Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
idiotischen Plaudereien vorbei waren. Graf Richese plapperte pausenlos von seinen Kindern und Enkeln, als könnte sich irgendjemand die vielen Namen merken. Er schien keinerlei Groll gegen das Haus Harkonnen zu hegen, weil er vor Jahrzehnten die Gewürzproduktion auf Arrakis an sie hatte abtreten müssen. Der aristokratische Simpel hatte durch seine Inkompetenz sehr viel Geld verloren und ärgerte sich nicht einmal darüber.
Die Gäste nahmen ihre zugewiesenen Plätze ein, nachdem die Leibwächter sie auf Fallen untersucht hatten. Der Banketttisch war ein Plateau aus dunkel glänzendem Elacca-Holz mit schimmernden Erhebungen aus feinstem Porzellan und schwebenden Weinkelchen. Das Arrangement der kredenzten Leckereien war atemberaubend und ihr Duft himmlisch.
Wunderschöne Burschen mit milchweißer Haut standen hinter den Stühlen. Jeder geladene Gast hatte einen persönlichen Diener. Der Baron hatte sie persönlich ausgesucht – Straßenkinder, die mit Drogen zum Gehorsam gezwungen und dann sauber geschrubbt worden waren.
Der korpulente Gastgeber bewegte sich zu einem breiten Stuhl am Kopfende des Tisches und gab den Befehl, die erste Runde der Vorspeisen zu servieren. Er hatte überall im Bankettsaal Chronometer aufstellen lassen, damit er beobachten konnte, wie die Sekunden vergingen. Wäre das alles doch nur schon vorbei ...
* * *
Im Abhörraum lauschte Rabban den Gesprächen. Er hatte das Parabolmikrofon von einem schwatzenden Mund zum nächsten weitergedreht, in der Hoffnung, eine peinliche Bemerkung oder ein unabsichtlich enthülltes Geheimnis aufzufangen. Die langweiligen Gesprächsthemen verursachten ihm Übelkeit.
Jeder war auf der Hut und wählte seine Worte mit Bedacht. Rabban brachte nicht das Geringste in Erfahrung. »Das ist ja noch öder, als an der Party teilnehmen zu müssen«, sagte er frustriert zum Mentaten, der nervös auf dem Stuhl neben ihm hin und her rutschte, während er die Gespräche verfolgte.
De Vries blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Als Mentat prägt sich mir jedes einzelne Wort dieses Gesülzes ein, während Ihr einfach gebautes Gehirn schon in wenigen Tagen alles vergessen hat.«
»Hab ich ein Glück!«, sagte Rabban grinsend.
Auf den hoch auflösenden Bildschirmen verfolgten sie, wie der Hauptgang serviert wurde. Rabban lief das Wasser im Mund zusammen, aber er würde nur von den Resten naschen dürfen. Das war der Preis, dass er nicht an diesem Geschnatter stolzierender Vögel teilnehmen musste, und er nahm ihn gerne in Kauf. Kaltes Essen war immer noch besser als scheißfreundlich sein zu müssen.
Mephistis Cru, der nur im Hintergrund tätig war, sich aber um tausend Kleinigkeiten kümmerte, platzte in den Abhörraum, weil er dachte, hier würde zusätzliches Geschirr gelagert. Er hielt inne, als er zu seiner Überraschung auf Rabban und de Vries stieß. Cru schluckte und griff unwillkürlich nach seinem Hals, wo eine dicke Puderschicht die Spuren von Rabbans jüngster Attacke verdeckte.
»Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte er, als er sich wieder gefasst hatte. »Ich wollte Sie nicht stören.« Er nickte de Vries zu, den er irrtümlicherweise als Verbündeten betrachtete. »Das Bankett verläuft äußerst zufriedenstellend, denke ich. Der Baron macht es wirklich gut.«
Als die Bestie knurrte, ergriff Mephistis Cru hastig die Flucht.
De Vries und Rabban setzten ihre Beobachtungstätigkeit fort und wünschten sich, dass noch etwas geschah, das den Abend rettete.
* * *
»Was für ein reizendes Kind!«, rief Graf Richese überschwänglich, als er Feyd-Rautha erblickte. Der blonde Junge kannte schon viele Wörter und wusste bereits, wie er bekam, was er wollte. Der Graf streckte ihm die Arme entgegen. »Darf ich ihn halten?«
Der Baron nickte, und ein Diener brachte Feyd-Rautha zum alten Richesianer, der ihn auf seinem großväterlichen Knie reiten ließ. Ilban war überrascht, dass Feyd gar nicht kicherte.
Also nahm der Graf sein Weinglas, während er Feyd mit einem Arm festhielt. »Lassen Sie uns auf alle Kinder trinken!« Die Gäste folgten seinem Vorschlag. Grollend überlegte der Baron, ob vielleicht Feyds Windeln gewechselt werden mussten und ob der alte Narr genauso glücklich wäre, diese widerliche Pflicht zu übernehmen.
In diesem Moment platzte ein unverständlicher Wortschwall aus dem Jungen heraus. Nur der Baron erkannte, dass es verschiedenste Bezeichnungen für Exkremente waren. Ilban jedoch ahnte nichts davon, sondern lächelte
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