Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
sich Rhombur noch erinnern konnte. Doch immer wieder störten menschliche Sorgen seine Konzentration.
Obwohl Leto ihn niemals wegen der Vorfälle kritisiert hatte, die man ohne weiteres als Sicherheitslücken interpretieren konnte – den Tod von Herzog Paulus in der Stierkampfarena, die Explosion des Luftschiffs –, hatte Thufir seitdem seine Anstrengungen verdoppelt. Er setzte jede Fähigkeit seines Mentatenarsenals ein und entwickelte ständig neue.
Jetzt ging es darum, dass Gurney und er in die besetzten Städte von Ix eindrangen und Schwachstellen ausspionierten, um eine größere militärische Aktion vorzubereiten. Nach den jüngsten Tragödien hatte Herzog Leto keine Angst mehr, anschließend Blut an den Händen zu haben. Wenn Leto entschied, dass die Zeit gekommen war, würde das Haus Atreides zuschlagen, und zwar ohne Gnade.
C'tair Pilru, ein Widerstandskämpfer, mit dem sie seit langem in Kontakt standen, hatte sich geweigert, seine Bemühungen auf Ix aufzugeben, obwohl die Tleilaxu immer härter durchgriffen. Aus gestohlenem Material hatte er wirksame Bomben und andere Waffen hergestellt, und vorübergehend hatte er sogar geheime Lieferungen von Prinz Rhombur erhalten – bis plötzlich der Kontakt abgerissen war.
Thufir hoffte, dass sie C'tair in dieser Nacht wiederfanden – sofern die Zeit reichte. Gurney und er hatten auf der Grundlage dürftiger Informationen einen möglichen Treffpunkt bestimmt und versucht, eine Nachricht in die Höhlen von Ix zu schicken. Rhombur hatte einen alten Militärcode des Hauses Vernius benutzt, der nur C'tair bekannt sein konnte, und einen Treffpunkt im Labyrinth geheimer Gänge und verborgener Kammern vorgeschlagen. Doch die Atreides hatten nie eine Antwort von ihm erhalten ... Also mussten sie sich völlig blind vorwärts tasten und konnten nur auf ihre Hoffnung und Entschlossenheit bauen.
Thufir blickte durch die kleinen Fenster der Gondel, um sich wieder in der Wirklichkeit zu orientieren. Er überlegte, wie sie vorgehen sollten, um die ixianischen Freiheitskämpfer aufzuspüren. Obwohl dieser Faktor in einer Mentatenanalyse eigentlich keine Rolle spielen sollte, fürchtete er, dass sie auf eine gehörige Portion Glück angewiesen waren.
* * *
C'tair Pilru hockte in einem muffigen Lagerraum in den oberen Stockwerken dessen, was einmal das Große Palais gewesen war, und hegte quälende Zweifel. Er hatte die Nachricht erhalten, sie decodiert – und kein Wort geglaubt. Seit vielen Jahren führte er nun schon seinen kleinen Guerillakrieg. Die Kraft zum Weitermachen bezog er nur selten aus Triumphen, sondern größtenteils aus hartnäckiger Entschlossenheit. C'tairs gesamtes Leben bestand aus dem Kampf gegen die Tleilaxu, und er hatte keine Ahnung, was aus ihm werden würde, wenn der Kampf jemals vorbei sein sollte.
Er hatte so lange überlebt, weil er in dieser einstmals schönen Untergrundstadt niemandem vertraute. Er wechselte seine Identitäten, hielt sich immer wieder an anderen Orten auf, schlug mit aller Kraft zu und flüchtete. Die Eroberer und ihre Sardaukar-Wachhunde konnten nur wütend und verwirrt zusehen. Seine Lieblingsbeschäftigung bestand darin, sich das detaillierte Bild der ursprünglichen Stadt ins Gedächtnis zu rufen – die hauchdünnen Verbindungswege und Straßen zwischen den Gebäuden, die wie Stalaktiten von der Höhlendecke hingen. Er stellte sich sogar die fröhlichen und tatkräftigen Menschen vor, das stolze Volk der Ixianer, wie es einmal gewesen war, bevor es mit der grausamen Realität der Tleilaxu-Invasion konfrontiert worden war.
Und nun wurden die Bilder seiner Erinnerung immer blasser. All das war schon so lange her ...
Vor kurzem war er auf die Nachricht von Vertrauten des Prinzen Rhombur Vernius gestoßen. War es nur ein Trick? C'tair hatte ständig mit der Gefahr gelebt, und jetzt musste er dieses Risiko einfach eingehen. Er wusste, dass der Prinz sein Volk niemals aufgeben würde, solange er lebte.
Während er in der Kälte und Dunkelheit des Lagerraums wartete und wartete, fragte sich C'tair, ob er vielleicht soeben jeden Bezug zur Wirklichkeit verlor ... vor allem, nachdem er vom schrecklichen Schicksal Miral Alechems erfahren hatte, seiner Mitkämpferin und Geliebten, die unter anderen Voraussetzungen möglicherweise seine Frau geworden wäre. Die widerwärtigen Invasoren hatten sie gefangen genommen und benutzten ihren Körper für ihre mysteriösen, brutalen Experimente. Er wollte sich nicht so an Miral
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