Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Ehe, die Opfer erfordert, würde nur zu Unzufriedenheit führen.« Sie begegnete seinem Blick und schüttelte den Kopf. »Lass uns nichts überstürzen. Wir sollten gründlich über die Konsequenzen nachdenken.«
»Glaub mir, Norma, das ist kein Experiment, bei dem du vorher alle Parameter bestimmen kannst. Auch ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Ich verstehe gut, wie viel dir deine Arbeit bedeutet. Durch meine geschäftlichen Verpflichtungen werden wir immer wieder für längere Perioden getrennt sein, aber dadurch wirst du genügend Zeit für deine Arbeit haben. Denk logisch darüber nach, aber die Entscheidung sollte dein Herz treffen.«
Sie lächelte und warf dann einen überraschten Blick auf einen Kalender, der an ihrem Arbeitstisch befestigt war. »Oh, du wirst schon so bald nach Arrakis aufbrechen?«
»Du hast viel Zeit, es dir zu überlegen. Wir haben so lange gewartet, dass ich auch noch etwas länger warten kann. Wenn du mir sagst, dass du über meinen Antrag nachdenken wirst, weiß ich, dass du es mit der gründlichen Aufmerksamkeit tun wirst, die ich mir von dir erhoffe.« Venport löste den glatten, eiförmigen Soostein und reichte ihn Norma. »Wirst zu wenigstens mein Geschenk annehmen? Als Zeichen unserer Freundschaft?«
»Natürlich.« Ihre Finger strichen über die perlenglatte Oberfläche des Soosteins. Sie lächelte traurig. »Siehst du? Schon jetzt hast du mich von der Arbeit abgehalten – auch wenn es eine sehr angenehme Ablenkung war. Aurelius, war ich wirklich so weltvergessen, dass ich nichts von deinen Gefühlen für mich bemerkt habe?«
»Ja.« Er lächelte. »Und ich verspreche dir, dass sich nichts an meinem Entschluss geändert haben wird, wenn ich zurückkehre.«
* * *
Nachdem er nun schon seit vielen Monaten von Poritrin und Norma fort war, kreuzte Venport in einem Erkundungsflugzeug über der Wüste von Arrakis. Er wurde nur von seinen Leibwächtern begleitet. Auf dieser Expedition brauchte er Naib Dhartha nicht. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die monotone Landschaft.
Aus langer Erfahrung drehten sich seine Gedanken um Kostenkontrolle. Er überlegte ständig, wie er in seinen verschiedenen Unternehmungen unwirtschaftliche Mittelsmänner umgehen konnte. Direkter Zugang war der Schlüssel zur Gewinnmaximierung, ganz gleich, ob es um den Handel mit pharmazeutischen Produkten, Leuchtgloben oder Melange ging.
Bislang waren die Zensunni bereit, die Risiken auf sich zu nehmen, und sie behaupteten, sich bestens mit der lebensfeindlichen Umgebung von Arrakis auszukennen. Deshalb hatten Venport und Keedair darauf verzichtet, die Gewürzernte selber in die Hand zu nehmen. Doch was war, wenn VenKee Enterprises eigene Arbeiter einstellte und Naib Dhartha und die mit ihm verbundenen Probleme umging?
Der Erkunder schüttelte sich, als er in eine Turbulenz geriet. Die Söldner in der Kabine fluchten über den Piloten, den er am Raumhafen von Arrakis City angeheuert hatte, aber er achtete nicht darauf. Gueye d'Pardu war in jungen Jahren nach Arrakis eingewandert und hatte sich als Reiseführer selbstständig gemacht, obwohl es auf einer so isolierten Welt nur wenige Kunden gab. D'Pardu hatte versprochen, Venport zu einer Stelle mit atemberaubend schönem »Gewürzsand« zu bringen.
Staub am Horizont verschleierte die frühe Morgensonne und ließ keine Farbe hindurch. Statisches Rauschen drang aus einem Lautsprecher im Passagierabteil, als der Pilot das Wort an sie richtete. »Direkt voraus befindet sich ein Sturm. Die Wettersatelliten zeigen, dass er sich in die Tanzerouft hinausbewegt, also dürften wir keine Probleme bekommen. Trotzdem sollten wir ihn im Auge behalten.«
»Was ist die Tanzerouft?«, fragte Venport.
»Die offene Wüste. Da draußen ist es extrem gefährlich.«
Sie flogen eine halbe Stunde lang weiter. Sie schwebten an einer Felsformation vorbei und drehten dann in Richtung der matten Sonne und in die freie Wüste ab.
Im Dorf hatte Venport gehört, wie die Einheimischen über Arrakis sprachen, als wäre der Planet ein Lebewesen mit eigenem Bewusstsein. Amüsiert hatte er den Aberglauben als Unsinn abgetan, doch als er nun über die Dünen hinwegflog, fragte er sich, ob die Einwohner vielleicht doch Recht hatten. Er fühlte sich seltsam, als würde jemand ihn beobachten. Er und seine paar Begleiter waren hier draußen völlig allein. Schutzlos ...
Allmählich veränderte sich die hellbraune Landschaft, als hier und dort rostbraune oder
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