Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Geduld zur Abgeordneten von Pincknon. »Wie lautet Ihre Frage?«
Muñoza Chen schien die gemurmelten Kommentare nicht wahrzunehmen. »Ihr Djihad-Rat findet immer mehr Bereiche, die in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. Ursprünglich hatten Sie sich darauf beschränkt, die militärischen Operationen der Armee des Djihad zu leiten sowie die innenpolitische Sicherheit durch die Arbeit der Djipol zu gewährleisten. Inzwischen verwaltet der Rat zudem die Flüchtlinge, verteilt Vorräte und führt neue Zölle und Steuern ein. Wann wird diese besorgniserregende Ausweitung von Machtbefugnissen ein Ende haben?«
Iblis nahm sich vor, seinen Polizeichef Yorek Thurr anzuweisen, diskrete Nachforschungen über diese Frau anzustellen. Vielleicht wurde es sogar notwendig, jemanden erdrückende Beweise für Chens »betrügerische Verbindungen« zu den Denkmaschinen »finden« zu lassen. Thurr war sehr fähig, was solche Arrangements anbelangte. Vielleicht befand sie sich in einer gesundheitlichen Verfassung, die zu einem »bedauerlichen« Todesfall führen konnte.
»Überlebende und Flüchtlinge in Kriegsgebieten zu verwalten steht in ganz offensichtlicher Beziehung zum Mandat des Rates«, antwortete er ruhig, »ebenso wie die Ausbildung der Sanitäter und die Verteilung der benötigten medizinischen Vorräte. Als wir letztes Jahr Tyndall von den Maschinen zurückeroberten, leitete der Rat sofortige Hilfslieferungen ein. Durch die Einführung von Notstandssteuern und die Beschlagnahmung von Luxusgütern auf wohlhabenden Liga-Welten konnten wir diesen armen Menschen Unterkünfte, Medizin und neue Hoffnung geben. Hätten wir diese Angelegenheiten dem Liga-Parlament überlassen, Madame Chen, würde es noch heute in offenen Sitzungen darüber beraten.« Er wandte sich zum Podium und fügte beiläufig hinzu: »Ich habe von der Bevölkerung von Tyndall noch keine Beschwerden gehört.«
»Aber wenn der Rat seinen Zuständigkeitsbereich ohne die Zustimmung des ...«
Iblis schnaufte ungeduldig. »Ich könnte solche Fragen stundenlang mit Ihnen diskutieren, aber wollen diese Leute hier das wirklich hören?« Er hob fragend die Hände, und wie auf Kommando hallten Buhrufe durch den Saal. Zum Teil stammten sie von seinen eigenen Leuten, aber viele dieser Kundgebungen kamen spontan. »Wie dem auch sei, ich bin heute vor diese Versammlung getreten, um Ihnen spezielle Erkenntnisse mitzuteilen, die kürzlich in alten Muadru-Inschriften enthüllt wurden.«
In den starken Händen hielt er ein bedeutendes Stück Geschichte, eine uralte Platte aus gehauenem Stein zwischen zwei Scheiben aus bruchsicherem Plaz. Er stellte den Rahmen auf das Rednerpult. »Dieses Fragment wurde vor zwei Jahrhunderten auf einer unbewohnten Welt ausgegraben, aber nie übersetzt. Bis heute .«
Das verblüffte Publikum verstummte. Die übergangene Muñoza Chen zögerte, dann setzte sie sich unbeholfen, ohne ihre Frage offiziell zurückgezogen zu haben.
»Diese Zeichen wurden von einem längst verstorbenen Propheten in einer Sprache namens Muadru auf dauerhaftem Stein niedergeschrieben. Die Worte aus der Vergangenheit stammen vermutlich von der Erde, der Mutterwelt der Menschheit.« Er wandte den Blick dem Sekundanten zu, der neben dem altehrwürdigen Gehirn im Konservierungsbehälter saß. »Durch die Unterstützung der Kogitorin Kwyna wurde es mir ermöglicht, diese archaischen Runensymbole zu übersetzen und zu verstehen. Kwyna, würdet Ihr nun bitte die Leitung übernehmen?«
Unsicher stand der Mönch auf und trug den verzierten Gehirnbehälter zu einem goldenen Tisch neben dem Sprecherpodium. Für Iblis war es eine aufregende Erfahrung, neben einem so großartigen Geist zu stehen. Der Mann im safrangelben Gewand wartete.
Iblis folgte den komplexen Runen mit der Fingerspitze. Das Publikum verharrte in stummer Ehrfurcht, als er vorzulesen begann und die scharfen Schnalzlaute und weichen, rollenden Silben deutlich aussprach. Fremdartige, unbegreifliche Laute hallten durch den großen Versammlungssaal und verzauberten das Publikum.
Jedes Mal, wenn Iblis verstummte, presste der Assistent der Kogitorin seine Handfläche gegen das gewölbte Gefäß, das Kwynas lebendes Gehirn enthielt, und führte vorsichtig die Finger in das hellblaue Fluid. Mit Hilfe dieser Verbindung übersetzte er die Muandru-Worte mit einer Stimme, die weit entfernt klang – als würde er aus der tiefsten Vergangenheit sprechen.
Der Runenstein war bei einem weit zurückliegenden Unglück
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