Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
»Ihre Idee, mein Störfeldsystem als Waffe zu benutzen, gefällt mir sehr. Ich habe bereits darüber nachgedacht, wie man einen transportablen Feldgenerator konstruieren könnte, der sich am Boden einsetzen ließe.«
»Ich verstehe«, sagte sie zögernd. »Ich werde mir noch mehr Mühe geben, Ihnen neue Ideen zu liefern.«
Auch nachdem er gegangen war, konnte Norma den Blick nicht von den brennenden Flößen losreißen. Sie hatte gesehen, wie die Sklaven im Schlamm Muscheln ausbrachten und in den Labors unablässig Gleichungen lösten. Und nun starben sie scharenweise an einem tödlichen Fieber ... doch sie ließen sich problemlos ersetzen.
Die Liga der Edlen kämpfte verzweifelt darum, nicht von den Denkmaschinen versklavt zu werden. Norma schüttelte den Kopf über diese Scheinheiligkeit.
36
Alle Menschen sind nicht gleich geschaffen, und das ist die Wurzel sozialer Unruhen.
Tlaloc, Zeit der Titanen
Die Sklavenjäger der Tlulaxa fielen keineswegs wie ein militärisches Überfallkommando über Harmonthep her, sondern eher wie eine erschöpfte Karawane.
Tuk Keedair befand sich an Bord des Flaggschiffs der kleinen Flotte, aber er überließ die Navigations- und Waffensysteme dem Neuling Ryx Hannem. Der junge Mann war noch nicht durch das Sklavengeschäft abgestumpft und würde alles tun, um einen guten Eindruck auf Keedair zu machen. Der Veteran des Fleischhandels wollte sehen, aus welchem Holz sein Novize geschnitzt war.
Keedair hatte eine platte Nase, die er sich in seiner Jugend zweimal gebrochen hatte. Es gefiel ihm, wie der Knorpel wieder zusammengewachsen war, weil es seinem wölfischen Gesicht einen verwegenen Ausdruck verlieh. Im rechten Ohr trug er einen dreieckigen Goldring, in den geheimnisvolle Schriftzeichen graviert waren, die er bisher niemandem übersetzt hatte. Ein dicker schwarzer, von grauen Strähnen durchzogener Zopf hing ihm links über die Schulter – ein Zeichen, auf das er stolz sein konnte, da ein Fleischhändler sich traditionsgemäß nach jedem erfolglosen Geschäftsjahr den Zopf abschneiden musste. Und Keedair hatte sehr langes Haar.
»Haben wir schon die Koordinaten?«, fragte Hannem, der nervös auf seine Instrumente und dann durch die Schutzscheibe des Cockpits nach draußen blickte. »Wo sollten wir anfangen, Herr?«
»Harmonthep gehört zu den Unverbündeten Planeten, mein Junge, und die buddhislamischen Wilden drucken keine Landkarten. Wir suchen einfach nach irgendeinem Dorf und beginnen dann mit der Ernte. Hier führt niemand Volkszählungen durch.«
Hannem suchte die Oberfläche nach Dörfern ab. Die Flotte der Tlulaxa-Schiffe kreuzte über einem wasserreichen grünen Kontinent. Weder Berge noch Hügel überragten die Landschaft aus Seen, Sümpfen und Flussläufen. Der Planet schien wenig Lust zu verspüren, seine Landmassen über die Höhe des Meeresspiegel hinaus zu erheben. Selbst die Ozeane waren seicht.
Nach ein paar weiteren Flügen würde sich Keedair vielleicht einen längeren Urlaub auf Tlulax gönnen, der isolierten Heimatwelt seines Volkes. Es war ein schöner Planet, um sich zu entspannen, auch wenn er davon überzeugt war, schon bald wieder unruhig zu werden. Als »Händler für menschliche Ressourcen« hatte Keedair kein festes Zuhause.
Die biologische Industrie der Tlulaxa hatte einen ständigen Bedarf an frischem Rohmaterial, das aus neuen Individuen gewonnen wurde, aus bisher ungenutzten genetischen Linien. Durch die strenge Geheimhaltung ihrer Aktivitäten auf Tlulax war es ihnen gelungen, ihre ahnungslosen Kunden aus der Liga zu täuschen. Wenn der Preis stimmte und große Not herrschte, schluckten die Edlen problemlos die Geschichten von hoch entwickelten Biotanks, in denen lebensfähige Ersatzorgane herangezüchtet wurden. Die fleißigen Forscher hofften, ihre Klontanks irgendwann so modifizieren zu können, dass sie tatsächlich solche Produkte hervorbrachten, aber die dazu notwendige Technologie war noch gar nicht vorhanden.
Es war wesentlich einfacher, sich aus den Scharen vergessener Menschengruppen zu bedienen, die auf abgelegenen Planeten lebten. Niemand würde die Entführungen bemerken, und die Gefangenen wurden sorgsam nach ihren genetischen Eigenschaften katalogisiert.
Doch der plötzliche Mangel an lebensfähigen Sklaven auf Poritrin hatte Keedairs geschäftliche Orientierung kurzfristig geändert. Solange die Epidemie grassierte, war es profitabler, einfach nur Gefangene zu liefern, lebende Körper, die keine
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