Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Pilze aus dem Boden geschossen. Arbeiter hatten das dichte Gestrüpp entfernt, den Dschungelhumus mehrerer Jahrzehnte fortgeschafft, die Steine freigelegt und die versiegelten Grabkammern geöffnet. Tausende toter Soldaten waren in Massengräbern auf dem Gelände bestattet worden, andere lagen in gesicherten Gruften innerhalb der Zikkurats.
Ingenieure der Beakkali hatten Maschinen zur Verfügung gestellt, mit denen die Zikkurats Stein für Stein auseinander genommen wurden. Kleinwüchsige Tleilaxu-Wissenschaftler bauten mobile Labors auf, in denen sie eifrig Zellproben von jeder exhumierten Leiche untersuchten. Sie mussten lange suchen, bis sie in den menschlichen Überresten lebensfähiges Genmaterial fanden.
Der Dschungel roch nach Nebel und Blüten, den ätherischen Ölen der dunkelgrünen Pflanzen und den duftenden Kräutern, die so hoch wie Bäume wuchsen. Rauch vom Lager und die Abgase der schweren Maschinen hingen träge in der Luft. Ein gnomenhafter Ausgräber wischte sich den Schweiß von der Stirn und wedelte mit den Armen, um die Schwärme blutsaugender Mücken zu vertreiben. Er blickte auf und beobachtete, wie das zornige Auge der orange glühenden Hauptsonne durch die Blätter herabschaute.
Plötzlich leuchteten rote Lasgun-Strahlen am Himmel auf.
Angeführt von Duncan Idaho stießen Atreides-Schiffe aus dem Orbit herab und nahmen das abgelegene Kriegsdenkmal ins Visier. Er sendete Herzog Letos Botschaft und eröffnete im gleichen Augenblick das Feuer. Der Senat in der Hauptstadt von Beakkal würde die aufgezeichnete Ansprache hören, und eine Kopie war per Kurier an den Landsraad auf Kaitain geschickt worden. Dieses Vorgehen entsprach den Regeln der Kriegsführung, wie sie in der Großen Konvention niedergelegt waren.
Letos harte Stimme verkündete: »Das Kriegsdenkmal von Senasar wurde zu Ehren meiner Vorfahren errichtet, die für Beakkal kämpften und starben. Jetzt haben die Bene Tleilax und die Beakkali dieses Denkmal entweiht. Dem Haus Atreides bleibt keine andere Wahl, als unverzüglich zu reagieren. Wir lassen nicht zu, dass unsere gefallenen Helden von Feiglingen geschändet werden. Deshalb haben wir beschlossen, das Monument zu vernichten.«
Duncan Idaho gab seiner Flotte den Befehl, das Feuer zu eröffnen. Lasgun-Strahlen schnitten durch die teilweise demontierten Zikkurats und legten die Grabkammern frei. Die Wissenschaftler der Tleilaxu flüchteten schreiend aus den Zelten und Labors.
»Wir haben die Regeln eingehalten und die Formen gewahrt«, fuhr Letos Stimme fort. »Es ist bedauerlich, dass es zu einigen Opfern kommen dürfte, aber wir trösten uns mit der Überzeugung, dass nur solche Personen zu Schaden kommen, die an kriminellen Aktivitäten beteiligt sind. Auf diesem Schlachtfeld kann es keine Unschuldigen geben.«
Die Atreides-Flotte kreiste über den Monumenten und warf Thermalbomben ab, dann schossen sie rote Lichtstrahlen in die Feuersbrunst. Innerhalb von zwanzig Minuten – schneller, als der Senat benötigte, um eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen – hatte die Schwadron das Denkmal, die Tleilaxu-Grabräuber und die Kollaborateure der Beakkali von der Planetenoberfläche radiert. Gleichzeitig waren alle Überreste der toten Atreides und Vernius zu Asche verbrannt worden.
Anschließend war das Senasar-Plateau eine unebene Fläche aus geschmolzenem Glas mit ein paar Stellen, von denen noch Rauch aufstieg. An der Peripherie der Angriffszone loderten die Feuer immer heller und heißer und drangen tiefer in den Dschungel vor ...
»Das Haus Atreides duldet keine Beleidigung«, sagte Duncan ins Mikrophon des Komsystems, aber es gab keine Überlebenden, die seine Worte hätten hören können.
Dann gab er seinen Schiffen den Befehl, in den Orbit zurückzukehren, und blickte noch einmal auf die Szene der Verwüstung. Jetzt würde niemand mehr an Herzog Letos Entschlossenheit und Tatkraft zweifeln.
Keine Warnung. Keine Gnade. Keine Zweideutigkeit.
12
Der furchtbarste Feind ist jener, der das Gesicht eines Freundes trägt.
Schwertmeister Rebec von Ginaz
Unter der Oberfläche von Kaitain nahm die imperiale Nekropole eine genauso große Fläche wie der gewaltige Palast ein. Generationen gefallener Corrinos bewohnten die Stadt der Toten.
Die meisten waren durch Verrat oder Unfall ums Leben gekommen, und nur sehr wenige waren eines natürlichen Todes gestorben.
Als Graf Hasimir Fenring von Ix zurückkehrte, führte Shaddam seinen Freund und Berater
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