Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
erfreuen.«
Mit schnellem, scharfem Blick beobachtete Fenring, wie der schwarze Schildball in einem Feld mit geringer Punktzahl zur Ruhe kam. Der Erbe des Imperiums war sichtlich unzufrieden über den Ausgang dieses Spielzuges. Sie beide waren schon seit langer Zeit befreundet, und Fenring wusste genau, wie er ihn im richtigen Moment ablenken konnte.
Durch die Fenster des Spielzimmers in Fenrings luxuriösem Penthouse konnte Shaddam in einem Kilometer Entfernung die funkelnden Lichter des imperialen Palasts seines Vaters erkennen. Mit Fenrings Unterstützung hatte er sich vor vielen Jahren seines älteren Bruders Fafnir entledigt, doch der Goldene Löwenthron schien dadurch kein Stück näher gerückt zu sein.
Shaddam trat auf den Balkon hinaus und atmete tief durch.
Er war Mitte Dreißig, ein Mann mit markanten Zügen, einem festen Kinn und einer Adlernase. Sein rötliches Haar war kurz geschnitten und mit Pomade zu einer tadellosen Helmfrisur gerichtet. Er hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Büsten seines Vaters, die vor mehr als einem Jahrhundert in den frühen Jahren seiner Regierungszeit angefertigt worden waren.
Es war früher Abend, und zwei der vier Monde von Kaitain hingen tief am Himmel über dem gigantischen Palast des Imperators. Beleuchtete Gleiter zogen durch die ruhige Dämmerung, verfolgt von Singvogelschwärmen. Manchmal brauchte Shaddam einfach etwas Abstand von diesem riesigen Gebäude.
»Einhundertsechsunddreißig Jahre ist er nun schon der Padischah-Imperator«, sagte Fenring mit seiner näselnden Stimme. »Und der Vater des alten Elrood hat ebenfalls länger als ein Jahrhundert regiert. Was meinst du dazu, hmmm-äh? Dein Vater bestieg den Thron, als er gerade erst neunzehn war, und du bist schon fast doppelt so alt.« Der schmalgesichtige Mann betrachtete seinen Freund mit großen Augen. »Beunruhigt es dich nicht manchmal?«
Shaddam antwortete nicht, sondern starrte nur nach draußen. Er wusste, dass er sich wieder dem Spiel widmen sollte ... doch sein Freund hatte ein viel bedeutenderes Thema angesprochen.
Nach den vielen Jahren ihrer engen Freundschaft wusste Fenring, dass der Erbe des Imperiums sich nicht mit komplexen Problemen auseinander setzen konnte, wenn er durch anderweitige Vergnügungen abgelenkt war. Also gut, dann werde ich für ein schnelles Ende sorgen.
»Mein nächster Zug ...« sagte Fenring und nahm einen Stab, den er auf seiner Seite der schimmernden Schildsphäre in das Feld stieß, um eine rotierende Scheibe zu aktivieren. Dadurch wurde eine schwarze Kugel im Zentrum der Sphäre nach oben bewegt. Genau im richtigen Moment zog Fenring den Stab zurück, worauf die Kugel in einen ovalen Behälter fiel, für den die höchste Punktzahl galt.
»Hasimir, du Bastard! Du hast mich schon wieder ausgetrickst«, sagte Shaddam, als er vom Balkon zurückkehrte. »Wenn ich einmal Imperator bin, wirst du dann so klug sein, mich gewinnen zu lassen?«
Fenrings große Augen blickten wachsam. Er war ein genetischer Eunuch, der aufgrund seiner genitalen Missbildungen niemals Kinder zeugen konnte. Doch er war einer der tödlichsten Kämpfer im ganzen Imperium; seine Aggressivität konnte es jederzeit mit einem Sardaukar aufnehmen.
» Wenn du Imperator bist?« Fenring und der Kronprinz teilten so viele gefährliche Geheimnisse, dass es für sie unvorstellbar geworden war, vor dem anderen irgendetwas zu verbergen. »Shaddam, du scheinst mir überhaupt nicht zugehört zu haben, hmmm?« Er stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Du bist vierunddreißig Jahre alt, du drehst Däumchen und wartest darauf, dass dein Leben endlich beginnt – dass du dein Geburtsrecht in Anspruch nehmen kannst. Elrood könnte noch mindestens drei weitere Jahrzehnte regieren. Er ist ein zäher alter Burseg, und wenn er weiterhin so viel Gewürzbier säuft, könnte er uns beide überleben.«
»Dann müssen wir gar nicht weiter darüber reden.« Shaddam spielte mit den Schildballkontrollen und war offensichtlich für eine neue Runde bereit. »Ich habe hier alles, was ich brauche.«
»Du willst deine Zeit lieber mit Spielen vertrödeln, bis du ein alter Mann bist? Ich dachte immer, du hättest etwas mehr vom Leben erwartet, hmmm-äh? Das, wozu ein Corrino nun einmal bestimmt ist.«
»Ach ja, richtig«, erwiderte Shaddam in verbittertem Tonfall. »Aber was wird aus dir, falls sich meine Bestimmung jemals erfüllen sollte?«
»Mach dir um mich keine Sorgen.« Fenrings Mutter war zur Bene Gesserit
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