Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
nervös zu klingen. Spielte Shaddam mit ihm?
»Ich habe alles unter Kontrolle.«
Leto verbarg seine Erleichterung. »Ich hatte gehofft, dass Sie zu meiner morgigen Rede vor dem Landsraad anwesend sein könnten, Herr.« Er hatte sogar gehofft, sich dort direkt mit dem Imperator auseinander setzen zu können, während er unter den anderen Adelsvertretern eine Welle der Unterstützung auslöste. Eine größere Operation der Sardaukar? Wo?
»Ja, ich bin überzeugt, dass deine Ansprache von größter Bedeutung sein wird. Soll ein neuer Fischereihafen auf Caladan eröffnet werden oder etwas in der Art? Bedauerlicherweise muss ich unangenehmeren Pflichten nachkommen.« Seine Baritonstimme war angenehm, aber in seinen grünen Augen funkelte eine kalte Grausamkeit.
Der Herzog verbeugte sich höflich und trat wieder neben Jessica. »Wenn ich vor dem Landsraad rede, Herr, werde ich an Sie denken. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Mission. Nach Ihrer Rückkehr können Sie sich die Aufzeichnung meiner Worte in aller Ruhe anhören.«
»In aller Ruhe? Ich muss ein Imperium verwalten! Ich habe niemals Ruhe, Herzog Leto!« Bevor dieser etwas erwidern konnte, bemerkte Shaddam das Messer mit dem Juwelengriff, das Leto an der Hüfte trug. »Ah, ist das die Klinge, die ich dir zum Abschluss deines Verwirkungsverfahrens geschenkt habe?«
»Sie haben zu mir gesagt, ich soll sie ständig bei mir tragen, um nie zu vergessen, dass ich Ihr Diener bin, Herr. Und ich habe es niemals vergessen.«
»Ja, ich erinnere mich.« Damit betrachtete Shaddam das Gespräch als beendet und wandte sich der Staatsbarkasse zu, die ihn zur wartenden Kriegsflotte bringen sollte.
Leto seufzte. Da ihm der Imperator keine besondere Aufmerksamkeit schenkte, schien es bei dieser militärischen Aktion weder um Ix, Beakkal oder Caladan zu gehen. Insofern war es ein Vorteil für den Herzog, dass Shaddam nicht anwesend war, wenn er seine Gründe für den Angriff auf Ix darlegte. Rhombur würde fest auf dem Thron im Großen Palais sitzen, bevor irgendjemand in der imperialen Verwaltung reagieren konnte.
Er lächelte, als Jessica ihn in den Palast führte. Vielleicht wird sich doch noch alles zum Guten wenden.
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Jede Schule, in der freie Bürger unterrichtet werden, muss damit beginnen, nicht Vertrauen, sondern Misstrauen zu lehren. Es geht darum, Fragen zu stellen und keine vorgegebenen Antworten zu akzeptieren.
Cammar Pilru, ixianischer Exilbotschafter
Er hatte noch nie Risiken gescheut, aber jetzt fand C'tair einen regelrechten Gefallen daran. Es war an der Zeit, in die Offensive zu gehen.
Während der Arbeit redete er flüsternd auf Fremde ein, die an seiner Seite schufteten. Er suchte sich jene aus, die am meisten unter der Unterdrückung zu leiden schienen. Und die Tapfersten unter ihnen nahmen den Aufruf zur Rebellion an.
Selbst die Suboiden, die geistig gar nicht in der Lage waren, den politischen Hintergrund zu begreifen, verstanden nun, wie sie von den Tleilaxu ausgenutzt worden waren. Vor Jahren hatten die Invasoren sie verführt und ihnen ein besseres Leben in Freiheit versprochen – aber letztlich hatte sich ihre Lage immer mehr verschlechtert.
Nun hatte die geknechtete Bevölkerung mehr als nur eine vage Hoffnung. Rhombur war wirklich zurückgekehrt! Der lange Albtraum wäre bald zu Ende.
* * *
Prinz Rhombur wartete in einer kleinen Nische, wo er mit seinen Gefährten verabredet war, und hörte ein Geräusch im Korridor. Er aktivierte seine künstlichen Gliedmaßen und machte sich auf einen Kampf gefasst. Letos Truppen sollten in wenigen Stunden eintreffen, und C'tair hatte sich bereits an die Oberfläche begeben. Er hatte sich durch enge Schächte und Nottunnel gezwängt, damit er die letzten eingeschmuggelten Sprengsätze anbringen konnte, mit denen strategisch wichtige Punkte der Sardaukar-Verteidigung lahmgelegt werden sollten. Nach ein paar gezielten Explosionen musste die Raumhafenschlucht den eintreffenden Atreides-Truppen schutzlos ausgeliefert sein.
Doch all ihre Arbeit wäre umsonst, wenn Rhombur zu früh in Gefangenschaft geriet. Die Geräusche wurden immer lauter.
Dann sprang Gurney Halleck in die Nische – mit einer Leiche in den Armen. Der Tote hatte kaum noch menschenähnliche Züge, das Gesicht war glatt und wächsern, die Augen leblos, und der Kopf baumelte wie der einer Marionette am gebrochenen Genick.
»Ein Gestaltwandler, der sich als Suboide getarnt hatte. Ich dachte, dass er sich etwas
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