Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
angewidert getötet.
Später brachte auch C'tair einen Bürokraten aus dem Labor um. Er fragte sich, ob er und seine neue Gefährtin in einen Wettstreit um die meisten Punkte treten sollten. Mit ihrer Hilfe und dem Wissen, dass Prinz Rhombur endlich nach Ix unterwegs war, gab C'tair seine Zurückhaltung auf. Die Flamme der Rache brannte hell in ihm.
Außerdem wusste er, dass sein Bruder D'murr tot war.
Cristane hatte ihm von der Heighliner-Katastrophe über Wallach IX und vom zweiten Schiff erzählt, dass in einem unbekannten Raumsektor verschollen war. Schaudernd erinnerte er sich an den seltsamen letzten Kontakt, an D'murrs unmenschlichen Schrei der Verzweiflung – und die folgende Totenstille. Cristanes Worte waren nur die endgültige Bestätigung, nachdem er im Herzen längst gespürt hatte, dass sein Zwillingsbruder nicht mehr am Leben war ...
Als sie eines Nachts in einem seiner sicheren Verstecke lagen, fand C'tair auf der dünnen Pritsche keinen Schlaf. Er trauerte um die vielen Menschen und Dinge, die er verloren hatte.
Nebenan atmete Cristane ruhig und gleichmäßig auf ihrem Bett. Sie schien sich in einen Meditationsschlaf versetzt zu haben, doch plötzlich hörte er ihre Stimme in der Dunkelheit. »Wir Bene Gesserit werden ausgebildet, keine Gefühle zu zeigen, aber ich spüre, wie sehr du leidest, C'tair. Wir haben große Verluste erlitten, jeder von uns beiden.« Ihre Stimme vertrieb die Schrecken der Dunkelheit.
»Ich bin auf Hagal aufgewachsen und dort in vielerlei Hinsicht zum Waisenkind geworden. Mein Stiefvater hat mich missbraucht, mich geschlagen ... und die Schwesternschaft hat viele Jahre benötigt, um meine Wunden heilen zu lassen und mich zu dem zu machen, was ich bin.« Ihre Stimme klang gepresst. Sie hatte noch nie zuvor mit einem Mann über dieses Thema gesprochen. Cristane wusste nicht, warum sie es wollte, aber zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie, dass jemand sie verstand.
Als er zu ihrem Bett hinüberging, erlaubte sie ihm, seinen Arm um ihre starren Schultern zu legen. Er war sich gar nicht sicher, was er eigentlich von ihr wollte, aber es war schon so lange her, seit er sich zuletzt einem anderen Menschen geöffnet hatte. Cristane wurde still. Ihre Haut fühlte sich weich und sinnlich an, aber er bemühte sich, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie hätte ihn mühelos verführen können, aber sie tat es nicht.
»Gibt es eine Chance, Miral zu helfen, wenn wir einen Weg in den Forschungspavillon finden?«, fragte er in der Dunkelheit. »Auch wenn wir nicht mehr tun können, als ihren Leiden ein Ende zu setzen?«
»Ja ... wenn ich hineinkomme.«
Sie gab ihm einen flüchtigen, trockenen Kuss, aber seine Gedanken waren längst bei Miral und ihrer kurzen Beziehung, die sie genossen hatten, bevor sie ihm auf so brutale Weise entrissen wurde ...
* * *
Verstohlen hielt die Schwester vor dem gesicherten Eingang inne. Dahinter lag der große Zentralsaal des Laborkomplexes mit den erhöhten Galerien und den Tankreihen am Boden. Wenn es ihr gelang, in den Forschungspavillon einzudringen, würde Cristane ihre gefangene Bene-Gesserit-Schwester vermutlich töten müssen, um sie von ihren Qualen zu befreien.
C'tair hatte Cristane in gestohlene Tleilaxu-Kleidung gesteckt und ihr Gesicht und ihre Hände mit ätzenden Chemikalien behandelt, damit sie größere Ähnlichkeit mit den grauhäutigen Männern hatte. »So, jetzt siehst du genauso hässlich wie sie aus.« Zum Glück war sie in den Korridoren niemandem begegnet, der ihr irgendwelche Fragen hätte stellen können. Sie konnte den gutturalen Akzent der Tleilaxu nachahmen, aber sie kannte nur wenige Ausdrücke ihrer Geheimsprache.
Sie konzentrierte sich und veränderte ihre Körperchemie, sodass die groben Scanner sie als Tleilaxu identifizieren mussten. Dann atmete sie noch einmal tief durch und trat in das orangefarbene Energiefeld der Sicherheitsbarriere.
Ihre Haut kribbelte, als sie von Zellsonden untersucht wurde. Schließlich spürte sie, wie der Effekt nachließ, und trat durch den Eingang. Mit zielstrebigen Schritten durchquerte sie den Saal. Ihre Augen nahmen jedes Detail der ungewöhnlichen Tanks auf, in denen die Tleilaxu Experimente mit weiblichen Körpern durchführten. In der Luft hing der schwere Geruch nach säuerlicher Melange, der von den gequälten Leibern aufstieg.
Plötzlich ertönten Alarmsirenen im Pavillon. Die Sicherheitsbarriere hinter ihr blinkte hellrot. Cristane hatte die Vorrichtung lange
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