Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Verteidigung eingesetzt würde, hätte enorme Auswirkungen auf die künftige Kriegsführung innerhalb des Imperiums. Die Technik der Unsichtbarkeit verschafft jedem Haus, das sie besitzt, einen gewaltigen taktischen Vorteil. Auch wenn Sie Sympathien für ihn hegen, Schwester Cienna, ist Leto Atreides doch nur eine kleine Schachfigur in unserem großen Plan, genauso wie es Baron Harkonnen war.«
»Die Harkonnens haben die schreckliche Waffe entwickelt«, sagte Thora. Sie trank ihren Gewürzkaffee aus und stand auf, um sich neuen zu holen. »Zum Glück haben sie das Geheimnis verloren und waren nicht in der Lage, das Wissen zu rekonstruieren.«
Harishka war aufgefallen, dass die Obstgärtnerin in letzter Zeit immer mehr Melange konsumierte. Bene Gesserit konnten ihre Körperchemie beeinflussen, aber sie wurden streng ermahnt, ihre Lebenserwartung nicht zu sehr zu steigern. Wenn sie ihre Langlebigkeit demonstrierten, konnte die öffentliche Meinung über die Schwesternschaft Schaden nehmen.
Harishka entschied, die Diskussion abzuschließen. Sie hatte genug gehört. »In dieser Sache bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen Letos Forderung ablehnen. Die Ehrwürdige Mutter Mohiam wird unsere Antwort überbringen, wenn sie sich auf den Weg macht, um Jessica nach Kaitain zu begleiten.« Sie hob den Kopf. In ihrem Kopf waren so viele Erinnerungen und fremde Gedanken, dass er schwer auf ihren Schultern lastete.
Thora seufzte und dachte daran, wie lange die Akoluthen daran gearbeitet hatten, das beschädigte Schiff auseinander zu nehmen und zu untersuchen. »Ich weiß ohnehin nicht, wie viel wir Herzog Leto erzählen könnten. Wir könnten ihm das Wrack des Schiffs überlassen, aber nicht einmal wir haben verstanden, wie der Feldgenerator arbeitet.« Sie blickte sich um und nahm einen weiteren Schluck Gewürzkaffee.
Die schwarzhaarige Schwester Cristane meldete sich erneut zu Wort. »Eine solche Waffe könnte katastrophale Auswirkungen auf das Imperium haben. Wie schrecklich sie wären, können wir bestenfalls ahnen, wenn nicht einmal wir wissen, wie sie funktioniert. Wir müssen so viel wie möglich darüber in Erfahrung bringen und das Geheimnis sicher in der Schwesternschaft verwahren.«
Cristane war für Kommandounternehmen ausgebildet worden. Sie sollte gezielte und gewalttätige Aktionen unternehmen, wenn subtilere Methoden versagten. Aufgrund ihrer Jugend hatte Cristane nicht die Geduld einer Ehrwürdigen Mutter, auch wenn Harishka diese Art von Ungestüm gelegentlich sehr nützlich fand.
»Völlig richtig.« Die Mutter Oberin rückte sich auf der harten Steinbank zurecht. »Gewisse Markierungen auf einigen Wrackteilen deuten darauf hin, dass eine Person namens Chobyn damit zu tun hatte. Inzwischen haben wir erfahren, dass ein Erfinder dieses Namens von Richese nach Giedi Primus desertierte, ungefähr zu der Zeit, als die Unsichtbarkeitstechnik entwickelt wurde.«
Thora trank ihre dritte Tasse Gewürzkaffee aus und ignorierte Harishkas strengen Blick. »Die Harkonnens müssen den Mann zu früh aus dem Weg geschafft haben. Andernfalls hätten sie nicht solche Schwierigkeiten, den Unsichtbarkeitsgenerator nachzubauen.«
Harishka verschränkte die Spinnenfinger ihrer Hände im Schoß. »Sinnvollerweise werden wir mit unseren Nachforschungen auf Richese beginnen.«
24
Aberglaube und die Notwendigkeiten der Wüste bestimmen das Leben der Fremen, und für sie sind Religion und Gesetz eng miteinander verknüpft.
Leben und Sitten auf Arrakis,
ein imperiales Filmbuch für Kinder
An einem Tag, der entscheidend für die Zukunft seines Volkes werden sollte, erwachte Liet-Kynes und dachte an die Vergangenheit. Er saß auf dem Bett, das er mit Faroula teilte – eine gepolsterte Matte auf dem Steinboden einer kleinen, aber gemütlichen Kammer im Rotwall-Sietch.
An diesem Tag sollte die große Fremen-Versammlung beginnen, bei der sich alle Sietch-Führer trafen, um ein gemeinsames Vorgehen gegen die Harkonnens zu beschließen. Zu häufig hatten die Wüstenstämme unabhängig und wirkungslos agiert. Sie hatten immer wieder Rivalitäten, Fehden und Störungen zugelassen. Liet wollte erreichen, dass sie verstanden, worum es ging.
Sein Vater hätte nicht mehr als eine beiläufige Bemerkung benötigt, um eine solche Veränderung zu bewirken. Pardot Kynes, der ökologische Prophet, hatte nie verstanden, welche Macht er eigentlich besaß. Er hatte sie ausschließlich und selbstverständlich dazu eingesetzt, sein
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