Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
spinnennetzfeine Silberstickereien in Form von Ideogrammen an den Säumen ihrer Gewänder. Sie nahm die Stufen des steilen Weges, der zu Burg Caladan hinaufführte, mit entschlossenen Schritten.
Als die vier das Tor mit dem Fallgatter erreichten, hatte die Dämmerung den Himmel mit einem dunklen Purpurton überzogen. Wachen der Atreides versperrten ihnen unbehaglich den Zugang. Ohne ein Wort zu sagen, trennte sich die Frau mit den silbernen Stickereien von den anderen und trat direkt vor die Männer. Ihr Schweigen hatte etwas Unheimliches.
Ein junger Soldat lief in die Burg, um Thufir Hawat zu holen. Als der Mentat aus dem Hof ans Tor kam, ordnete er seine Uniform, um einen möglichst entmutigenden Eindruck zu machen. Mit Mentatenaugen studierte er die Frauen, konnte ihren verhüllten Gestalten aber keine weiteren Informationen entnehmen. »Der Herzog hat sich für den Abend zurückgezogen, aber morgen früh wird er die Türen der Burg zwei Stunden lang für das Volk öffnen.«
Die Frau griff nach ihrem feinen Schleier. Hawat analysierte ihre Bewegungen und erkannte, dass die Fäden der Silberstickereien auf ihrem schwarzen Gewand mehr als nur Zierde waren. Sie bildeten ein Sensornetz, das ihren Körper umschloss ... richesische Technik. Er trat einen Schritt zurück und legte eine Hand an den Duelldolch an seinem Gürtel.
Ohne Hektik zog die Frau an den Nähten, mit denen der Schleier an ihrer Kapuze befestigt war, und riss die Maske ab, die ihre Züge verhüllt hatte. »Thufir Hawat, wollen Sie mir den Zugang zu meinem Haus verwehren?« Als sie ihre Identität offenbart hatte, blinzelte sie im Dämmerlicht und erwiderte selbstbewusst seinen Blick. »Wollen Sie mir verbieten, meinen eigenen Sohn zu sehen?«
Selbst der unerschütterliche Mentat war überrascht. Er verbeugte sich leicht, dann winkte er ihr, ihn auf den Hof zu begleiten, aber er hieß sie mit keiner Begrüßungsgeste willkommen. »Natürlich nicht, Lady Helena. Sie dürfen eintreten.« Er gab den Wachen ein Zeichen, dass die Schwestern passieren durften.
Im Hof sagte Hawat ihnen, dass sie warten sollten, und befahl den Wachen: »Untersuchen Sie diese Frauen gründlich, ob sie Waffen mit sich führen, während ich den Herzog benachrichtige.«
* * *
Leto Atreides saß auf einem Stuhl aus dunklem Holz im Empfangssaal. Er hatte eine Uniformjacke und die goldene Kette mit dem Medaillon angelegt, die seinen Rang als Herzog des Landsraads auswiesen. Solchen Schmuck trug er nur zu ernsten Gelegenheiten – wie diese eine war.
Auch wenn er noch keine Bestätigung von Rhombur und Gurney erhalten hatte, konnte er seine Pläne nicht aufschieben. Er hatte den Tag mit militärischen Vorbereitungen verbracht, und trotz Duncan Idahos forscher Zuversicht wusste Leto, dass der Kampf um Ix ein gefährliches Unternehmen sein würde, dessen Ausgang völlig ungewiss blieb.
Er hatte weder Zeit noch Geduld oder Liebe für seine verstoßene Mutter übrig.
Er war von Leuchtgloben umgeben, die jedoch nicht die Schatten in seinem Herzen vertreiben konnten. Leto verspürte eine Kälte, die nichts mit dem Sinken der Temperatur am Abend zu tun hatte. Er hatte Helena seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen, seit ihre Verwicklung in den Mordanschlag auf den alten Herzog, ihren Ehemann, aufgedeckt worden war.
Als sie eintrat, erhob sich Leto nicht von seinem Platz. »Schließt die Türen«, sagte er mit harter Stimme. »Ich will keine Öffentlichkeit. Und die anderen Frauen sollen draußen warten.«
Lady Helenas rotbraunes Haar war mit grauen Strähnen durchsetzt, und ihre Haut spannte sich fest über die Gesichtsknochen. »Es sind meine Dienerinnen, Leto. Sie haben mich während der ganzen Reise vom östlichen Kontinent bis hierher begleitet. Du bist sicherlich in der Lage, sie mit Gastfreundschaft zu empfangen.«
»Ich bin nicht in gastfreundlicher Stimmung, Mutter. Duncan und Thufir, ihr bleibt bei mir.«
Duncan Idaho hielt stolz Paulus' Schwert in den Händen und wartete an der untersten Stufe des herzoglichen Podests. Mit besorgter Miene blickte er von Leto zu dessen Mutter und dann in Hawats ledriges Gesicht, das den versteinerten Ausdruck unterdrückten Zorns trug.
Der Kriegermentat führte die nach wie vor verhüllten Dienerinnen nach draußen, warf die schweren Türflügel mit einem Knall zu, der laut durch den Saal hallte, und blieb an der Tür stehen.
»Wie ich sehe, hast du mir noch nicht verziehen, mein Sohn«, sagte Helena mit streng gerunzelter
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