Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
noch zurückgezogeneres Leben führte, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Die alte Anlage war vor Jahrhunderten erbaut worden, zum Teil angeregt durch eine Debatte über den Buddhislam und das anschließende Exil der Zensunni- und Zenschiiten-Sklaven, die sich vor ihrem Auszug generationenlang auf Salusa abgerackert hatten. Nun kamen Anhänger der verschiedenen zersplitterten Glaubensrichtungen hierher, um uralte Schriften, religiöse Werke und philosophische Abhandlungen zu studieren. Gelehrte analysierten ehrwürdige Lehren, von den mysteriösen Muadru-Runensteinen, die auf verschiedenen unbewohnten Welten gefunden worden waren, bis zu den vagen navachristlichen Traditionen von Poritrin und Chusuk, dem Haiku des Zen Hekiganshu auf III Delta Pavonis und den alternativen Interpretationen der Koran-Sutras aus den Glaubensgemeinschaften der Zensunni und Zenschiiten. Die Variationen waren so vielfältig wie die über zahllose Planeten verteilten menschlichen Gemeinden ...
Serena hörte Schritte, die leise auf dem Kiesweg knirschten, und hob den Kopf. Ihre Mutter näherte sich. In Begleitung der Äbtissin befanden sich drei helläugige junge Frauen in weißen, karmesinrot verzierten Roben, deren Säume aussahen, als wären sie in Blut getaucht worden. Die Wächterinnen mit den steinernen Mienen waren groß und muskulös. Eng anliegende Kapuzen aus einem Netz feinster Goldschuppen bedeckten ihre Köpfe. Jede der Frauen hatte sich ein kleines Symbol des Djihad über die linke Augenbraue gemalt.
Vierzehn Jahre zuvor, als der Djipol-Chef zum ersten Mal Omnius-Agenten enttarnt hatte, die geheime Pläne gegen Serena schmiedeten, hatte Iblis eine Spezialeinheit aus weiblichen Wächtern gegründet, die die Priesterin des Djihad schützen sollten. Serenas »Seraphim« waren eine Mischung aus Amazonenkriegerinnen und vestalischen Jungfrauen, sorgfältig ausgewählte Begleiterinnen, denen der Große Patriarch den Auftrag erteilt hatte, jeden von Serenas Wünschen zu erfüllen.
Livia Butler ging schneller und löste sich von den drei Seraphim. Serena trat vom Schrein ihres Sohnes zurück, lächelte und küsste ihre Mutter auf die Wange.
Livia hatte schneeweißes, kurz geschnittenes Haar und trug ein schlichtes langes Gewand aus cremefarbenen Fasern. Sie hatte ein Leben voller Tragödien und schmerzlicher Erfahrungen hinter sich. Nach dem Tod von Serenas Bruder Fredo hatte sich ihre Mutter auf der Suche nach dem Trost und der Weisheit Gottes vom Anwesen der Butlers zurückgezogen. Doch aufgrund ihrer langen Ehe mit dem früheren Viceroy schenkte die würdevolle Frau der Politik und aktuellen Ereignissen immer noch große Aufmerksamkeit. Sie verfolgte die Auswirkungen des Djihad auf die reale Welt, statt sich wie die Kogitorin Kwyna nur mit esoterischen Fragen der Moral zu beschäftigen.
Im Augenblick verriet ihr Gesicht große Besorgnis. »Ich habe gerade die Rede des Großen Patriarchen gehört, Serena. Ist dir bewusst, dass er schon wieder die Trommel für die Armee des Djihad schlägt, indem er zu weiteren blutigen Angriffen aufruft?«
Livia warf einen Blick über die Schulter zum Trio der statuenhaften Seraphim, die zu nahe auf der steinernen Plattform vor dem Schrein standen. Serena bedeutete den Frauen mit einer Geste, sich zu entfernen. Sie folgten der Anweisung, doch nur so weit, dass sie in Rufweite blieben. Zwei von ihnen kannte sie gut, die dritte Seraph war neu und hatte erst vor kurzem ihr hartes Trainingsprogramm absolviert.
»Opfer sind notwendig, um den endgültigen Sieg zu erringen, Mutter«, antwortete sie mit den allzu vertrauten Worten. »Mein Djihad hat zwei Jahrzehnte lang gebrannt, doch nicht hell genug. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir in eine Pattsituation geraten. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln.«
Livias Mund verengte sich beinahe bedrohlich zu einer dünnen Linie. »Ich habe gehört, wie der Große Patriarch dieselben Gründe anführte, mit praktisch denselben Worten.«
»Was stört dich daran?« Serenas lavendelfarbene Augen blitzten auf. »Iblis' Ziele sind dieselben wie meine. Als Priesterin des Djihad kann ich mich nicht um Politik und Machtspiele kümmern. Stellst du mein Urteilsvermögen oder meine Hingabe für die freie Menschheit in Frage?«
»Niemand stellt deine Motive in Frage, Serena«, sagte ihre Mutter mit ruhiger Stimme. »Dein Herz ist rein, wenn auch hart.«
»Die Maschinen haben meine Fähigkeit zu lieben getötet. Der Roboter Erasmus hat sie mir für immer
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