Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
stellen. Ungeduldig erwiderte sie: »Ich habe einen weiten Weg zurückgelegt, um dich zu besuchen.«
Norma hob skeptisch die Augenbrauen. »Wenn du versucht hättest, mich zu sehen, bevor ich Rossak verlassen habe, Mutter, hättest du keine so lange Reise unternehmen müssen, um dein Gewissen zu beruhigen. Aber du warst ja viel zu beschäftigt, um dir solche Gedanken zu machen.«
Da Tio Holtzman nicht in einen Familienstreit hineingezogen werden wollte, entschuldigte er sich und ließ sie allein. Die Frauen schienen es kaum zu bemerken.
Zufa hatte nicht beabsichtigt, sich mit Norma zu streiten, aber nun fühlte sie sich in die Defensive gedrängt. »Meine Zauberinnen haben ihre Fähigkeiten im Kampf bewiesen. Wir können enorme geistige Kräfte freisetzen, mit denen sich die Cymeks auslöschen lassen. Mehrere Kandidatinnen sind für das ultimate Opfer bereit, wenn wir aufgerufen werden, eine weitere von Maschinen beherrschte Welt zu befreien.« Ihre Augen blitzten, und sie schüttelte den Kopf. »Aber das alles ist dir gleichgültig, Norma, denn du hast ja keine telepathischen Fähigkeiten.«
»Ich habe andere Fähigkeiten, Mutter. Auch ich leiste einen wertvollen Beitrag.«
»Ja, mit deinen unverständlichen Gleichungen.« Zufa deutete auf den Suspensorfeldgenerator auf dem Fußboden. »Dein Leben steht nicht auf dem Spiel. Du bist umsorgt und verhätschelt und verbringst deine Zeit mit diesen Spielzeugen. Du hast dich von eingebildeten Erfolgen blenden lassen.« Aber das galt nicht ausschließlich für ihre Tochter. Viele Menschen lebten in Sicherheit und Komfort, während Zufa und ihre Zauberinnen gefährliche Aufgaben übernahmen. Wie konnte Norma ihre Arbeit damit vergleichen? »Als du gehört hast, dass ich komme, hättest du dir wenigstens die Zeit nehmen können, mich am Raumhafen zu begrüßen!«
Normas Tonfall war trügerisch sanft. Sie verschränkte die Arme über der kleinen Brust. »Ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu besuchen, Mutter, weil ich weiß, dass du viele wichtige Dinge zu erledigen hast. Ich habe jedenfalls wichtigere Pflichten als Überraschungsgäste durch die Gegend zu kutschieren. Außerdem wusste ich, dass Lord Bludd dich abholen wollte.«
»Hast du bereits die Edlen der Liga zu deinen Laufburschen gemacht?« Nachdem Zufa die Schleusentore ihres Zorns geöffnet hatte, konnte sie die nächsten Worte nicht mehr zurückhalten. »Ich wollte dir nur die Chance geben, etwas zu tun, damit ich trotz deiner Missbildungen stolz auf dich sein kann, Norma. Aber du wirst es nie zu etwas bringen. Du kannst dich nicht opfern, wenn du hier im Luxus lebst. Deine Ideen sind zu unbedeutend, um in irgendeiner Form für die Menschheit nutzbringend zu sein.«
Bisher war Norma jedes Mal unter einer solchen Attacke zusammengebrochen. Doch ihre Arbeit mit Holtzman, ihre offensichtlichen technischen Erfolge hatten ihr ein ganz neues Selbstbewusstsein verschafft. Sie erwiderte kühl den Blick ihrer Mutter. »Wenn ich nicht deinen Erwartungen entspreche, heißt das nicht, dass ich keinen wesentlichen Beitrag leiste. Der Weise Holtzman hat es erkannt, genauso wie Aurelius. Du bist meine Mutter – warum kannst du es nicht?«
Zufa schnaufte nur voller Verachtung, als der Name ihres Liebhabers fiel, und lief unruhig auf und ab. »Aurelius leidet unter den Halluzinationen, die seine Drogen ihm vorspiegeln.«
»Ich hatte schon ganz vergessen, wie engstirnig du wirklich bist, Mutter«, sagte Norma in gleichmütigem Tonfall. »Vielen Dank, dass du den weiten Weg gekommen bist, um mich daran zu erinnern.« Das Mädchen drehte sich auf dem Stuhl herum und widmete sich wieder den Plänen und Gleichungen. »Ich überlege, ob ich einen Sklaven rufen soll, der dich nach draußen bringt, aber ich möchte die Leute nicht von ihren wichtigeren Aufgaben abhalten.«
* * *
Wütend auf ihre Tochter und auf sich selbst – und auf die Zeitverschwendung – kehrte Zufa zum Raumhafen zurück. Sie wollte keinen Augenblick länger auf Poritrin bleiben. Um ihren aufgewühlten Geist abzulenken, konzentrierte sie sich auf mentale Übungen und dachte daran, dass ihre geliebten Zauberinnen im Dschungel bereitstanden, alles für das große Ziel zu geben, ohne Rücksicht auf persönliche Verluste.
Zufa wartete einen ganzen Tag auf einen Militärtransporter, der sie nach Rossak zurückbringen würde. Als sie sich in eine schützende Hülle aus parapsychischer Energie zurückzog, bemerkte sie, dass eine verderbliche
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