Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
beeindrucken. »Wir können sein Wasser gut für den Stamm gebrauchen.«
Stilgar streckte eine sehnige Hand aus, und der Junge reichte ihm ein häufig repariertes Fernglas, das einmal dem Planetologen Pardot Kynes gehört hatte. Liet vermutete, das der Wüstenwanderer entweder ein verloren gegangenes Mitglied eines Harkonnen-Trupps, ein verstoßener Dorfbewohner oder ein verrückter Prospektor war.
Stilgar stellte die empfindlichen Öl-Linsen ein und brummte überrascht. »Er bewegt sich wie ein Fremen. Mit unregelmäßigen Schritten.« Er vergrößerte das Bild, dann ließ er das Fernglas sinken. »Es ist Turok, und er ist entweder verletzt oder erschöpft.«
Liet reagierte sofort. »Stilgar, hol ein paar Leute. Rettet ihn, wenn ihr könnt. Mir liegt mehr an seiner Geschichte als an seinem Wasser.«
* * *
Als sie Turok hereinbrachten, sahen sie, dass sein Destillanzug aufgerissen war. Seine Schulter und sein rechter Arm waren verwundet, doch das Blut war bereits geronnen. Die Pumpen des Destillanzugs funktionierten nicht mehr, weil er seinen linken Temag -Stiefel verloren hatte. Man hatte ihm Wasser gegeben, aber Turok hatte die Grenzen dessen, was ein Mensch aushalten konnte, erreicht. Er legte sich auf einen kühlen Steintisch. Seine Haut hatte eine graue Färbung angenommen, als hätte er sämtliche Feuchtigkeit ausgedünstet, die ein Fremen besaß.
»Du bist während des Tages gewandert, Turok«, sagte Liet. »Warum hast du dich zu einer solchen Dummheit hinreißen lassen?«
»Keine ... Wahl.« Turok nahm von Stilgar einen weiteren Schluck Wasser an. Etwas rann ihm übers Kinn, doch er konnte es mit einem Finger auffangen und aufsaugen. Jeder Tropfen war kostbar. »Mein Destillanzug arbeitete nicht mehr. Ich wusste, dass ich dem Rotwall-Sietch nahe war, aber nach Einbruch der Dunkelheit hätte mich niemand mehr gesehen. Ich konnte nur hoffen, dass ihr nachsehen würdet, wer sich dem Sietch nähert.«
»Du wirst überleben und wieder gegen die Harkonnens kämpfen«, sagte Stilgar.
»Ich habe nicht nur überlebt, um zu kämpfen.« Turok sprach mit tödlicher Erschöpfung. Seine Lippen waren aufgeplatzt und bluteten, aber er wollte nicht mehr trinken. Dann erzählte er, was mit der Erntemaschine geschehen war, wie die Harkonnens die Fracht in Sicherheit gebracht und die Mannschaft dem Sandwurm überlassen hatten.
»Sie werden dieses Gewürz als verloren melden«, sagte Liet kopfschüttelnd. »Shaddam ist so sehr mit seinen idiotischen Sorgen um das korrekte Protokoll und die Insignien der Macht beschäftigt, dass es leicht ist, ihn zu täuschen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
»Für jedes Gewürzlager, das wir überfallen, legt der Baron ein Neues an.« Stilgar blickte von Turok zu Liet. Die Konsequenzen seiner Überlegung gefielen ihm überhaupt nicht. »Sollen wir Graf Fenring Bericht erstatten? Oder eine Nachricht an den Imperator schicken?«
»Ich will nichts mehr mit Kaitain zu tun haben, Stil.« Liet hatte sogar aufgehört, neue Berichte zu schreiben. Stattdessen schickte er Kopien alter Dokumente, die sein Vater vor Jahrzehnten verfasst hatte. Shaddam würde es niemals bemerken. »Das ist ein Fremen-Problem. Wir bitten keine Außenweltler um Hilfe.«
»Ich hatte gehofft, dass du so etwas sagst«, erwiderte Stilgar, dessen Augen wie die eines Aasvogels aufblitzten.
Jetzt nahm Turok wieder Wasser an. Faroula trat stumm ein und brachte dem ausgemergelten Mann eine Schale mit lindernder Kräutersalbe gegen seinen Sonnenbrand. Zuerst wischte sie die betroffenen Hautstellen mit einem feuchten Tuch sauber, dann bestrich sie sie mit Salbe. Liet beobachtete seine Frau liebevoll. Faroula war die beste Heilerin im ganzen Sietch.
Sie erwiderte seinen Blick, in dem ein stilles Versprechen lag, das später erfüllt werden sollte. Er hatte hart gekämpft, um das Herz dieser wunderschönen Frau zu gewinnen. Trotz der Leidenschaft, die sie füreinander empfanden, verlangte die Fremen-Tradition von einem Paar, dass es seine Zuneigung nur hinter den Vorhängen ihrer privaten Räume zeigte. In der Öffentlichkeit führten sie praktisch ein getrenntes Leben.
»Die Harkonnens werden immer aggressiver – also müssen wir uns fester gegen sie zusammenschließen.« Liet hatte sich schon wieder dringlicheren Problemen zugewandt. »Wir Fremen sind ein großes Volk, das sich in alle Winde zerstreut hat. Ruft die Sandreiter in die Versammlungshöhle. Ich will sie zu den anderen Sietches schicken, damit
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