Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
Menschen, die er sah, die Farben, die Kleidung, ihre Gesichter ... er kam sich vor, als wäre er aus einem Traum erwacht. Vor wappnete sich und war fest entschlossen, den freien Menschen auf jede erdenkliche Weise zu helfen. Sofern sie ihm die Möglichkeit dazu gaben.
Zu einer Befragung wie dieser hätte Agamemnon Schmerzstimulatoren und exotische Folterwerkzeuge eingesetzt. Für die Liga war es zweifellos eine einzigartige Gelegenheit, an Insiderinformationen über Omnius zu gelangen. Die Repräsentanten, die am Tisch saßen oder an den Wänden standen, betrachteten ihn voller Neugier, manche allerdings auch mit offenem Hass oder zumindest Groll.
Bisher war Vor immer stolz auf seine Herkunft gewesen, als er sich noch vom angeblichen Ruhm Agamemnons und der Titanen hatte blenden lassen. Freie Menschen sahen die Geschichte jedoch aus einem anderen Blickwinkel – einem akkurateren Blickwinkel, wie er hoffte.
Vor empfand Unbehagen angesichts so vieler aufgeregter Menschen. Er vermisste Serena und hoffte, dass es ihr gut ging. Hatte sie sich schon mit Xavier Harkonnen getroffen? Würde sie Vor jemals wiedersehen wollen?
Bevor das Raunen im Besprechungsraum völlig verstummte, ergriff Vor das Wort. Er sprach langsam und wählte seine Formulierungen mit äußerster Sorgfalt. »Ich will mich nicht für mein Verhalten entschuldigen. Durch meine Kooperation mit den Maschinen habe ich den Menschen der Liga zweifellos Schaden und Schmerzen zugefügt.« Er sah sich um und erwiderte die neugierigen Blicke. »Ja, ich habe als Trustee an Bord eines Update-Schiffs gearbeitet und Omnius-Aktualisierungen an die Synchronisierten Welten geliefert. Ich wurde von Denkmaschinen aufgezogen und habe ihre Version der Geschichte gelernt. Ich habe sogar meinen Vater, General Agamemnon, verehrt. Ich dachte, er sei ein großer Cymek.«
Gemurmel wurde hörbar. »Doch Serena Butler hat mir die Augen geöffnet. Sie forderte mich auf, in Frage zu stellen, was ich gelernt hatte, und schließlich erkannte ich, dass ich getäuscht wurde.« Es fiel ihm nicht leicht, sein Angebot auszusprechen. Immerhin wäre es der endgültige Verrat an seiner Vergangenheit.
Dann soll es so sein.
Er atmete tief durch und fuhr fort. »Ich hoffe inständig, dass ich mein Wissen und meine Fähigkeiten – und meine detaillierten Informationen über das System der Denkmaschinen – dazu nutzen kann, meinen Mitmenschen zu helfen, die zur Zeit auf der Erde gegen Omnius rebellieren.«
Das Raunen wurde lauter, als den Repräsentanten die Implikationen seiner Worte bewusst wurden. »Ich misstraue jedem Menschen, der seinen Vater verrät«, sagte ein Politiker, ein großer Mann mit Pockennarben im Gesicht. »Woher wissen wir, dass er uns keine gefälschten Informationen gibt?«
Vor runzelte die Stirn, als er diesen Vorwurf hörte. Zu seiner Überraschung meldete sich die schöne und kalte Zufa Cevna zu Wort. »Nein, er spricht die Wahrheit.« Ihre dunklen Augen durchdrangen ihn, und er konnte ihren Blick nur für einen kurzen Moment ertragen. »Wenn er es wagt, uns zu belügen, werde ich es bemerken.«
Einer der am Tisch Sitzenden schaute auf seine Notizen. »Und nun, Vorian Atreides, hätten wir noch eine ganze Reihe von Fragen an Sie.«
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Gibt es eine größere Freude als die Heimkehr? Gibt es lebhaftere Erinnerungen oder strahlendere Hoffnungen?
Serena Butler
Als Serena beim ersten blassen Licht des neuen Tages erwachte, fand sie sich allein in einem weichen Bett wieder, das von beruhigenden Farben, Klängen und Gerüchen umgeben war. Nach Fredos Tod hatte sie ihrer Mutter in der Stadt der Introspektion viele Besuche abgestattet und die kontemplative Atmosphäre genossen. Doch bereits nach kurzer Zeit war sie jedes Mal ungeduldig geworden. Die Meditationen und Grübeleien waren ihr zu wenig, sie wollte lieber etwas Aktiveres unternehmen.
Sie zog sich schnell an, während es draußen immer heller wurde. Xavier war vielleicht schon auf Salusa eingetroffen. Der kurze Schlaf hatte ihr gut getan, aber sie spürte ein bleiernes Gewicht in ihrer Brust, von dem sie sich erst dann erleichtern konnte, wenn sie Xavier wiedersah und ihm von ihrem Sohn erzählte. Trotz ihrer schweren seelischen Verletzungen dachte sie auch jetzt nicht daran, sich ihrer Verantwortung zu entziehen.
Bevor die Stadt der Introspektion vollständig erwacht war, hatte sich Serena leise zu einem Nebengebäude begeben und ein kleines Bodenfahrzeug ausfindig gemacht. Sie wollte ihre
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