Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
träumte, für eine Welt, die unsere Enkel von uns erben sollen!«
Applaus erfüllte die große Höhle, und es wurde mit den Füßen gestampft – als Zeichen der Zustimmung. Vor allem die jungen Fremen waren von der Aussicht auf weitere Guerillaüberfälle begeistert.
Dann hörte Kynes eine Veränderung im Lärm. Die Leute zeigten auf einen anderen Balkon, wo ein drahtiger alter Mann sein Crysmesser in die Luft reckte. Ungepflegtes Haar umwehte ihn. Er sah aus wie ein Verrückter aus der tiefsten Wüste. Schon wieder Pemaq.
»Taqwa!«, schrie er den uralten Kampfruf der Fremen, der so viel wie »Preis der Freiheit« bedeutete.
Die Menge verstummte, und alle Blicke richteten sich auf den Naib des Loch-im-Fels-Sietches und die milchig weiße Klinge. Nach der Fremen-Tradition durfte ein gezogenes Crysmesser nicht eher in die Scheide zurückgesteckt werden, bis es Blut geschmeckt hatte. Pemaq hatte einen gefährlichen Weg eingeschlagen.
Liet berührte den Griff seines Messers, das er am Gürtel trug. Er sah, wie Stilgar und Turok über eine steinerne Treppe nach oben hasteten.
»Liet-Kynes, ich fordere dich heraus, mir zu antworten!«, brüllte Pemaq. »Wenn deine Erwiderung mich nicht befriedigt, ist die Zeit für Worte vorbei. Dann muss das Blut entscheiden! Nimmst du meine Herausforderung an?«
Dieser Narr konnte sämtliche politischen Fortschritte Liets zunichte machen. Doch ihm blieb keine andere Wahl, da seine Ehre und sein Führungsanspruch auf dem Spiel standen. »Ich nehme sie an, wenn ich dich damit zum Schweigen bringen kann, Pemaq!«, rief Liet zurück. »Niemand ist blinder als jemand, der einen festen Entschluss gefasst hat.« Verhaltenes Gelächter über diesen geschickten Einsatz eines alten Fremen-Sprichworts regte sich im Publikum.
Wütend über diesen Rüffel richtete Pemaq die Spitze seines Messers auf Liet. »Du bist nur ein halber Fremen, Liet-Kynes, und dein fremdes Blut hat dich mit teuflischen Ideen infiziert. Du hast zu viel Zeit auf Salusa Secundus und Kaitain verbracht. Du wurdest verdorben, und nun versuchst du, uns alle mit deinen gefährlichen Irrtümern anzustecken.«
Liet spürte, wie sein Herz raste. Er empfand Zorn und wollte den Mann zum Schweigen bringen. Als er sich umblickte, sah er, wie sich Stilgar am Eingang zu Liets Balkon postierte, um ihn zu bewachen.
Der Störenfried sprach weiter. »Seit Jahrzehnten war Heinar, der Naib des Rotwall-Sietches, mein Freund. Ich habe an seiner Seite gegen die Harkonnens gekämpft, als sie zum ersten Mal auf Dune erschienen, nach dem Abzug des Hauses Richese. Ich habe ihn nach dem Überfall, der ihn sein Auge kostete, nach Hause getragen. Heinar hat während seiner Amtszeit den Wohlstand seines Volkes gemehrt. Doch jetzt ist er alt, genauso wie ich.
Jetzt suchst du die Unterstützung anderer Fremen-Anführer, indem du sie zusammenrufst, damit sie deine Stellung stärken. Du sprichst von den Leistungen deines Vaters, Liet-Kynes, aber du nennst keine einzige, die du selbst vollbracht hast.« Der Mann zitterte vor trotziger Wut. »Deine Motive sind eindeutig – du willst selbst zum Naib werden!«
Liet blinzelte überrascht, als er diese lächerliche Unterstellung hörte. »Das streite ich kategorisch ab. Seit Wochen habe ich von der wichtigen Arbeit gesprochen, die alle Fremen etwas angeht, und du klagst mich an, nur meinen persönlichen Ehrgeiz befriedigen zu wollen?«
Dann meldete sich Stilgar zu Wort. Seine laute Stimme war deutlich im großen Saal zu hören. »Es heißt, wenn sich tausend Männer versammeln, ist zweifellos ein Narr unter ihnen. Ich glaube, hier befinden sich etwa eintausend Männer, Pemaq, und wir scheinen den Narren gefunden zu haben.«
Leises Gelächter lockerte die Anspannung ein wenig, aber Pemaq gab nicht nach. »Du bist kein Fremen, Liet-Kynes. Du bist keiner von uns. Zuerst hast du Heinars Tochter geheiratet, und nun willst du seinen Posten übernehmen.«
»Ich werde deine Vorwürfe mit der Wahrheit kontern, Pemaq. Und möge sie tief in dein verlogenes Herz dringen. Mein fremdes Blut stammt von keinem Geringeren als Umma Kynes, und du wagst es, das als Schwäche zu bezeichnen? Außerdem ist die Geschichte meines Blutsbruders Warrick und seines Todes in jedem Sietch bekannt. Ich habe ihm geschworen, Faroula zu heiraten und seinen Sohn wie meinen eigenen großzuziehen.«
Pemaq erwiderte düster: »Vielleicht hast du selbst den Wind des Dämons herbeigerufen, damit dein Rivale in der offenen Wüste stirbt.
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