Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
sie ein großes Treffen ankündigen. Alle Naibs, Ältesten und Krieger sollen daran teilnehmen. Im Namen meines Vaters Umma Kynes soll es eine bedeutungsvolle Versammlung werden.«
Er krümmte die Finger einer Hand zu Klauen und reckte sie empor. »Die Harkonnen haben keine Ahnung, wie groß unsere gemeinsame Macht ist. Wie ein Wüstenfalke werden wir unsere Krallen in den Hintern des Barons schlagen.«
* * *
Im Terminal des Raumhafens von Carthag wanderte der Baron mit finsterer Miene auf und ab, während die Vorbereitungen für seine Abreise nach Giedi Primus getroffen wurden. Er verabscheute das trockene und staubige Klima von Arrakis.
Er hielt sich an einem Geländer fest und machte eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Seine Füße berührten kaum den Boden. Obwohl er alles andere als beweglich war, half der Suspensorgürtel dem fettleibigen Mann, sich die Illusion zu bewahren, alles tun zu können, was er wünschte.
Flutlichter markierten das Landefeld aus komprimiertem Sand. Das Licht floss über Treibstoffsilos, skelettartige Kräne, Suspensorschlitten und klobige Hangars, die aus vorgefertigten Komponenten errichtet worden waren – alles im Stil der Architektur von Harko City.
An diesem Abend hatte er besonders schlechte Laune. Seine Rückreise hatte sich um Tage verspätet, weil er den Widerspruch gegen eine Benachrichtigung der Raumgilde und MAFEA formulieren musste, die den Ablauf seiner Gewürzverarbeitung prüfen wollten. Schon wieder. Er hatte erst vor fünf Monaten bei der regulären Prüfung in jeder erdenklichen Hinsicht kooperiert, und die nächste hätte eigentlich erst in neunzehn Monaten stattfinden dürfen. Seine Anwälte auf Giedi Primus hatten in dieser Angelegenheit eine detaillierte Anfrage eingereicht, was das Verfahren zweifellos eine Weile hinauszögern würde. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl. Es hatte etwas mit dem plötzlichen harten Durchgreifen des Imperators gegen Gewürzlagerhaltung zu tun. Die Situation veränderte sich, aber nicht zum Besseren.
Als Verwalter des Arrakis-Lehens war das Haus Harkonnen das einzige Landsraad-Mitglied, dem es gestattet war, legale Melangevorräte anzulegen. Aber diese Lager durften eine bestimmte Menge nicht überschreiten. Sie waren dazu gedacht, kurzfristige Nachfragen zu erfüllen, und der Imperator musste in regelmäßigen Berichten darüber informiert werden. Es war alles sehr kompliziert, und für jede Lieferung, die der Baron mit einem Heighliner auf den Weg brachte, wurden Steuern für das Haus Corrino fällig.
Den Kunden hingegen war nur erlaubt, genügend Melange zu lagern, um ihren unmittelbaren Bedarf zu decken – als Nahrungszusatz, für Gewürzfasern, für medizinische Anwendungen und dergleichen. Seit Jahrhunderten hatte es keine Maßnahmen zur Durchsetzung des Verbots gegen die Bestellung zu großer Mengen gegeben, was zwangsläufig zur Praxis der Vorratshaltung geführt hatte. Jeder wusste Bescheid, aber alle hatten weggesehen. Bis jetzt.
»Piter! Wie lange noch?«
Der Mentat hatte verstohlen die Arbeiter beobachtet, die im gelbweißen Licht Container und Vorräte in die Harkonnen-Fregatte schafften. Er schien sich Tagträumen hinzugeben, aber der Baron wusste, dass de Vries heimlich eine Inventarliste im Kopf anlegte und jedes Objekt registrierte, das an Bord geschafft wurde.
»Ich schätze, noch eine Standardstunde, Baron. Wir müssen sehr viel Material nach Giedi Primus zurückbringen, und die einheimischen Arbeiter sind recht langsam. Wenn Sie möchten, lasse ich einen foltern, damit die anderen ihr Tempo beschleunigen.«
Der Baron dachte über den Vorschlag nach, dann schüttelte er den Kopf. »Wir haben noch genügend Zeit, bis der Heighliner eintrifft. Ich werde in der Lounge der Fregatte warten. Je schneller meine Füße diesen verdammten Planeten verlassen, desto besser dürfte meine Stimmung werden.«
»Ja, mein Baron. Soll ich Erfrischungen bringen lassen? Das könnte Ihnen helfen, sich zu entspannen.«
»Ich muss mich nicht entspannen«, erwiderte der Baron – schroffer, als er beabsichtigt hatte. Er reagierte sehr empfindlich auf jede Andeutung, dass er möglicherweise geschwächt oder nicht in der Lage war, seine Pflichten zu erfüllen.
Die Bene Gesserit hatten ihm diese widerwärtige und hinderliche Krankheit angehext. Einst hatte er sich eines vollkommenen Körpers rühmen können, doch dann hatte die pferdegesichtige Mohiam ihn in einen abstoßenden Fleischklops verwandelt. Trotzdem
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