Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
Wesentlichen von seinen Verletzungen genesen. Nun war er wieder in der Lage, sich den Herausforderungen eines neuen Tages ohne den schwarzen Abgrund der Verzweiflung zu stellen. Als er das höchste Stockwerk des Krankenhauses erreicht hatte, war er kaum außer Atem.
Rhombur war erwacht!
Der Leibarzt des Herzogs, der Rhombur bis zum bevorstehenden Eintreffen des Cyborg-Teams behandelte, begrüßte ihn. »Es ist uns gelungen, mit dem Prinzen zu kommunizieren, Mylord.«
Medizinische Assistenten in weißen Kitteln standen um die Lebenserhaltungswanne und die komplizierten Injektoren und Blutreinigungspumpen. Die Maschinen summten und surrten wie in den vergangenen Monaten. Doch jetzt war alles anders.
Der Arzt hielt Leto noch einen Moment zurück und sagte: »Wie Sie wissen, hat der Prinz ein schweres Trauma an der rechten Schädelseite erlitten. Doch das menschliche Gehirn ist ein erstaunliches Instrument. Rhomburs Zerebellum hat bereits die Kontrollfunktionen in neue Regionen verlagert. Informationen fließen durch die Nervenbahnen. Ich glaube, das dürfte die Arbeit des Cyborg-Teams erheblich erleichtern.«
Tessia stand vor dem sargförmigen Gebilde und starrte darauf. »Ich liebe dich, Rhombur – daran konntest du nicht einen Augenblick lang zweifeln.«
Eine synthetische Stimme, die aus einem Lautsprecher drang, antwortete ihr. »Ich ... liebe ... dich ... auch ... und ... werde ... dich ... immer ... lieben.« Die Worte kamen klar und präzise, doch stets mit einer kurzen Pause, als hätte sich Rhombur noch nicht richtig an diese Art des Sprechens gewöhnt.
Fasziniert beobachtete der Herzog die Szene. Wie konnte ich nur in Erwägung ziehen, ihn den Tleilaxu auszuliefern?
Die Wanne war geöffnet und enthüllte den vernarbten Klumpen aus Fleisch und Knochen, der noch von Rhombur übrig war. Überall führten Schläuche und Drähte in den Körper. Der Arzt erklärte: »Zuerst konnten wir uns nur über einen ixianischen Code mit ihm verständigen ... in Form von kurzen und langen Signalen. Aber jetzt ist es uns gelungen, sein Sprachzentrum mit einem Synthesizer zu verbinden.«
Das noch vorhandene Auge des Prinzen war offen und hatte nun den Glanz von Leben und Bewusstsein. Leto starrte längere Zeit in das Gesicht, das keine Ähnlichkeit mit Rhombur mehr hatte, und wusste nicht, was er zu ihm sagen sollte.
Was denkt er? Seit wann weiß er, was mit ihm geschehen ist?
Künstliche Worte kamen aus dem Lautsprecher neben der Wanne. »Leto ... Freund ... Wie ... machen ... sich ... dieses ... Jahr ... die ... Korallen ... Juwelen? Warst ... du ... mal ... wieder ... tauchen?«
Leto musste vor Erleichterung lachen. »Besser als je zuvor, Prinz! Wir werden sie uns schon bald gemeinsam ansehen können!« Plötzlich standen ihm Tränen in den Augen. »Entschuldigung, Rhombur. Ich sollte dich nicht anlügen.«
Rhomburs Körper rührte sich nicht. Leto bemerkte nur leichte Muskelzuckungen unter der Haut. Die synthetische Stimme übertrug keine Gefühle oder Betonungen.
»Wenn ... ich ... ein ... Cyborg ... bin ... bestellen ... wir ... einen ... speziellen ... Anzug. Dann ... gehen ... wir ... tauchen. Wart ... es ... ab.«
Es schien, dass der Prinz die dramatische Veränderung seines Körpers akzeptiert hatte – und sogar die Aussicht auf Cyborg-Ersatzteile. Seine Gutmütigkeit und sein ansteckender Optimismus hatten Leto über die schwerste Zeit nach dem Tod des alten Herzogs hinweggeholfen. Jetzt würde Leto für Rhombur da sein.
»Bemerkenswert«, sagte der Arzt.
Rhomburs Auge blieb unentwegt auf Leto gerichtet. »Ich ... möchte ... ein ... Harkonnen ... Bier.«
Leto lachte. Tessia ergriff seinen Arm. Der grausam verstümmelte Prinz würde trotz allem mit unermesslichen physischen und mentalen Schmerzen leben müssen.
Rhombur schien zu ahnen, was Leto durch den Kopf ging, und seine nächsten Worte kamen bereits etwas flüssiger. »Sei ... meinetwegen ... nicht traurig. Sei glücklich. Ich ... freue mich ... auf ... meine ... Cyborg-Ersatzteile.« Leto beugte sich tiefer über ihn. »Ich ... bin Ixianer ... Maschinen ... sind mir ... nicht fremd!«
Leto kam das alles so unwirklich, so unmöglich vor. Und doch geschah es. In den vergangenen Jahrhunderten war die Cyborg-Technik stets daran gescheitert, dass der menschliche Körper die künstlichen Elemente abstieß. Die Psychologen behaupteten, dass sich der menschliche Geist weigerte, eine so enge Verbindung zu Maschinen zu akzeptieren. Diese tief
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