Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Entschlossenheit verfolgen würde, wenn Helena Einwände erhob.
* * *
Die Arena der Plaza de Toros lag unter der Mittagssonne. Die Tribünen breiteten sich in einem gewaltigen Muster aus, und jeder Platz war besetzt, so dass die fernsten Reihen wie winzige farbige Pixel aussahen. Der Herzog hatte den Besuchern seiner Vorstellungen niemals Eintritt abverlangt; dazu war er viel zu stolz und genoss es viel zu sehr, sich zu präsentieren.
Riesige grün-schwarze Fahnen bewegten sich in der Brise, während aus den Lautsprechern eine Fanfare ertönte. Säulen waren mit dem Falkenwappen der Atreides und weiteren Emblemen geschmückt, die eigens für das Ereignis poliert und mit frischen Farben versehen worden waren. Tausende Blumensträuße von den Feldern und Tiefebenen waren rings um die Arena verteilt – ein Hinweis darauf, dass es dem Herzog gefiel, wenn das Volk den Boden mit Blüten bestreute, nachdem er einen Stier erlegt hatte.
In den ebenerdigen Vorbereitungsräumen rüstete sich Paulus für den Kampf. Leto stand neben ihm hinter einer Brüstung und horchte auf die ungeduldige Menge. »Vater, ich habe kein gutes Gefühl, wenn du dich in solche Gefahr begibst. Du solltest es nicht tun ... und schon gar nicht meinetwegen.«
Der alte Herzog tat seine Bemerkung ab. »Leto, mein Junge, du müsstest inzwischen verstanden haben, dass jemand, der ein Volk regieren und sich seine Treue erhalten will, mehr tun muss, als Papiere zu unterzeichnen, Steuern einzutreiben und an Sitzungen des Landsraads teilzunehmen.« Er zog seinen dunkelroten Mantel glatt und musterte sich in einem Spiegel.
»Ich bin darauf angewiesen, dass die Menschen da draußen das Beste produzieren, was Caladan zu bieten hat. Sie müssen es freiwillig tun, mit harter Arbeit – und nicht nur zu ihrem eigenen Nutzen, sondern weil es ihnen Ruhm und Ehre bringt. Falls das Haus Atreides jemals in einen neuen Krieg ziehen sollte, würden diese Menschen ihr Blut für mich vergießen. Sie würden unter unserer Fahne ihr Leben opfern.« Er zupfte an seiner Rüstung. »Könntest du das für mich festzurren?«
Leto griff nach den Riemen des ledernen Rückenpanzers, zog sie straff und knotete sie fest zusammen. Er sagte nichts, nickte aber, um anzuzeigen, dass er verstanden hatte.
»Als ihr Herzog muss ich ihnen etwas zurückgeben, ihnen beweisen, dass ich ihrer würdig bin. Es geht nicht nur darum, sie zu unterhalten, sondern ihnen zu verdeutlichen, dass ich ein Mann von heldenhafter Statur bin ... jemand, der als ihr Herrscher unter dem Segen Gottes steht. Das gelingt mir nur, wenn ich mich ihnen präsentiere. Das Herrschen ist kein passiver Vorgang.«
Paulus überprüfte den Schildgenerator am Gürtel, dann lächelte er. »Niemand ist zu alt zum Lernen«, zitierte er. »Das ist eine Zeile aus dem Stück Agamemnon – nur um dir zu demonstrieren, dass ich nicht immer schlafe, wenn es den Anschein hat.«
Thufir Hawat, der Waffenmeister, stand mit ernster Miene neben seinem Herzog. Als loyaler Mentat würde er niemals seinem Vorgesetzten widersprechen; stattdessen bemühte er sich um gute Ratschläge und flüsterte Paulus zu, welche Hinweise er in den Bewegungen der neuen salusanischen Stiere erkannt hatte.
Leto wusste, dass seine Mutter bereits ihren Platz in der Fürstenloge eingenommen hatte. Sie hatte zweifellos ihr bestes Gewand aus farbigen Schleiern und kostbaren Stoffen angelegt und spielte ihre Rolle, indem sie den Menschen zuwinkte. In der vergangenen Nacht war es erneut hinter den Schlafzimmertüren zu einer hitzigen Diskussion gekommen; am Ende hatte Herzog Paulus sie einfach mit einem gebrüllten Befehl zum Schweigen gebracht. Danach hatte er sich schlafen gelegt, um für die Anstrengungen des folgenden Tages ausgeruht zu sein.
Der Herzog setzte seine Mütze mit der grünen Bordüre auf, dann nahm er die Ausrüstung an sich, die er im Kampf gegen den wilden Stier benötigte: seine Dolche und eine lange, mit Federn besetzte vara, deren Spitze mit Nervengift präpariert war. Thufir Hawat hatte vorgeschlagen, dass der Stallmeister dem Stier ein Beruhigungsmittel gab, damit seine Wildheit gezähmt wurde, aber der Herzog war ein Mann, der die Herausforderung liebte. Ein unter Drogen gesetzter Stier war kein würdiger Gegner für ihn!
Paulus drückte auf den Knopf des Schildgenerators und aktivierte versuchsweise das Feld. Es war nur ein Halbschild, der seine Seite schützen sollte; auf der anderen Seite trug der Herzog ein Tuch in
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