Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Stirn. Thufir verließ seinen Posten an der Tür und trat näher. Er war eine Waffe in menschlicher Gestalt. Duncans Muskeln spannten sich an.
»Wie kannst du erwarten, dass ich dir verzeihe, Mutter, wenn du behauptest, dass es gar kein Verbrechen gegeben hat?« Leto setzte sich auf seinem Stuhl zurecht.
Helenas dunkle Augen bohrten sich in die ihres Sohnes, aber sie gab keine Antwort.
Duncan war besorgt und irritiert. Er konnte sich kaum noch an die Frau des geliebten alten Herzogs erinnern. Sie war eine strenge und dominante Person gewesen, während er nicht mehr als ein kleiner Junge gewesen war, der sich mit Mühe dem Joch der Harkonnens entzogen hatte.
Leto war vor unterdrückter Wut bleich geworden. »Ich hatte gehofft, du würdest in deinem Kloster bleiben, um weiterhin Trauer vorzutäuschen und über deine Schuld nachzudenken. Ich dachte, ich hätte in aller Deutlichkeit klargestellt, dass du in Burg Caladan nicht mehr willkommen bist.«
»Mit ausgesprochener Deutlichkeit. Aber solange du keinen Erben hast, bin ich deine einzige lebende Verwandte auf Caladan.«
Er beugte sich vor, und seine grauen Augen blitzten vor Zorn. »Keine Sorge, Mutter, die Dynastie der Atreides wird fortgesetzt. Meine Konkubine Jessica, die zur Zeit auf Kaitain weilt, wird demnächst mein Kind auf die Welt bringen. Du kannst also beruhigt in deine Klosterfestung zurückkehren. Thufir wird dir bestimmt gerne helfen, alles für deine Abreise vorzubereiten.«
»Du weißt noch nicht, weshalb ich zu dir gekommen bin«, sagte sie. »Du wirst dir anhören, was ich zu sagen habe.« Sie sprach mit einer mütterlichen Autorität, an die sich Leto noch gut aus seiner Kindheit erinnerte.
Verwirrt blickte Duncan von einem Gesicht zum anderen. Man hatte ihm niemals verraten, warum Lady Helena fortgegangen war, obwohl er viele Fragen gestellt hatte.
Leto saß starr wie eine Statue da. »Weitere Ausreden, weiteres Leugnen?«
»Eine Bitte. Nicht um meinetwillen, sondern für deine angeheiratete Verwandtschaft, die Familie Richese. Während des verabscheuungswürdigen Angriffs des Imperators auf Korona wurden viele hundert Richesianer getötet, und viele tausend erblindeten. Graf Ilban ist mein Vater. Im Namen der Menschlichkeit fordere ich, dass du ihm deine Unterstützung anbietest. Mit dem Vermögen unseres ...« – sie errötete – » deines Hauses kannst du ihm helfen, die Folgen der Not zu lindern.«
Leto war überrascht, dass sie ihm eine solche Bitte vortrug. »Ich habe von der Tragödie gehört. Willst du mich auffordern, gegen den Imperator Partei zu ergreifen, der festgestellt hat, dass sich das Haus Richese eines Verstoßes gegen die imperialen Gesetze schuldig gemacht hat?«
Ihre schwarzen Handschuhe ballten sich zu Fäusten, und sie hob das Kinn. »Ich will vorschlagen, dass du den notleidenden Menschen hilfst. Ist nicht genau das die Tradition der Atreides, der Weg der Ehre? Ist es nicht genau das, was Paulus dich gelehrt hat?«
»Wage es nicht, mir Lektionen erteilen zu wollen!«
»Oder soll man sich künftig an die Gewaltaktionen des Hauses Atreides erinnern, wie zum Beispiel den brutalen Angriff auf Beakkal? Willst du jeden vernichten, der dich beleidigt?« Sie schnaufte verächtlich. »Du erinnerst mich an den Graf von Grumman. Soll das zum Vermächtnis des Hauses Atreides werden?«
Ihre Worte trafen ihn. Er lehnte sich auf seinem harten Holzstuhl zurück und versuchte sein Unbehagen zu überspielen. »Als Herzog muss ich tun, was ich tun muss.«
»Dann biete Richese deine Hilfe an.«
Eine weitere Diskussion war sinnlos. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Du wirst es mir versprechen«, gab Helena zurück.
»Kehre zu den Einsamen Schwestern zurück, Mutter.« Leto erhob sich vom Stuhl, und Thufir Hawat trat vor. Duncans Griff um das Schwert des alten Herzogs wurde fester, und instinktiv schirmte er die Frau nach der anderen Seite ab. Ihr Blick verriet, dass sie die Klinge erkannte, dann musterte sie Duncans Gesicht, ohne zu ahnen, wer er war. Er hatte sich sehr verändert, seit sie ihn vor ihrem Exil zum letzten Mal als neunjährigen Jungen gesehen hatte.
Nach einem kurzen Moment der Anspannung winkte Leto seine Männer zurück. »Es überrascht mich, dass du mir beibringen willst, menschlich zu handeln, Mutter. Ganz gleich, wie sehr ich dich verachte – auch ich erkenne, dass etwas getan werden muss. Das Haus Atreides wird den Richeses Hilfsgüter schicken – aber nur unter der Bedingung, dass du
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