Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
können wir überall tun.« Er schob ein Blatt mit Skizzen und scheinbar sinnlosem Gekritzel zur Seite. »Vielleicht wird eine kleine Besichtigungstour Sie zu einem genialen Einfall anregen. Man weiß nie, wann oder wo einen die Inspiration trifft.«
Er führte sie eine steile Treppe hinab, die an einer Steilwand über dem Isana-Fluss verlief. An der Seite des Mannes, der sie ein gutes Stück überragte, atmete Norma tief den säuerlichen, torfigen Geruch des Flusses ein, der Schlick und Vegetationsreste aus dem Hochland anschwemmte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich von ihren Zukunftsaussichten berauscht. Der Weise war aufrichtig an ihren Ideen interessiert, und er ging auf ihre Vorschläge ein, im Gegensatz zur ständigen Verachtung, die ihre Mutter ihr entgegengebracht hatte.
Norma sprach einen Gedanken an, der ihr an diesem Morgen gekommen war. »Weiser Holtzman, ich habe mich mit Ihrem Störschild beschäftigt. Ich glaube, ich verstehe, wie er funktioniert, und ich habe mich gefragt, ob es möglich wäre, ihn irgendwie ... zu erweitern.«
Der Wissenschaftler zeigte zurückhaltendes Interesse, als würde er befürchten, sie könnte Kritik an seiner Erfindung üben. »Ihn erweitern? Er reicht bereits bis über die Atmosphäre eines Planeten hinaus.«
»Ich habe an eine ganz andere Anwendungsmöglichkeit gedacht. Ihr Störfeld ist eine ausschließlich defensive Einrichtung. Was wäre, wenn wir das Prinzip für eine Offensivwaffe verwenden würden?« Sie beobachtete seine Miene und bemerkte Verblüffung, aber eine grundsätzliche Bereitschaft, ihr zuzuhören.
»Eine Waffe? Wie wollen Sie das bewerkstelligen?«
Die Worte sprudelten nur so aus Norma heraus. »Wir könnten zum Beispiel einen ... Projektor bauen. Der das Feld in eine Festung der Denkmaschinen sendet und ihre Gelschaltkreise zerstört. Fast so wie beim elektromagnetischen Impuls einer Atomexplosion.«
Holtzmans Augen leuchteten auf, als er begriff. »Ach so, jetzt verstehe ich! Die Reichweite wäre sehr begrenzt und der Energiebedarf enorm. Aber vielleicht ... könnte es funktionieren. Zumindest ließen sich die Denkmaschinen in einem nicht unbeträchtlichen Radius auslöschen.« Er tippte sich gegen das Kinn. »Ein Projektor ... gut, sehr gut!«
Sie gingen am Ufer entlang, bis sie eine übel riechende Schlammebene mit trüben Tümpeln erreichten. Gruppen von Sklaven in halb zerrissener Kleidung stapften in den Schlamm, einige barfuß, andere mit Stiefeln, die ihnen bis zu den Oberschenkeln reichten. In regelmäßigen Abständen standen Metallfässer auf Pontons. Die Arbeiter traten an die Fässer und nahmen jeweils eine Hand voll des feuchten Inhalts heraus, den sie entlang der Markierungen verteilten, die sich durch den weichen Schlamm zogen.
»Was machen diese Leute?«, fragte Norma. Es sah aus, als wollten sie die Schlammebene mit irgendeinem Muster schmücken.
Holtzman schaute blinzelnd hinüber, als hätte er sich noch nie mit solchen Fragen beschäftigt. »Ach so! Sie pflanzen junge Muscheln. Sie werden aus Eiern herangezüchtet, die man aus dem Flusswasser filtert. In jedem Frühling setzen die Sklaven Hunderttausende aus, vielleicht sogar Millionen. Ich kann es nicht genau sagen.« Er zuckte die Achseln. »Später steigt der Wasserspiegel an, und die Muschelbänke werden überflutet. Wenn sich der Fluss im Herbst wieder zurückzieht, graben Erntemannschaften die Muscheln aus, die dann so groß wie eine Hand sind.« Er hob die Hand. »Sie ergeben ein köstliches Gericht, wenn sie mit Butter und Pilzen gebraten werden.«
Stirnrunzelnd beobachtete sie die Menschen bei der Knochenarbeit und staunte über die Massen, die durch den Schlamm wateten. Die Vorstellung, dass Leute zur Arbeit gezwungen wurden, war ihr fremd und unangenehm, selbst wenn sie an Holtzmans Rechner dachte.
Der Wissenschaftler wollte sich dem Gestank nicht weiter nähern, obwohl Norma sichtlich neugierig war. »Es ist klüger, ein wenig auf Abstand zu bleiben.«
»Weiser, kommt es Ihnen nicht etwas ... scheinheilig vor, dass wir dafür kämpfen, die Menschen von der Herrschaft der Maschinen zu befreien, während wir gleichzeitig auf einigen Liga-Welten unsere eigenen Sklaven halten?«
Er sah sie verdutzt an. »Aber wie sollte sonst die Arbeit auf Poritrin erledigt werden, wenn wir keine hoch entwickelten Maschinen haben?« Als er daraufhin Normas besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, schien er nach einer Weile zu verstehen, was sie beschäftigte. »Ach
Weitere Kostenlose Bücher