Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
saßen die Adelsherren, die Ladies, die Premierminister und die Botschafter aller Großen Häuser. Nicht weit entfernt von Leto hatte die offizielle Delegation der Atreides Platz genommen, einschließlich seiner Konkubine Jessica und ihrem erst wenige Wochen alten Sohn. Außerdem waren Gurney Halleck, Duncan Idaho, Thufir Hawat und mehrere tapfere Atreides-Offiziere anwesend. Auch Tessia war gekommen und schaute zu ihrem Ehemann auf. Rhombur bewegte prüfend seine neue Ersatzhand, die Dr. Yueh ihm angepasst hatte – nicht ohne seinen Patienten die ganze Zeit zu tadeln.
Die Anklagebank war für die Vertreter der geschädigten Häuser reserviert. Neben Abgesandten von Ix, Taligari und Beakkal saß Premierminister Ein Calimar von Richese mit kerzengeradem Rücken da und beobachtete die Vorgänge mit den Augenprothesen, die er von den Tleilaxu erworben hatte.
Infolge ihrer Taten wurden die Bene Tleilax noch mehr als sonst verabscheut und waren überhaupt nicht vertreten. Die Repräsentanten des Volkes, die sich am imperialen Hof aufgehalten hatten, schienen plötzlich verschwunden zu sein. Leto freute sich darauf, die lange Aufzählung ihrer Verbrechen und moralischen Vergehen zu hören, aber ihm war bereits jetzt klar, dass die verhassten kleinen Menschen den Löwenanteil der Schuld und Strafe zu tragen hatten.
Beim ersten Glockenschlag erhob sich der alte MAFEA-Präsident vor dem Rednerpult. »In dieser Zeit des Aufruhrs wurden viele schreckliche Fehler begangen. Andere ließen sich im letzten Moment verhindern.«
Seltsamerweise waren weder Baron Harkonnen noch der offizielle Botschafter des Hauses anwesend. Nach dem Arrakis-Debakel schien der Baron Schwierigkeiten zu haben, den Wüstenplaneten zu verlassen, und sein verderbter Mentat war aus dem Palast verschwunden. Leto war überzeugt, dass die Harkonnens zumindest für einen Teil des Chaos verantwortlich waren.
Viele rivalisierende Familien hockten wie Geier auf den Dächern und hofften auf das lukrative Lehen, aber Leto zweifelte nicht daran, dass das Haus Harkonnen Arrakis behalten würde – auch wenn die Entscheidung sicherlich nur knapp ausfiel. Der Baron würde beträchtliche Bußgelder zahlen müssen und hatte wahrscheinlich sämtliche flüssigen Mittel verbraucht, um die richtigen Stellen zu bestechen.
Es hatte schon genug Unruhe im Imperium gegeben.
Das Verlesen der Präliminarien dauerte Stunden, da die Mentaten und Anwälte lange Zusammenfassungen und Kommentare aus den imperialen Gesetzessammlungen zitierten. Es gab sehr viele Fragen und Vorwürfe. Das Publikum begann sich zu langweilen.
Schließlich wurde Rhombur nach vorn gerufen. Der Cyborg-Prinz trug eine ixianische Militäruniform und die Mütze eines Offiziers auf dem vernarbten Kopf. Er stellte sich ans Pult und arretierte seine mechanischen Beine. »Nach vielen Jahren der Unterdrückung wurden die Tleilaxu-Eroberer endlich von meiner Heimatwelt vertrieben. Wir haben den Sieg auf Ix errungen.«
Die Delegierten applaudierten, obwohl vor Jahren niemand auf Dominic Vernius' Hilfeersuchen reagiert hatte.
»Ich beantrage offiziell die vollständige Wiedereinsetzung der Familie Vernius in den Status eines Großen Hauses. Wir wurden durch Verrat zu Renegaten. Wenn wir wieder unsere ehemalige Rolle innerhalb des Imperiums übernehmen, wird jedes Haus davon profitieren.«
»Ich befürworte den Antrag!«, rief Leto von seinem Platz aus.
»Der Thron ist einverstanden«, sagte Shaddam laut, obwohl er gar nicht gefragt worden war. Er blickte sich zu Botschafter Pilru um, als hätten sich die beiden Männer bereits im Vorfeld geeinigt. Da keiner der Delegierten einen Einwand erhob, stimmte das Plenum per Akklamation zu.
»Antrag angenommen«, sagte der MAFEA-Präsident und fragte gar nicht mehr nach abweichenden Meinungen.
Rhombur gelang es, das vernarbte Gesicht zu einem Grinsen zu verziehen, obwohl die Wiedereinsetzung des Hauses Vernius eine reine Formalität war, da der Prinz niemals einen Erben zeugen konnte. Er hob das Kinn. »Bevor ich das Podium verlasse, wären wohl noch einige Ehren angebracht.« Er nahm ein Gestell mit farbenfrohen Orden aus dem Rednerpult und hielt es ins Licht. »Wäre jemand so nett, sie mir alle anzustecken?«
Das Publikum lachte – eine kurze Erholungspause von der Langeweile und Anspannung.
»Nur ein kleiner Scherz.« Sein Gesicht wurde wieder ernst. »Herzog Leto Atreides, mein treuer Freund.« Unter tosendem Beifall trat Leto ans Pult, gefolgt vom Rest der
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