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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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festgefroren. Mohiam beugte sich näher an ihr Ohr. »Von den drei Objekten vor dir ist eins Schmerz, ein zweites Freude und ein drittes die Ewigkeit. Die Schwesternschaft benutzt diese Dinge auf unterschiedliche Arten in unterschiedlichen Kombinationen. Bei diesem Test sollst du dasjenige aussuchen, das für dich am grundlegendsten ist, und es erleben, wenn du es wagst. Du darfst keine weiteren Fragen stellen. Du weißt alles, was du wissen musst.«
    Ohne den Kopf zu bewegen, musterte Jessica alle drei Objekte. Mithilfe ihrer Beobachtungsfähigkeiten als Bene Gesserit – und von etwas anderem, dessen Ursprung sie nicht kannte – spürte sie Freude in der Pyramide, Schmerz im Würfel und Ewigkeit in der Kugel. Sie hatte sich noch nie einem derartigen Test unterzogen und auch noch nie davon gehört, obwohl sie das Gom Jabbar kannte, die legendäre Nadel, die seit Urzeiten benutzt wurde.
    »Der Test hat begonnen«, sagte die Ehrwürdige Mutter Mohiam. »Wenn du versagst, werde ich dich stechen.«
    Jessica wappnete sich. »Und ich werde sterben.«
     
    * * *
     
    Wie ein Geier lauerte die lederhäutige Sachwalterin an der Seite des Mädchen, beobachtete jede Augenbewegung, jedes Zucken eines Muskels. Mohiam durfte Jessica nicht zeigen, wie groß ihre Besorgnis und Angst war, aber sie musste sie diesem Test unterziehen.
    Du darfst nicht versagen, meine Tochter.
    Gaius Helen Mohiam hatte das Mädchen seit ihrer Kindheit trainiert, doch Jessica wusste nichts von ihrer Abstammung oder ihrer Bedeutung für das Zuchtprogramm der Schwesternschaft. Sie wusste nicht, dass Mohiam ihre Mutter war.
    Jessica war aschfahl vor Konzentration. Schweißtropfen funkelten auf ihrer glatten Stirn. Mohiam betrachtete die Muster auf den geometrischen Figuren und erkannte, dass das Mädchen noch mehrere Erkenntnisschritte vor sich hatte ...
    Bitte, mein Kind! Ich könnte es nicht tun. Ich bin zu alt dafür. Du musst überleben!
    Ihre erste vom Baron gezeugte Tochter war schwach und missgebildet gewesen. Nach einem schrecklichen prophetischen Traum hatte Mohiam das Kind mit eigenen Händen getötet. Sie war überzeugt, dass es eine echte Zukunftsvision gewesen war. Sie hatte ihre entscheidende Stellung in der Kulmination des jahrtausendelangen Zuchtprogramms der Schwesternschaft gesehen. Aber sie hatte auch gesehen, dass dem Imperium viel Leid und Tod bevorstand – verbrannte Planeten, ein beinahe totaler Genozid –, wenn die Zuchtpläne scheiterten. Wenn in der nächsten Generation das falsche Kind geboren wurde.
    Mohiam hatte bereits eine ihrer Töchter ermordet, und sie war bereit, auch Jessica zu opfern. Wenn es nötig war. Lieber so, als einen neuen schrecklichen Djihad heraufzubeschwören.
    Höchstens ein Haar hätte zwischen der vergifteten Nadel und Jessicas junger Haut Platz gefunden. Das Mädchen zitterte.
     
    * * *
     
    Jessica konzentrierte sich mit all ihrer Kraft, doch in ihrem Geist sah sie nur Worte – die Litanei gegen die Furcht. Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewusstsein. Die Furcht führt zu völliger Zerstörung.
    Sie nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug und dachte: Wofür entscheide ich mich? Wenn ich mich falsch entscheide, werde ich sterben. Sie erkannte, dass sie tiefer vordringen musste, dann wurde ihr in einer plötzlichen Epiphanie bewusst, wie die drei Objekte im menschlichen Lebenslauf angeordnet waren: der Schmerz der Geburt, die Freude eines guten Lebens, die Ewigkeit des Todes. Sie sollte das Grundlegendste aussuchen, hatte Mohiam gesagt. Aber was war es? Wie konnte sie anderswo als am Anfang beginnen?
    Zuerst der Schmerz.
    »Wie ich sehe, hast du dich entschieden«, sagte Mohiam, als das Mädchen die rechte Hand hob.
    Behutsam schob Jessica ihre Hand durch die quadratische Öffnung in den grünen Würfel. Sofort spürte sie, wie ihre Haut brannte und verkohlte, wie sich ihre Knochen in glutflüssige Lava verwandelten. Ihre Fingernägel platzten in der unerträglichen Hitze ab. Sie hatte niemals in ihrem Leben solche Qualen erlitten – sie niemals für möglich gehalten. Und es wurde immer schlimmer.
    Ich werde meiner Furcht ins Gesicht sehen. Sie soll mich völlig durchdringen.
    Mit übermenschlicher Anstrengung fand sie sich damit ab, künftig ohne ihre Hand zu leben, und blockierte die Nerven. Sie würde es tun, wenn es sein musste. Doch dann schaltete sich trotz der Qualen ihre Vernunft ein. Sie konnte sich nicht erinnern, in den Hallen der Mütterschule jemals Schwestern mit

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