Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
die Mühe gemacht, diese Informationen nachzuschlagen, obwohl er sie die ganze Zeit direkt vor der Nase gehabt hatte.
Mein Vater hat mich belogen! Er hat die Ereignisse verzerrt, sich in ein besseres Licht gestellt, das Ausmaß der Brutalität und des Leidens verschleiert – und sogar Omnius weiß davon.
Andererseits hatte Serena ihm die Wahrheit gesagt.
Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er Wut auf die Maschinen und seinen Vater – und Mitleid für die Menschen. Wie tapfer sie gekämpft hatten!
Ich selbst bin in körperlicher Hinsicht ein Mensch. Aber was bedeutet das?
Agamemnon hatte während der Ära der Titanen abscheuliche Gemetzel und Verwüstungen angerichtet, gegen Menschen, die nur versucht hatten, ihre Freiheit zu bewahren. Er und Juno waren für den Tod von Milliarden Opfern und für die grausame Versklavung der Überlebenden verantwortlich. Die Menschen hatten diese Behandlung nicht verdient, sie hatten nur ihre eigene Existenz schützen wollen.
Kein Wunder, dass Serena mich hasst, wenn ich der Sohn eines Massenmörders bin!
Vor las weiter. Die wahre Geschichte war akkurat und leidenschaftslos von den Maschinen aufgezeichnet worden, und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln. Computer würden niemals Fakten beschönigen. Daten waren etwas Heiliges, Informationen mussten zuverlässig sein. Vorsätzliche Täuschung war für sie ein Tabu.
Es war ein menschlicher Geist nötig, um solche Manipulationen vorzunehmen ... oder ein menschlicher Geist in einem Cymek-Körper.
Seurat riss ihn aus seinen Gedanken. »Was recherchierst du da? Du hockst schon seit Stunden an der Konsole.«
Vor blickte in das Spiegelgesicht des Roboters und gestand ihm: »Ich lerne mehr über mich.«
»Dazu dürfte ein wesentlich geringerer Aufwand genügen«, bemühte sich Seurat um eine scherzhafte Erwiderung. »Warum machst du dir diese überflüssige Mühe?«
»Manchmal ist es notwendig, sich der Wahrheit zu stellen.« Vor schloss die Datenbank und schaltete den Bildschirm aus.
Der Robotercaptain kehrte zur Hauptkonsole zurück und klinkte sich in die Schiffssysteme ein, um den Landeanflug auf ihr nächstes Ziel einzuleiten. »Komm jetzt, wir haben Corrin erreicht. Es wird Zeit, das neueste Update abzuliefern.«
92
Wenn die Wissenschaft vorgibt, dem Wohl der Menschheit zu dienen, kann sie zu einer gefährlichen Kraft werden, die häufig in natürliche Prozesse eingreift, ohne die Konsequenzen zu erkennen. Unter diesen Voraussetzungen ist die Massenvernichtung unvermeidlich.
Kogitor Reticulus,
Beobachtungen aus eintausend Jahren Höhe
Nachdem sie Tests mit allen möglichen Projektilen und Sprengkörpern durchgeführt hatten, drängte Tio Holtzman darauf, dass sein neuer Schild sofort in die kommerzielle Produktion ging. Er hatte bereits mit den Geschäftsführern der Fabrikationszentren im nordwestlichen Bergbaugürtel von Poritrin und der Montagehallen in Starda gesprochen. Mit Hilfe von Sklavenarbeit ließ sich ein beträchtlicher Gewinn für ihn erwirtschaften. Allein mit seinen Patenten würden er und sein Patron Lord Bludd bald zu den reichsten Männern in der Liga der Edlen gehören.
Doch als er die Planungen der Lagerhaltung und des Vertriebs durchsah und die Probleme eher als Geschäftsmann und weniger als Wissenschaftler betrachtete, gelangte er zu einer unausweichlichen Schlussfolgerung: Ein Agrarplanet wie Poritrin konnte niemals die Nachfrage decken, die eine so wunderbare Erfindung zweifellos auslösen würde. Lord Bludd würde es nicht gefallen, so viele Produktionskapazitäten auf andere Welten verlagern zu müssen, aber Holtzman sah nur die Möglichkeit, sich an größere Industriezentren der Liga zu wenden.
Bevor er Fabrikationsunterlagen zur Vertree-Kolonie oder zu den wiederaufgebauten und nach Aufträgen hungernden Fabriken von Giedi Primus schickte, wollte er seinen Körperschild mit einer Energiewaffe testen, die nicht mit Projektilen arbeitete. Starke Laserstrahlen wurden nur äußerst selten im Kampf eingesetzt, weil ihre Effektivität wesentlich ungünstiger ausfiel als bei Sprengkörpern oder einfachen Projektilwaffen. Trotzdem wollte er sichergehen.
Für diesen abschließenden Test befahl er seinen Hauswachen, eine Laserwaffe aus einem alten militärischen Arsenal zu holen. Nach einer längeren Suche und zahlreichen bürokratischen Anträgen wurde schließlich ein Exemplar ausfindig gemacht und zum Labor auf den Felstürmen gebracht. Weil sein Schild bisher jeden Test
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