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Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Titel: Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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regennassen Stufen zum Verwaltungsgebäude hinauf. Dann hielt sie für einen Moment inne, um über den Platz zurückzublicken. Sie stand groß und aufrecht da, doch sie spürte das Gewicht der Geschichte und der Erinnerung auf sich lasten – und für eine Bene Gesserit bestand nur wenig Unterschied zwischen diesen zwei Aspekten. Die Stimmen vergangener Generationen hallten in ihren Weitergehenden Erinnerungen nach, eine Kakophonie aus Weisheit, Erfahrung und Urteilsvermögen, das allen Ehrwürdigen Müttern zugänglich war – und in Anirul besonders stark ausgeprägt war.
    Genau an dieser Stelle hatte die erste Mutter Oberin Raquella Berto-Anirul – von der Anirul den Namen entlehnt hatte – ihre legendären Ansprachen an die gerade erst im Entstehen begriffene Schwesternschaft gehalten. Raquella hatte aus einer Gruppe verzweifelter und wissbegieriger Lehrlinge, die immer noch unter dem Jahrhunderte währenden Joch der Denkmaschinen litten, eine ganz neue Schule geschaffen.
    War dir bewusst, was du begonnen hast, vor so langer Zeit? fragte sich Anirul. So viele Pläne, so viele Intrigen ... so vieles keimte aus deiner einzigen, geheimen Hoffnung. Manchmal erhielt sie tatsächlich eine Antwort von der Mutter Oberin Raquella in ihr. Aber nicht heute.
    Da sie Zugang zur Vielzahl der in ihrem Geist verborgenen Erinnerungsleben hatte, kannte Anirul die exakte Treppenstufe, auf der ihre berühmte Vorfahrin gestanden hatte, und konnte den genauen Wortlaut der uralten Rede hören. Sie fühlte einen eiskalten Schauder, der sie innehalten ließ. Obwohl ihr Körper und ihre Haut noch jung waren, hatte ihre Seele ein viel höheres Alter, wie bei allen Ehrwürdigen Müttern. Doch in ihr sprachen die Stimmen lauter. Es war beruhigend, in schwierigen Fällen auf die Menge an Erinnerungen zurückgreifen zu können, um Rat zu suchen. Dadurch ließen sich dumme Fehler vermeiden.
    Doch man würde Anirul Zerstreutheit und Trödelei vorwerfen, wenn sie sich noch mehr verspätete. Manche sagten, sie sei viel zu jung, um zur Kwisatz-Mutter zu werden, aber die Weitergehenden Erinnerungen hatte ihr wesentlich mehr offenbart als jeder anderen Schwester. Sie verstand die wichtige, Jahrtausende währende genetische Suche nach dem Kwisatz Haderach besser als die anderen Ehrwürdigen Mütter, weil die vergangenen Existenzen ihr alles offenbart hatten, während den meisten Bene Gesserit die Einzelheiten verborgen blieben.
    Die Idee eines Kwisatz Haderach war seit vielen tausend Jahren der große Traum der Schwesternschaft; der Keim wurde noch vor dem Triumph des Djihad in geheimen Sitzungen gelegt. Die Bene Gesserit verfolgten viele Zuchtprogramme, die bestimmte menschliche Eigenschaften selektieren und verstärken sollten, und niemand kannte sie alle. Die genetischen Abstammungslinien des Messias-Projekts waren das bestgehütete Geheimnis der aufgezeichneten Geschichte des Imperiums – so geheim, dass selbst die Stimmen der Weitergehenden Erinnerungen sich weigerten, alle Details preiszugeben.
    Doch Anirul hatten sie den gesamten Plan anvertraut, und sie verstand den gesamten Umfang der Konsequenzen. Sie war zur Kwisatz-Mutter dieser Generation auserwählt worden, zur Hüterin des bedeutendsten Ziels der Bene Gesserit.
    Ihre Berühmtheit und Macht waren jedoch keine Entschuldigung, sich zu einer Sitzung des Rats zu verspäten. Viele betrachteten sie immer noch als junge und ungestüme Frau.
    Sie drückte eine Tür auf, die mit Hieroglyphen in einer Sprache verziert war, an die sich nur noch Ehrwürdige Mütter erinnerten, und trat in ein Foyer, wo zehn weitere Schwestern, die genauso wie sie in schwarze Aba-Kapuzengewänder gekleidet waren, in einer Gruppe zusammenstanden. Das leise Raunen eines Gesprächs erfüllte das Innere des unscheinbaren Gebäudes. In einer unscheinbaren, grauen Schatulle können unermeßliche Schätze verborgen sein, besagte ein beliebtes Sprichwort der Bene Gesserit.
    Die anderen Schwestern machten Anirul Platz, als sie mitten durch die Gruppe schritt – als würde sie das Wasser wie eine Schwimmerin teilen. Obwohl ihr Körper groß und grobknochig war, gelang es Anirul, ihren Bewegungen eine gewisse Anmut zu verleihen ... auch wenn es ihr schwer fiel. Flüsternd folgten ihr die anderen Schwestern, als sie den achteckigen Kapitelsaal betrat, den Konferenzraum der Führungsriege des uralten Ordens. Ihre Schritte ließen die abgenutzten Bodendielen knarren, dann fiel hinter ihnen ächzend die Tür ins

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