Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
gleichzeitig als Freiwillige gearbeitet hatte. Auf ganz Zimia war Serena für ihre Fähigkeiten als Blumenzüchterin bekannt. Unter ihrer liebevollen Fürsorge blühten die zarten kleinen Eterna-Rosen genauso schön wie der Poritrin-Hibiscus und sogar die empfindlichen Morgenveilchen vom fernen Planeten Kaitain.
»Sie werden sich um meine kostbaren Gärten kümmern«, sagte Erasmus.
»Warum werden solche Aufgaben nicht von Maschinen übernommen? Ich bin überzeugt, dass sie viel effizienter arbeiten würden. Oder genießen Sie es, solche Arbeiten von Ihren ›Schöpfern‹ übernehmen zu lassen?«
»Fühlen Sie sich dieser Aufgabe nicht gewachsen?«
»Ich werde tun, was Sie mir befehlen – damit es den Pflanzen gut geht.« Sie ignorierte ihn und berührte eine seltsam geformte Blüte in roten und orangefarbenen Schattierungen. »Sie sieht wie eine Paradiesvogelblume aus, eine uralte reinrassige Sorte. Nach den Legenden wurden die Pflanzen von den Meereskönigen der Alten Erde bevorzugt.« Mit einem trotzigen Blick wandte sich Serena wieder dem Roboter zu. »Jetzt haben Sie schon wieder etwas von mir gelernt.«
Erasmus kicherte erneut, als würde er eine Aufzeichnung abspielen. »Exzellent. Jetzt verraten Sie mir, woran Sie wirklich gedacht haben.«
Sie erinnerte sich an einen Satz ihres Vaters – Furcht provoziert Aggression, also zeige sie nie einem Raubtier – und fasste neuen Mut. »Als ich über die schöne Blume sprach, dachte ich daran, wie sehr ich Sie und Ihre Artgenossen verachte. Ich war ein freies und unabhängiges Wesen, bis Sie mir alles geraubt haben. Die Maschinen haben mir die Heimat, mein Leben und den Mann, den ich liebe, gestohlen.«
Der intelligente Roboter fühlte sich nicht im Geringsten beleidigt. »Ach, Sie reden von Ihrem Liebhaber! War er es, der Sie geschwängert hat?«
Serena blickte Erasmus mit funkelnden Augen an, dann gelangte sie zu einem Entschluss. Vielleicht fand sie eine Möglichkeit, die Neugierde dieser Maschine zu ihrem Vorteil zu nutzen und auf irgendeine Weise den Spieß umzudrehen. »Sie würden am meisten von mir lernen, wenn ich kooperiere, wenn ich frei sprechen kann. Sie könnten Dinge von mir lernen, die Sie niemals aus eigener Kraft erkennen würden.«
»Ausgezeichnet.« Der Roboter schien aufrichtig zufrieden zu sein.
Serenas Blick wurde hart. »Aber ich erwarte eine Gegenleistung von Ihnen. Garantieren Sie für die Sicherheit meines ungeborenen Kindes. Erlauben Sie mir, es hier in Ihrem Haushalt großzuziehen.«
Erasmus wusste, dass ihr mütterlicher Instinkt sie dazu trieb, sich Sorgen um ihre Nachkommen zu machen, was ihm ein gutes Druckmittel verschaffte. »Sie sind entweder sehr arrogant oder ambitioniert. Aber ich werde über Ihre Bitte nachdenken. Meine Entscheidung hängt davon ab, wie unterhaltsam und lehrreich ich unsere Diskussionen finde.«
Erasmus entdeckte einen dicken Käfer an einem Tontopf und stieß das Insekt mit einem Fuß an. Es hatte einen schwarzen Panzer mit einer hübschen rötlichen Zeichnung. Sein glattes Gesicht veränderte sich fließend, bis der Metallfilm einen amüsierten Ausdruck zeigte. Erasmus ließ den Käfer im letzten Moment entkommen, dann versperrte er ihm erneut den Weg. Hartnäckig krabbelte er in eine andere Richtung davon.
»Wir beide haben sehr viel gemeinsam, Serena Butler«, sagte er. Er sendete ein Signal, das einen geschmuggelten Speicherwürfel mit Chusuk-Musik aktivierte, in der Hoffnung, die Melodie würde sie veranlassen, ihre tiefsten Empfindungen zu offenbaren. »Wir besitzen einen unabhängigen Geist. Dafür respektiere ich Sie, weil es ein wesentlicher Bestandteil meiner eigenen Persönlichkeit ist.«
Serena hätte einen solchen Vergleich am liebsten entrüstet zurückgewiesen, aber sie riss sich zusammen.
Erasmus setzte den Käfer auf seine Hand, doch sein Hauptinteresse galt weiter Serena. Es faszinierte ihn, wie die Menschen ständig versuchten, ihre Gedanken und Gefühle geheim zu halten. Wenn er behutsam Druck auf sie ausübte, gelang es ihm vielleicht, bis in ihr innerstes Wesen zu schauen.
Während die Musik im Hintergrund spielte, fuhr Erasmus fort: »Manche Roboter entwickeln eine eigene Persönlichkeit, die sie nicht mit dem Allgeist synchronisieren. Zu Anfang, auf Corrin, war ich eine gewöhnliche Denkmaschine, doch dann beschloss ich, nicht mehr nur ein Teil von Omnius zu sein.«
Serena sah, dass sich der Käfer auf seiner Handfläche nicht mehr rührte. Sie fragte sich, ob der
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