Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Kristallbehälter kniete.
Manion sah hier so friedlich und so beschützt aus. Das zarte Gesicht und die zerbrechlichen Knochen des Jungen waren zerschmettert worden, als der monströse Roboter Erasmus ihn von einem hohen Balkon hatte fallen lassen, doch Iblis Ginjo hatte dafür gesorgt, dass seine äußere Gestalt und die Gesichtszüge von Leichenkosmetikern wiederhergestellt wurden. Ihr Sohn war so konserviert, wie Serena ihn in Erinnerung behalten wollte. Ja, der treue Iblis hatte sich um alles gekümmert.
Wäre er noch am Leben, wäre Manion jetzt ein erwachsener junger Edelmann ... alt genug, um verheiratet zu sein und eigene Kinder zu haben. Während sie in sein schönes Gesicht blickte, stellte Serena sich vor, was er hätte erreichen können, wenn die Denkmaschinen nicht gewesen wären.
Stattdessen hatte das unschuldige Kind einen Djihad geboren, der sich durch Sonnensysteme brannte. In seinem Namen schürten die Menschen Revolutionen auf den Synchronisierten Welten und griffen die Roboterschiffe und alle Inkarnationen von Omnius an. Milliarden waren bereits für die heilige Sache gestorben. Erasmus musste beim atomaren Angriff zerstört worden sein, der die Denkmaschinen auf der Erde ausgetilgt hatte. Doch der Computer-Allgeist herrschte immer noch über den Rest seines Reiches, und die Menschen durften in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen.
Der Schmerz wollte nicht weichen. Serenas tiefste Seele war durch die Ermordung ihres Sohnes zerschmettert worden. In seiner Gegenwart zu meditieren gab ihr die nötige Kraft, um den Djihad weiter anzuführen. Dieser Schrein, der Manions Leichnam enthielt, war ihr und wenigen auserwählten Anhängern vorbehalten.
Weitere Heiligtümer und kunstvolle Reliquienschreine waren überall auf Salusa Secundus und anderen Liga-Welten errichtet worden. Manche waren mit Gemälden des göttlichen Jungen als Opferlamm geschmückt, obgleich keiner der Künstler ihn lebendig gesehen hatte. Manche Schreine enthielten angeblich kleine Teile seiner Kleidung oder Haare oder gar mikroskopische Zellproben. Obwohl Serena die Authentizität solcher Ausstellungsstücke anzweifelte, hatte sie nie gefordert, dass sie entfernt würden. Der Glaube und die Hingabe der Menschen waren wichtiger als Pedanterie.
Nachdem es nicht gelungen war, die Synchronisierte Welt Bela Tegeuse niederzuwerfen, und nachdem die Denkmaschinen erneut Salusa Secundus angegriffen hatten – und zurückgeschlagen worden waren –, hatte Iblis Serena davon überzeugt, dass sie ihre Macht nicht schwinden lassen oder ihre Sicherheit für bedeutungslose politische Aktivitäten riskieren durfte. Stattdessen beschränkte sie ihre öffentlichen Auftritte auf Angelegenheiten von größerer Bedeutung. Er hatte betont, dass die Menschheit ohne Serena Butlers Inspiration nicht den Willen zum Kampf aufbringen würde. Also hielt sie große inspirierende Ansprachen, und die Menschen brachen auf, um ihr Leben für die Sache – für Serena – zu opfern.
Trotz Iblis' Vorsichtsmaßnahmen war Serena nur knapp einem Anschlag entronnen, als sie ein Jahr, nachdem sie die Rolle des kommissarischen Viceroy angenommen hatte, eine Rede vor dem Parlament hatte halten wollen. Der Attentäter war getötet worden, und der Djipol-Chef Yorek Thurr hatte in seinem Besitz ungewöhnliche Maschinentechnik entdeckt. Zum ersten Mal war die Liga mit Omnius' Spionen konfrontiert worden.
Im Aufruhr hatten die meisten Menschen nicht verstanden, was jemanden dazu bringen konnte, freiwillig den unmoralischen Denkmaschinen Treue zu schwören. Doch dann hatte Iblis auf dem großen Platz von Zimia zu einer großen Menschenmenge gesprochen. »Ich selbst habe erlebt, wie menschliche Sklaven auf den Synchronisierten Welten aufgezogen wurden. Es ist kein Geheimnis, dass Primero Vorian Atreides und ich einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, um Omnius zu dienen. Anderen wurden vielleicht attraktive Belohnungen versprochen – zum Beispiel die Verwandlung in einen Neo-Cymek oder die Herrschaft über Planeten und eigene Sklaven. Wir müssen jederzeit wachsam sein.«
Die Angst vor den Spionen der Denkmaschinen, die verborgen auf den freien Planeten lebten, war für Iblis ein bedeutender Antrieb für die Gründung der Djipol gewesen, einer wachsamen Sicherheitsorganisation, die innenpolitische Aktivitäten auf Anzeichen von verdächtigem Verhalten überwachte.
Nach dem Attentatsversuch war Serena eilig in die Stadt der Introspektion gebracht worden, wo sie fortan ein
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