Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
geht die Feindschaft zwischen Ecaz und dem Haus Moritani wirklich?
»Sperren Sie ihn in einen der unterirdischen Tunnel!«, befahl Fenring. »Er soll rund um die Uhr bewacht werden.«
»Ich genieße diplomatische Immunität!«, protestierte Ord, dessen Stimme nun wieder piepsiger klang. »Sie werden es nicht wagen, mich festzuhalten.«
»Sie sollten meinen Wagemut nicht unterschätzen.« Der Graf blickte in die schockierten Gesichter der Anwesenden. »Andererseits könnte ich es einfach meinen Gästen überlassen, Sie zu bestrafen. Vielleicht wage ich es nicht, mich ihrem gerechten Zorn entgegenzustellen ... hmm?« Fenring gab ein Zeichen, worauf der tobende Mann fortgeschafft wurde. Später würde man für ihn eine sichere Rückkehr nach Grumman arrangieren.
Ärzte eilten in den Saal, dieselben, die Fenring vor kurzem beim Desaster im Treibhaus gesehen hatte. Doch es war offensichtlich, dass sie nichts mehr für den übel zugerichteten Ecazi-Botschafter tun konnten.
Ein Tag mit einer beträchtlichen Anzahl von Todesopfern, dachte Fenring. Und ich habe kein einziges davon auf dem Gewissen.
»Hmm-äh«, sagte er zu seiner Frau, die neben ihn getreten war. »Ich fürchte, dieser Zwischenfall wird nicht ohne Folgen bleiben. Erzherzog Ecaz reicht zweifellos eine offizielle Beschwerde ein, und niemand weiß, wie Graf Moritani reagiert.«
Er befahl den Dienern, Narvis Leiche aus dem Saal zu schaffen. Viele Gäste hatten sich in andere Räume des Hauses begeben. »Sollen wir die Leute zurückrufen?« Er drückte die Hand seiner Frau. »Es gefällt mir nicht, dass der Abend auf diese Weise ausklingt. Vielleicht können wir noch einmal die Artisten holen, damit sie unterhaltsame Geschichten erzählen.«
Baron Harkonnen gesellte sich zu ihnen und stützte sich auf den Wurmkopf seines Gehstocks. »Diese Angelegenheit fällt in Ihre Gerichtsbarkeit, Graf Fenring, nicht in meine. Schicken Sie dem Imperator einen Bericht.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Fenring kurz angebunden. »Ich werde demnächst ohnehin in einer anderen Angelegenheit nach Kaitain reisen und Shaddam über alle Einzelheiten informieren. Und die angemessenen Entschädigungen.«
4
In den Tagen von Altterra gab es Experten für Gifte, kluge und verschlagene Menschen, die sich mit der so genannten chemischen Erbschaftsregelung befassten.
Auszug aus einem Filmbuch,
Imperiale Bibliothek Kaitain
Mit stolzem Grinsen schritt Kammerherr Beely Ridondo durch die Tür. »Kaiserliche Hoheit, Sie sind soeben Vater einer weiteren Tochter geworden. Ihre Gattin hat ein hübsches und gesundes Mädchen entbunden.«
Doch Imperator Shaddam IV. freute sich nicht, sondern fluchte leise und schickte den Mann fort. Damit wären es drei! Was nützt mir eine weitere Tochter?
Er war in sehr schlechter Stimmung. So schlecht hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er sich bemüht hatte, seinen altersschwachen Vater vom Goldenen Löwenthron zu entfernen. Mit schnellen Schritten betrat Shaddam sein privates Arbeitszimmer und kam an einer Tafel mit der Aufschrift ›Das Gesetz ist die letzte Wissenschaft‹ vorbei – irgendein Unsinn von Kronprinz Raphael Corrino, einem Mann, der nie danach gestrebt hatte, die imperiale Krone zu tragen. Shaddam schloss die Tür hinter sich und warf sich in den hochlehnigen Suspensorsessel an seinem Schreibtisch.
Shaddam war von mittlerer Größe, hatte einen kantigen, einigermaßen trainierten Körper und eine Adlernase. Seine langen Fingernägel waren sorgfältig manikürt, und das rote Haar war mit Pomade gestärkt und streng zurückgekämmt. Er trug eine graue Uniform im Sardaukar-Stil mit Epauletten und Abzeichen in Silber und Gold, aber die militärische Aufmachung spendete ihm nicht mehr so viel Trost wie früher.
Die Geburt einer weiteren Tochter war nicht seine einzige Sorge. Während eines Galakonzerts in einem Pyramidenstadion auf Harmonthep hatte jemand vor kurzem eine riesige aufblasbare Puppe mit den Zügen von Shaddam IV. aufsteigen lassen. Mit der knallbunten Karikatur hatte man die eindeutige Absicht verfolgt, ihn zum Clown zu machen. Das Gebilde hatte über der riesigen, lachenden Menge geschwebt, bis die Drachengarde von Harmonthep es zu brennenden Fetzen zerschossen hatte. Jeder Narr konnte die Symbolik dieser Tat verstehen! Trotz härtesten Durchgreifens und gründlichster Untersuchungen durch die Sardaukar hatte man nicht in Erfahrung bringen können, wer für diese aufblasbare Karikatur verantwortlich
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