Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Augenblick das unterdrückte Volk. Sie werden davon ausgehen, dass wir zum verabredeten Zeitpunkt angreifen, und die Ixianer zum Aufstand ermutigen, da sie mit unserer Unterstützung rechnen. Aber was ist, wenn die Atreides-Truppen dann nicht rechtzeitig auf den Plan treten?«
Duncan wirkte äußerst besorgt. »Dann würden sie massakriert werden – zusammen mit Rhombur und Gurney. Wir können sie nicht im Stich lassen, Leto.«
Gedankenverloren starrte der Herzog seine zwei Berater an. Er wusste, dass sie ihm folgen würden, ganz gleich, für welchen Weg er sich entschied. Aber wie sollte er eine so folgenschwere Entscheidung treffen? Er beobachtete, wie eine füllige Köchin Vanillekonfekt in einem Bett aus blättriger Kruste anordnete. Das war Rhomburs Lieblingsnachtisch gewesen, als er noch über alle natürlichen Körperfunktionen verfügte. Bei dem Anblick der Süßspeisen trat eine Träne in Letos Auge, und er wandte sich ab. Jetzt wusste er, wie die Antwort lautete.
»Von meinem Vater habe ich Folgendes gelernt«, sagte Leto. »Wenn ich vor einer schwierigen Entscheidung stehe, soll ich stets den ehrenvollen Weg wählen und alle anderen Erwägungen außer Acht lassen.«
Er stand reglos da und beobachtete die fleißigen Arbeiter in den Küchen der Burg. Von seiner Entscheidung hing sehr viel ab. Aber für einen Atreides-Herzog bestand letztlich gar keine andere Wahl. »Ich habe dem Prinzen Rhombur etwas versprochen – und damit auch dem Volk von Ix. Ich habe mich verpflichtet, diesem Plan bis zum Ende zu folgen. Und wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um zu gewährleisten, dass wir Erfolg haben.«
Er drehte sich um und führte den Schwertmeister und den Mentaten aus der Küche, damit sie gemeinsam ihre Arbeit fortsetzen konnten.
79
Für das Überleben ist Durchsetzungskraft und Anpassungsfähigkeit nötig – und das Verständnis von Beschränkungen. Ihr müsst lernen, was eure Welt von euch verlangt – was sie von euch braucht. Jeder Organismus trägt dazu bei, das Ökosystem am Leben zu erhalten. Jedes Lebewesen hat seine eigene Nische.
Liet-Kynes, Imperialer Planetologe
Obwohl Junction das Hauptquartier der Raumgilde war, würde kein Besucher freiwillig auf dieser Welt leben wollen.
»Ich weiß nicht, wie lange ich das endlose Warten noch ertrage«, schimpfte Rhombur. »Ich will endlich nach Ix!«
Er und Gurney Halleck mussten sich in einem Erholungsbereich für Passagiere aufhalten, der weit von den gewaltigen Raumhäfen und Wartungsdocks für die Heighliner entfernt war. Sie liefen über ein karges Blakgras-Feld, das nach Rhomburs Meinung ansonsten als Schule für Navigatoren genutzt wurde. Aber niemand wollte ihm irgendwelche Fragen beantworten. Die Mittagssonne verbreitete schwaches, trübes Licht.
Trotz ihrer wiederholten Bitten und Bestechungsversuche war es den zwei Agenten bislang nicht gelungen, eine Nachricht nach Caladan zu schicken. Die Gilde hatte sämtliche Passagiere des gestrandeten Heighliners isoliert und hielt sie praktisch auf Junction gefangen, als wollte man die Neuigkeiten von der Katastrophe und dem toten Navigator unter Verschluss halten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wusste Herzog Leto noch gar nichts davon. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt musste er davon ausgehen, dass seine beiden Agenten auf Ix eingetroffen waren und mit ihrer Untergrundarbeit begonnen hatten. Das Haus Atreides verließ sich auf sie.
Aber wenn Rhombur nicht bald etwas bewirken konnte, würde sich diese Vermutung für die Streitmacht der Atreides als fatal erweisen.
Aufgrund seiner inneren Unruhe bewegte sich der Cyborg-Prinz ungewöhnlich ruckhaft. Gurney konnte das Klicken seiner mechanischen Prothesen hören. Hunderte weiterer Passagiere aus dem geretteten Heighliner tummelten sich auf dem Blakgras-Feld. Nachdem sie nun in Sicherheit waren, ließen die gestrandeten Reisenden einen beständigen Strom von Beschwerden los und regten sich über die vielen Unannehmlichkeiten auf. Junction war ein sicheres Gefängnis; sie würden den Planeten nicht verlassen können, solange die Gilde es ihnen nicht gestattete.
»Man erfährt Gott nur durch Geduld«, zitierte Gurney eine Passage aus der Orange-Katholischen Bibel, die seine Mutter häufig vorgelesen hatte. »Es gibt keinen Grund, uns noch länger hier festzuhalten. Die Ermittlungen müssten längst abgeschlossen sein.«
»Was hoffen sie von den isolierten Passagieren zu erfahren? Warum wollen sie nicht, dass wir mit Leto
Weitere Kostenlose Bücher