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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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schon bald erblühen würde. Die Schwester, die Jessica auf Anweisung der Ehrwürdigen Mutter geholt hatte, schloss hinter ihr die schwere Tür. Der Riegel schnappte mit einem bedrohlichen Klicken ein.
    Was kann das für ein Test sein?
    »Ich bin bereit, Ehrwürdige Mutter.« Jessica sammelte ihre ganze Kraft und hielt ihre Stimme leise und ruhig, während sie sich einen friedlichen See vorstellte.
    Erst vor kurzem war Mohiam zur Proctor Superior befördert worden, zur Sachwalterin der Mütterschule auf Wallach IX. Mohiam hatte nun ein eigenes Büro, in dem sich auch eine Klarplaz-Vitrine mit antiken Büchern befand, die dort vor Feuchtigkeit geschützt waren. Auf ihrem großen Schreibtisch standen drei silberne Tabletts mit je einem geometrischen Objekt: einem grünen Metallwürfel, einer hellroten Pyramide und einer goldenen Kugel. Lichtstrahlen brachen sich auf den Oberflächen der Objekte und sprangen zwischen ihnen hin und her. Eine ganze Weile starrte Jessica auf diesen hypnotischen Tanz.
    »Du musst mir aufmerksam zuhören, Mädchen, auf jedes Wort, jede Betonung, jede Nuance achten. Dein Leben hängt davon ab.«
    Jessica runzelte die Stirn. Ihre grünen Augen blickten in die kleinen, vogelgleichen Augen der älteren Frau. Mohiam schien nervös und ängstlich zu sein, aber warum?
    »Was ist das?« Jessica zeigte auf die ungewöhnlichen Objekte auf dem Tisch.
    »Du bist sehr neugierig, nicht wahr?«
    Jessica nickte.
    »Sie sind das, was immer du glaubst, was sie sind.« Mohiams Stimme war so trocken wie der Wüstenwind.
    Die Objekte rotierten synchron. Jedes hatte ein sehr dunkles Loch, das von derselben Form wie das jeweilige Objekt war. Jessica konzentrierte sich auf die rote Pyramide mit der dreieckigen Öffnung.
    Plötzlich schwebte die Pyramide auf sie zu. Ist es wirklich oder eine Illusion? Verblüfft riss sie die Augen auf und beobachte gebannt die Szene.
    Die anderen zwei geometrischen Objekte folgten dem ersten, bis alle drei vor Jessicas Gesicht in der Luft hingen. Helle Strahlen schossen hin und her, ein lautloses Spiel aus Spektralfarben.
    Jessicas Neugier mischte sich mit Furcht.
    Mohiam ließ sie einige Zeit warten, dann sagte sie mit harter Stimme: »Wie lautet die erste Lektion? Was hat man dich seit frühester Kindheit gelehrt?«
    »Menschen dürfen sich niemals Tieren unterwerfen.« Jessica ließ einen verärgerten, ungeduldigen Unterton in ihre Stimme einfließen. Mohiam würde erkennen, dass es absichtlich geschah. »Was soll diese Frage? Nach allem, was ich von Ihnen gelernt habe, Proctor Superior – wie können Sie auf die Idee kommen, ich sei kein Mensch? Wann habe ich Ihnen jemals Anlass ...«
    »Sei still! Nicht alles, was in menschlicher Gestalt daherkommt, ist menschlich.« Sie kam mit der Anmut einer Raubkatze hinter dem Schreibtisch hervor und blickte Jessica durch das funkelnde Licht zwischen dem Würfel und der Pyramide an.
    Das Mädchen spürte ein Kribbeln in der Kehle, aber es unterdrückte den Drang, zu husten oder zu sprechen. Aus jahrelanger Erfahrung mit dieser Lehrerin wusste Jessica, dass noch etwas kommen würde. Und es kam.
    »Vor Jahrtausenden, vor Butlers Djihad, waren die meisten Menschen nicht mehr als organische Automaten, die den Befehlen der Denkmaschinen folgten. Sie stellten niemals Fragen, leisteten niemals Widerstand und dachten niemals. Es waren Menschen, aber sie hatten den Funken verloren, der sie menschlich gemacht hätte. Doch ein harter Kern leistete Widerstand. Sie wehrten sich, wollten sich nicht geschlagen geben und waren schließlich siegreich. Nur sie erinnerten sich noch daran, wie es war, menschlich zu sein. Wir dürfen niemals die Lektionen vergessen, die wir in dieser gefährlichen Epoche gelernt haben.«
    Das Gewand der Ehrwürdigen Mutter raschelte, als sie zur Seite trat, und plötzlich schoss ihr Arm mit erstaunlicher Geschwindigkeit vor. Jessica sah nur eine verschwommene Bewegung, dann das Funkeln einer Nadel an Mohiams Fingerspitze, die unmittelbar unter Jessicas rechtem Auge auf ihre Wange gerichtet war.
    Das Mädchen zuckte nicht einmal zusammen. Mohiams papierne Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Du kennst das Gom Jabbar, den gnadenlosen Feind, der ausschließlich Tiere tötet – jeden, der sich nicht von der Selbstdisziplin, sondern seinen Instinkten leiten lässt. Diese Spitze ist mit Meta-Zyanid präpariert. Der winzigste Kratzer genügt, und du stirbst.«
    Die Nadel blieb völlig regungslos, als wäre sie in der Luft

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