Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
auf seine Seite ziehen. »Sie haben Glück, dass er sich so sehr für Sie interessiert.«
Trotz ihres ungraziösen Bauches stand Serena unvermittelt vom Diwan auf, als hätten seine Worte sie verletzt. Sie drehte sich zu ihm um, und der spionierende Roboter genoss den entrüsteten Ausdruck auf ihrem Gesicht und Vorians Erstaunen.
»Ich bin ein Mensch«, sagte sie. »Ich habe meine Freiheit, meine Heimat und mein Leben verloren. Glauben Sie ernsthaft, dass ich meinem Sklavenhalter dankbar sein kann? Vielleicht sollten Sie während Ihrer Reise ein wenig Zeit mit Nachdenken verbringen und Ihre Ansichten revidieren.« Er schien verblüfft über ihren Wutausbruch zu sein. »Ich bemitleide Sie für Ihre Dummheit, Vorian Atreides«, setzte sie hinzu.
Er antwortete nach einer längeren Pause. »Ich habe nie ein Leben wie Ihres erfahren, Serena. Ich habe Ihre Heimatwelt nie besucht, sodass ich nicht weiß, was Sie vermissen, aber ich würde alles tun, damit Sie wieder glücklich sind.«
»Ich werde nur dann wieder glücklich sein, wenn ich frei bin und nach Hause zurückkehren kann.« Sie stieß einen schweren Seufzer aus, dann ließ sie sich wieder auf den Diwan sinken. »Trotzdem möchte ich, dass wir Freunde werden, Vorian.«
Der Roboter entschied, dass sie genug Zeit miteinander verbracht hatten. Er verließ seinen Beobachtungsposten und betrat den Aufenthaltsraum.
* * *
Später fragte sich Vorian, warum Erasmus ihn in seine Villa bestellt hatte. Der Roboter war mit ihm durch seinen botanischen Garten spaziert, wo sie ein wenig geplaudert hatten, doch ohne dass irgendein relevantes Thema zur Sprache gekommen wäre.
Als er mit der Kutsche zum Raumhafen und der Dream Voyager zurückfuhr, fühlte Vor sich entnervt und verwirrt. Es frustrierte ihn, dass er nicht in der Lage war, wieder Freude in Serenas Leben einkehren zu lassen. Zu seiner Überraschung erregte ihn die Vorstellung, ihre Anerkennung oder Dankbarkeit zu gewinnen, genauso sehr wie der Wunsch, von seinem Vater gelobt zu werden. In seinem Kopf wirbelten ihre Worte durcheinander, was sie über Geschichte und Wahrheit und das Leben auf den Liga-Welten gesagt hatte.
Sie hatte ihn provoziert. Es hatte ihn nie interessiert, andere Quellen als Agamemnons Memoiren zu Rate zu ziehen, weil er nie daran gedacht hatte, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Ereignis geben könnte. Er hatte nie über das Leben außerhalb der Synchronisierten Welten nachgedacht, sondern war immer davon ausgegangen, dass die wilden Menschen dort draußen ein erbärmliches und sinnloses Leben führten.
Aber wie hatte eine derart chaotische Zivilisation eine Frau wie Serena Butler hervorbringen können? Vielleicht war ihm tatsächlich etwas entgangen.
88
Die Wissenschaft verliert sich in ihrem eigenen Mythos und verdoppelt ihre Bemühungen, wenn sie ihr Ziel aus den Augen verloren hat.
Norma Cevna,
unveröffentlichte Labornotizbücher
Tio Holtzman stand in der zur Hälfte wiederaufgebauten Demonstrationskuppel und war entzückt über den neuen Schutzschild. Er verspottete seine Gegnerin und lachte über die tödlichen Waffen. Niemand konnte ihm etwas anhaben! Der Generator zu seinen Füßen arbeitete pulsierend und projizierte eine Barriere, die seinen Körper umschloss.
Er war unverwundbar – so hoffte er zumindest.
Dieser Test sollte beweisen, dass seine Erfindung funktionierte. Diesmal glaubte sogar Norma an ihn. Was sollte jetzt noch schief gehen?
Die kleinwüchsige junge Frau stand am anderen Ende des Raums und warf verschiedene Gegenstände auf ihn – Steine, Werkzeuge und schließlich (weil er darauf bestand) einen schweren Knüppel. Jedes Objekt stieß gegen das schimmernde Feld und wurde zurückgeschleudert. Der Schild kehrte den Bewegungsimpuls um, sodass der Wissenschaftler unverletzt blieb.
Er wedelte mit den Armen. »Meine Mobilität ist überhaupt nicht eingeschränkt. Es ist wunderbar!«
Nun hielt sie einen Kindjal-Dolch in der Hand, und ihr Gesicht verriet, dass sie sich Sorgen machte, ihn vielleicht doch zu verletzen. Sie hatte alle Gleichungen geprüft und festgestellt, dass dem Weisen kein Fehler unterlaufen war. Nach ihrer Analyse – die von ihrer Intuition bestätigt wurde – musste der Schild bei den Geschwindigkeiten halten, die bei diesem Test entwickelt wurden.
Trotzdem zögerte sie.
»Na los, Norma! Wissenschaft ist nichts für Zauderer.« Sie warf den Kindjal mit aller Kraft, und er zwang sich, nicht
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