Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
euren Lagerfeuern erzählen könnt«, rief er ihnen zu. »Ich bin Selim Wurmreiter!«
Sie konnten ihn nicht mehr hören, aber das war Selim egal. Es war noch nicht an der Zeit, seine Identität zu offenbaren. Jetzt war die Zeit, Samen zu legen. Von nun an würden diese Menschen keine melancholischen Klagelieder über die Wanderungen ihrer Vorfahren mehr singen, sondern über den Einzelgänger reden, der den Sandwurm beherrschte.
Die Legende von Selim würde sich ausbreiten und wachsen ... wie ein grüner Baum auf dem trockenen Sand, wo eigentlich nichts überleben konnte.
94
Mutter und Kind: ein bleibendes, aber letztlich geheimnisvolles Bild der menschlichen Natur.
Erasmus,
Reflexionen über biologische Intelligenzen
Der kleine Manion wurde zu einem Lichtblick in Serenas Gefangenenleben, wie eine Kerze in tiefster Dunkelheit.
»Ihr Kind ist ein außerordentlich zeitaufwändiges Geschöpf«, sagte Erasmus. »Ich verstehe nicht, warum es so viel Aufmerksamkeit erfordert.«
Serena hatte in Manions große, neugierige Augen geschaut, und nun wandte sie sich dem glatten Spiegelgesicht des Roboters zu. »Morgen wird er drei Monate alt. In diesem Alter kann er noch nichts allein machen. Er muss wachsen und lernen. Menschliche Babies müssen ständig umsorgt werden.«
»Maschinen sind vom Tag ihrer Programmierung an voll funktionsfähig.«
»Das erklärt vieles«, sagte sie. »Für uns ist das Leben ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess. Ohne Fürsorge können wir nicht überleben. Das haben Sie nie erlebt. Sie sollten sich darum kümmern, dass die Kinder in den Sklavenbaracken besser aufgezogen werden. Seien Sie freundlicher zu ihnen, unterstützen Sie ihre Neugier.«
»Ist das wieder einer von Ihren Verbesserungsvorschlägen? Wie viele gravierende Änderungen soll ich Ihrer Meinung zufolge noch vornehmen?«
»Alle, die mir einfallen. Sie müssen die Veränderung an den Menschen bemerkt haben. Sie wirken jetzt viel lebendiger, nachdem sie nur ein klein wenig Mitgefühl erfahren haben.«
»Ihr Mitgefühl, nicht meins. Und das ist den Sklaven bewusst.« Der Roboter ließ sein Gesicht zum inzwischen vertrauten Ausdruck der Verblüffung zerfließen. »Ihr Geist stellt eine einzige Ansammlung von Widersprüchen dar. Es erstaunt mich, dass sie jeden neuen Tag überleben und keinen geistigen Zusammenbruch erleiden. Vor allem mit diesem Kind.«
»Der menschliche Geist ist widerstandsfähiger, als Sie sich vorstellen können, Erasmus.« Serena hielt das Baby an ihre Brust. Jedes Mal, wenn sich der Roboter beklagte, wie viel Arbeit Manion erforderte, ängstigte sie sich, er könnte ihr das Baby wegnehmen. Sie hatte die überfüllten, unmenschlichen Quartiere mit den heulenden Kindern aus den niederen Kasten gesehen. Obwohl es ihr gelungen war, die Lebensbedingungen der Sklaven zu verbessern, konnte sie den Gedanken nicht ertragen, dass auch ihr eigenes Baby so aufwachsen musste.
Nun stand Erasmus neben der geschmacklosen Statue eines Schwertfisches und sah zu, wie Serena an einem sonnigen Nachmittag mit Manion spielte. Die beiden plantschten in einem der seichten blauen Pools des Anwesens. Dieser lag auf einer hohen Terrasse und erlaubte einen atemberaubenden Ausblick auf die Brandung des Ozeans. Serena hörte das Rauschen und die Rufe von Gänsen, die über den Himmel zogen.
Der nackte Manion juchzte in den Armen seiner Mutter, während er unbeholfen mit den Händen aufs Wasser klatschte. Der Roboter hatte vorgeschlagen, dass Serena ebenfalls nackt badete, aber sie hatte darauf bestanden, einen einfachen weißen Badeanzug zu tragen.
Wie immer starrte Erasmus sie und das Baby an. Sie versuchte, die Neugier des Roboters zu ignorieren, solange sie nur eine friedliche Stunde mit Manion genießen konnte. Sie sah bereits, wie viel Ähnlichkeit ihr Sohn mit Xavier hatte. Aber würde er jemals genauso frei wie sein Vater sein, die energische Persönlichkeit und Entschlossenheit zum Kampf gegen die Denkmaschinen entwickeln?
Nachdem sie sich zuvor fast ausschließlich mit großmaßstäblichen politischen und militärischen Angelegenheiten der Liga beschäftigt hatte, widmete Serena Butler nun ihre ganze Zeit der Sorge um ihr Kind. Ihre Probleme waren viel persönlicher und spezieller geworden. Mit erneuerter Kraft arbeitete sie schwer, um ihre Haushaltspflichten zu erfüllen, damit sie sich die Zeit mit Manion verdiente und Erasmus keinen Anlass gab, sie zu bestrafen.
Der Roboter war sich zweifellos bewusst,
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