Jetzt hatte man es nach Chobyns anspruchsvollen Vorgaben konvertiert. Die Heckflossen waren gestutzt, das Triebwerk ersetzt und ein Teil der Truppenkabinen ausgebaut worden, um Platz für die benötigte Technik zu schaffen. Sämtliche Hinweise auf die Existenz dieses Schiffs waren aus den Aufzeichnungen des Hauses Harkonnen entfernt worden. Piter de Vries war ein Experte in derartigen Manipulationen.
Ein rundlicher Mann mit Glatze und stahlgrauem Spitzbart kam aus der Triebwerkssektion des Kampfschiffes. Er war völlig mit Schmiere und anderen öligen Substanzen verdreckt.
»Baron, Mylord, es freut mich, Ihnen meine Arbeit zeigen zu dürfen.« Chobyn steckte ein Werkzeug in eine Tasche seines Overalls. »Der Einbau ist abgeschlossen. Mein Nicht-Feld wird reibungslos funktionieren. Ich habe es mit dem Antrieb dieses Schiffes synchronisiert.«
Rabban klopfte mit den Fingern gegen die Hülle. »Warum ist es so groß? Der Rumpf könnte ein komplettes Bodenpanzerfahrzeug aufnehmen. Wie sollen wir damit irgendwelche Geheimaktionen unternehmen können?«
Chobyn runzelte die Stirn, da er den kräftig gebauten jungen Mann noch nicht kannte. »Und Sie sind ...?«
»Das ist Rabban, mein Neffe«, sagte der Baron. »Seine Frage ist durchaus berechtigt. Ich hatte um ein kleines Schiff für heimliche Einsätze gebeten.«
»Ich hätte es unmöglich noch kleiner machen können«, erwiderte Chobyn schnaufend. »Einhundertvierzig Meter ist die Minimalgröße des Unsichtbarkeitsfeldes, das der Nicht-Feld-Generator projizieren kann. Die Einschränkungen sind ... beträchtlich. Ich ...«
Der Erfinder räusperte sich und wurde plötzlich ungeduldig. »Sie müssen lernen, das Problem ohne vorgefasste Meinungen zu betrachten, Herr. Machen Sie sich bewusst, womit wir es hier zu tun haben. Die Unsichtbarkeit macht jede Verringerung der Manövrierfähigkeit mehr als wett.« Wieder legte sich seine Stirn in Falten. »Außerdem spielt die
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