Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
Schwäche von Poritrin ausging. Aber es hatte nichts mit Norma zu tun. Der Einfluss war so offenkundig, dass sie sich ihm nicht entziehen konnte.
Überall in Starda, in den Verladestationen am Raumhafen, in den Lagerhäusern und Schlammebenen spürte Zufa die Aura der geknechteten Arbeiter. Es war ein kollektiver Schmerz, eine tiefe Unzufriedenheit, der die freien Bürger von Poritrin keinerlei Beachtung zu schenken schienen.
Dieser Ansturm negativer Energien war für sie nur ein weiterer Grund, den Planeten so schnell wie möglich zu verlassen.
57
Die Intuition ist eine Fähigkeit, mit der Menschen um die Ecke schauen können. Sie ist äußerst nützlich für Menschen, die unter gefährlichen natürlichen Bedingungen existieren müssen.
Erasmus, Erasmus-Dialoge
Als Tochter des Viceroys der Liga war Serena Butler es gewohnt, hart zum Wohl der Menschheit zu arbeiten und selbst in Anbetracht des ständigen Krieges in eine bessere Zukunft zu blicken. Sie hatte sich niemals vorgestellt, eines Tages als Sklavin im Haushalt eines feindlichen Roboters schuften zu müssen.
Seit sie Erasmus erstmals im großen Atrium seiner Villa begegnet war, hatte sie eine heftige Abneigung gegen ihn gefasst. Die Denkmaschine hingegen zeigte sich sehr von ihr fasziniert. Sie vermutete, dass sein Interesse eine große Gefahr für sie darstellte.
Er trug stets kostbare Kleidung, weite Gewänder und weiche Schmuckfelle, unter denen er seinen Roboterkörper verbarg. Sein Spiegelgesicht sah grotesk aus, und seine Art verursachte ihr eine Gänsehaut. Seine unerbittliche Neugier auf alles Menschliche wirkte pervers und unnatürlich. Als er über den freien Platz auf Serena zu stolzierte, verwandelte sich seine plastische Gesichtsmaske in ein entzücktes Lächeln.
»Sie sind also Serena Butler«, sagte er. »Wurden sie informiert, dass die wilden Menschen Giedi Primus zurückerobert haben? Welche Enttäuschung! Warum sind die Menschen bereit, so viel zu opfern, nur um weiterhin in ihrem ineffizienten Chaos leben zu können?«
Serenas Herz machte einen Satz, als sie von der Befreiung hörte, zu der ihre Bemühungen zumindest teilweise beigetragen hatten. Also war Xavier doch mit der Armada eingetroffen, und Brigit Patersons Ingenieuren schien es gelungen zu sein, die sekundären Störschildgeneratoren zu aktivieren. Doch das änderte nichts an Serenas Sklavendasein – und an der Tatsache, dass sie mit Xaviers Kind schwanger war. Niemand wusste, wo sie war oder was mit ihr geschehen war. Xavier und ihr Vater waren zweifellos in tiefer Trauer, weil sie davon ausgehen mussten, dass die Maschinen sie getötet hatten.
»Es sollte niemanden überraschen, dass Sie den menschlichen Begriff der Freiheit weder verstehen noch würdigen können«, erwiderte sie. »Trotz Ihrer komplexen Gelschaltkreise sind Sie nicht mehr als eine Maschine. Ihre Programmierung sieht nicht vor, dass Sie solche Dinge verstehen.«
Ihr brannten die Augen, als sie daran dachte, was sie noch alles hätte tun können, um anderen Menschen zu helfen. Für sie war der Reichtum ihrer Familie niemals selbstverständlich gewesen, sondern sie hatte das Bedürfnis verspürt, sich ihrer privilegierten Stellung würdig zu erweisen.
»Sind Sie nur neugierig, oder wollen Sie mich verhören?«, fragte sie.
»Vielleicht beides.« Der Roboter näherte sich ihr, um sie genauer betrachten zu können, und bemerkte ihre stolze Haltung. »Ich erwarte, dass Sie mir viele Erkenntnisse vermitteln.« Er berührte ihre Wange mit einem kühlen, beweglichen Finger. »Hübsche Haut.«
Sie zwang sich dazu, nicht vor ihm zurückzuweichen. Widerstand erfordert mehr als den verletzten Stolz eines Gefangenen, hatte ihre Mutter einmal zu ihr gesagt. Wenn Serena sich wehrte, konnte Erasmus sie mühelos mit seinen Maschinenkräften festhalten oder sich von mechanischen Foltergeräten unterstützen lassen. »Meine Haut ist nicht hübscher als Ihre«, sagte sie, »mit dem einzigen Unterschied, dass meine nicht künstlich ist. Meine Haut wurde von der Natur geschaffen, nicht vom Geist einer Maschine.«
Der Roboter stieß ein blechernes Kichern aus. »Sehen Sie? Ich lerne bereits von Ihnen.« Er führte sie in sein üppiges Treibhaus, in dem sie sich mit zurückhaltender Bewunderung umsah.
Seit dem Alter von zehn Jahren war sie leidenschaftliche Gärtnerin. Sie hatte Pflanzen, Heilkräuter und süße exotische Früchte an Krankenhäuser, Flüchtlingslager und Veteranenheime geschickt, wo sie
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